Online-Fortbildung Qualzucht: Aufgaben und Pflichten für Tierärzt/innen
(04.11.2021) Die einseitige Zucht auf bestimmte körperliche Merkmale oder extreme Ausprägungen kann sich sehr nachteilig auf Gesundheit und Wohlbefinden der Nachkommenschaft auswirken (extreme Brachycephalie, Merle-Faktor u. a.).
Verbote allein helfen oftmals nur wenig. Qualzuchten können langfristig nur unterbunden werden, wenn sich Tierfreunde bewusst gegen eine Rasse oder gegen eine Zuchtlinie entscheiden, bei der ein Gendefekt zum Schönheitsideal erhoben wurde.
Die sich im Spannungsfeld zwischen eigenem moralischem Anspruch und ökonomischen und gesellschaftlichen Zwängen befindliche Tierärzteschaft sollte sich ihrem Ethikkodex gemäß pro animale positionieren und die gesetzlich legitimierten Interessen der Tiere sachlich und undogmatisch vertreten.
Dabei müssen sich alle beteiligten Gruppierungen auch darüber im Klaren sein, dass diese Ziele zwar mit Beharrlichkeit zu verfolgen sind, aber nicht immer kurzfristig voll umfänglich verwirklicht werden können.
Die Akademie für tierärztliche Fortbildung, die Tierärztekammer Berlin und das Internetportal Vetion.de haben sich zusammengeschlossen, um auf diese Problematik aufmerksam zu machen.
Das Ergebnis sind zwei Online-Seminare für Tierärztinnen und Tierärzte, die Aufgezeichnet wurden und noch bis zum 17. November 2021 als Fortbildung belegt werden können.
Das Online-Seminar I für Tierärzte*innen im öffentlichen Dienst beinhaltet eine Einleitung aus juristischer Sicht sowie eine Vorstellung der Aufgaben/Pflichten von Amtstierärzten hinsichtlich des Themas Qualzuchten. Weiterhin wird eine Anleitung zur Überprüfung und Ersteinschätzung von Zuchtbeständen gegeben.
Prof. Cirsovius widmet sich der Fragestellung, ob die geplante Zucht mit defektbehafteten Elterntieren mit dem langfristigen Ziel der Wiederherstellung einer gesunden, nicht mehr der rechtlichen Qualifikation als Qualzucht unterfallenden Rasse, rechtlich zulässig ist. Im Fokus steht hier das Einzeltier in den Generationen, die zum langfristigen Erreichen des Ziels gezüchtet werden müssen und wie dies rechtlich zu bewerten ist.
Das Online-Seminar II ist vor allem für praktizierende Tierärzte*innen gedacht.
Dr. Röcken, Vorsitzender der Ad-hoc-Arbeitsgruppe Zucht und Qualzucht von Klein- und Heimtieren der BTK, stellt den Kollegen/innen aus der kurativen Praxis vor, was die Tierärzteschaft auf nationaler und internationaler Ebene bisher bewegt hat und was jeder einzelne in der Praxis tun kann, um dem alles überragenden Zuchtziel eines vitalen, gesunden, schmerz- und leidensfreien Tieres Stück für Stück Geltung zu verschaffen.
PD Dr. Arlt stellt in dem Zusammenhang die Leitlinien der Tierklinik für Fortpflanzung der FU Berlin vor.
Beide Seminare werden durch die Vorstellung der neuen Initiative QUEN Qualzucht-Evidence Network abgerundet. QUEN wird von zahlreichen namhaften Privatpersonen sowie tierärztlichen Organisationen unterstützt.
Programm & Online-Anmeldung unter Myvetlearn.de