Künstliches Hüftgelenk für Tiger

(28.01.2011) In der Klinik für Kleintiere der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig ist weltweit erstmals einem Tiger ein künstliches Hüftgelenk implantiert worden.

Röntgenaufnahme des Tigers nach der Operation; Bildquelle: Dr. Böttcher
Röntgenaufnahme des Tigers nach der Operation
Die acht Jahre alte Raubkatze "Girl" aus dem Zoo Halle litt am rechten Hüftgelenk unter Arthrose, wie PD Dr. Peter Böttcher von der Kleintierklinik sagt.

Er war einer der fünf Spezialisten, die dem Tiger am Sonntag in einer dreistündigen Operation ein speziell angefertigtes Hüftgelenk eingesetzt haben.

Der Patientin, die während der Operation fast einen Herzstillstand erlitten hätte, gehe es mittlerweile den Umständen entsprechend gut. "Wir sind zufrieden", sagt Dr. Böttcher.

Anästhesie-Professorin Michaele Alef, die neben ihm die Operation geleitet hat, habe den Zustand des Tieres während des Eingriffes wieder stabilisiert. Unmittelbar nach der Operation wurde die Malaysische Tigerin in ihr bekanntes Umfeld im Zoo zurück gebracht.

Dort befindet sie sich jetzt in einem separaten Innengehege, das die Besucher nicht einsehen können. Diese Ruhe ist dem Fachmann zufolge notwendig, um ein gefährliches Ausrenken des künstlichen Hüftgelenkes zu verhindern.

Dies sei die größte Gefahr in den ersten sechs Wochen nach der Operation. Danach stünden für den Tiger die Chancen gut, bis zu seinem Tod mit der künstlichen Hüfte zu leben. Die Raubkatzen haben eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren.

Ausgangspunkt für die Operation war eine schmerzhafte Lahmheit, an der "Girl" seit dem Frühling des letzten Jahres litt. Der Malaysische Tiger zählt zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten. Weltweit leben in der freien Wildbahn nur noch 500 Tiere. Das war ein weiterer Grund, "Girl" zu operieren.

Die Hüftgelenk-Endoprothese, die der Malaysischen Tigerin eingesetzt wurde, sei bisher nur Hunden implantiert worden, für die sie von Prof. Pierre Montavon von der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit der Schweizer Firma Kyon entwickelt wurde.

"Mir ist weltweit kein anderer Fall bekannt, bei dem einem Tiger ein künstliches Hüftgelenk implantiert wurde", berichtet Dr. Böttcher. Kyon habe speziell für "Girl" eine passende Prothese gefertigt und kostenlos zur Verfügung gestellt.

Auch der italienische Kleintierspezialist Dr. Aldo Vezzoni, der weltweit über die größten Erfahrungen mit dem Einsatz dieser speziellen Prothesenart bei Hunden verfügt, sei ohne Honorar zur OP nach Leipzig geflogen, um seine Kollegen bei dem Eingriff zu unterstützen.

Dem Zoo in Halle, mit dem die Kleintierklinik der Universität seit Jahren zusammenarbeitet, seien daher durch diese aufwendige Operation keine größeren Kosten entstanden.

Seit einigen Jahren wird die Kyon Hüft-Endoprothese auch beim Menschen eingesetzt. "Der Hund war in dem Fall Vorreiter für den Menschen", erklärt Dr. Böttcher.

Die Hüft-Endoprothese der Firma Kyon ist Dr. Böttcher zufolge eine sehr spezielle Prothese, da das Pfannenimplantat eine doppelte Titanummantelung für eine bessere Knochenintegration hat.

Zudem ermöglicht ein spezielles Design von Kopf und Pfanne einen reduzierten Materialverschleiß, so dass diese Prothese deutlich länger halte als andere.

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