Hochpathogene Varianten der Vogeltrichomonose gefährdet Vogelbestände

(22.08.2018) Immer mehr Wildvögel erkranken an der Vogeltrichomonose, die normalerweise Tauben befällt. So sind Epidemien bei Wildvögeln wie das Finkensterben in Großbritannien (2005) und in Deutschland im Jahr 2009 auf diese Krankheit zurückzuführen.

Verursacher der Vogeltrichomonose ist der einzellige Parasit Trichomonas gallinae, der sich hauptsächlich in den oberen Atemwegen vermehrt. Genetische Studien haben einige hochpathogene Varianten des Parasiten in Vögeln bestimmt, die für diese Epidemien verantwortlich waren.


Auch Singvögel wie die Amsel können mit Vogeltrichomonose infiziert sein.

Die Verbreitung der Vogeltrichomonose und ihrer besonders gefährlichen genetisch Linien in Wildvögeln hat die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Petra Quillfeldt an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der JLU untersucht.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „PLoS One“ veröffentlicht.

Für die Studie nahmen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 440 Tupferproben im Schnabel von 35 Vogelarten in Hessen und untersuchten diese auf den Erreger der Vogeltrichomonose.

Die meisten der untersuchten Vögel waren Patienten der Vogelklinik der Universität, weitere Tiere wurden in freier Wildbahn gefangen und nach der Probennahme wieder freigelassen.

Insgesamt waren 36 Prozent der Vögel infiziert, am häufigsten Eulen (58 Prozent) und verschiedene Taubenarten (50 Prozent), gefolgt von Greifvögeln (36 Prozent). Bei den Singvögeln betrug die Infektionsrate 28 Prozent.

Die Studie zeigte eine hohe Infektionsrate bei Wildvögeln, die gefährliche Linie ist weitverbreitet: So wurde die hochpathogene genetische Linie des Parasiten wurde in elf der 35 Arten gefunden, einschließlich Tauben (Stadttaube, Ringeltaube, Hohltaube), Singvögeln (Grünfink, Buchfink, Amsel) und Greifvögeln (Turmfalke, Sperber, Rotmilan, Wanderfalke und Mäusebussard).

„Diese Befunde sind besorgniserregend, da in Deutschland bereits seit mehreren Jahren epidemische Ausbrüche von Trichomonosen beobachtet werden, die schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Vogelpopulation haben können“, so Quillfeldt.

„Diese Krankheit kann zu den vielfältigen Belastungen beitragen, denen Vögel in Gebieten mit hoher Landnutzungsintensität ausgesetzt sind.“

Auch Vogelfreunde mit einer Trinkstelle im Garten sollten den Ergebnissen Beachtung schenken: Da sich Trichomonosen auch über Vogeltränken verbreiten können, ist hier besonders bei warmem Wetter ein häufiger Wechsel des Wassers und eine gründliche Reinigung der Trinkstelle wichtig.



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