Forscher untersuchen Bewegungsabläufe von Ameisenbären
(01.10.2018) Ameisenbären auf dem Laufband: Erstmals sind an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig mit einer speziellen, hochmodernen Anlage zwei Tamanduas so der lateinische Name der exotischen Tiere in Bewegung geröntgt worden.
Der Biologe Prof. Dr. John Nyakatura von der Humboldt-Universität Berlin hat sich dafür eine Zeitlang Hugo und Faya aus dem Zoo Dortmund ausgeliehen. In der Fluokinanlage am Veterinär-Anatomischen Institut der Universität Leipzig analysiert er die Bewegungen der beiden Ameisenbären beim Laufen, Klettern und beim Aufbrechen eines Termitenhügels.
Die Vorbereitung zu dieser gemeinsamen Studie der Universität Leipzig mit der Humboldt-Universität Berlin, an der auch Franziska Grandt, Doktorandin der Veterinärmedizinischen Fakultät, maßgeblich mitgewirkt hat, dauerten 18 Monate.
Ameisenbären, Faul- und Gürteltiere gehören zu einer besonderen Gruppe von Säugetieren, den Nebengelenktieren. Sie haben viele ihrer ursprünglichen Merkmale erhalten und sind deshalb für uns Evolutionsbiologen besonders interessant, sagt Nyakatura.
Er und Dr. Sandra Geiger von der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VMU), die am Veterinär-Anatomischen Institut der Universität Leipzig promoviert hat und sich mit der Fluokinanlage bestens auskennt, untersuchen detailliert den Bewegungsapparat der Tamanduas in Aktion.
Sie analysieren, welche Muskeln die Tiere wofür nutzen und welche Technik sie einsetzen, wenn sie an ihre Lieblingsnahrung kommen wollen. Adrian Scheidt, Student der Humboldt-Universität Berlin, schreibt zu dem Thema seine Masterarbeit und hat zur Beobachtung der Tiere beim Graben einen Termitenhügel aus Lehm nachgebaut.
Wir wollen durch unsere Untersuchungen besser verstehen, wie die Bewegungsabläufe bei den Tamanduas sind. Sie klappen die Hände beim Laufen zur Seite, um die Krallen zu schonen. Jetzt können wir sehen, was da genau abläuft.
So konnten wir die Tiere noch nie beobachten, berichtet Nyakatura, der sich von der Studie neue Erkenntnisse über die Evolution des Bewegungsapparates der Tiere erhofft
Die im Jahr 2013 eingeweihte Fluokinanlage der Veterinärmedizinischen Fakultät befindet sich im Veterinär-Anatomischen Institut und wird von Prof. Christoph Mülling und seinem Team betrieben.
Die Anlage ermöglicht die Aufnahme von Hochgeschwindigkeits-Röntgenfilmen auch von größeren Tieren wie Pferden, Rindern und Schweinen auf dem Laufband.
Mit dem Gerät können komplexe biomechanische Bewegungsabläufe erkannt und analysieren werden. Sie ist neben einer kleineren Anlage an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena die einzige ihrer Art in Deutschland.