Viele verletzte Wildvögel – Hochbetrieb an der Vogelklinik in Leipzig
Fast eine Stunde war der kleine Junge mit der Straßenbahn unterwegs. In einem Karton hatte er eine verletzte Amsel dabei, die er zuvor zufällig gefunden hatte und in der Vogelklinik der Universität Leipzig behandeln lassen wollte.
"Solche Fälle haben wir hier sehr oft. Nicht selten kommen ganze Familien zu uns und bringen einen verletzten Waldkauz oder einen blutenden Schwan", berichtet Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns, die Direktorin der Klinik für Vögel und Reptilien an der Veterinärmedizinischen Fakultät. Vor allem in den Sommermonaten herrscht an ihrer Klinik Hochbetrieb.
Allein in den vergangenen drei Monaten wurden hier über 200 verletzte Wildvögel behandelt. Vor einigen Wochen musste die Klinik aber ihren Nachtdienst aufgrund Personalmangels einstellen und erntete dafür häufig Unverständnis in der Bevölkerung.
Sie habe sich schweren Herzens zum Verzicht auf die Nachtbereitschaft entschlossen, da die Mitarbeiter der Klinik bis zu elfmal nachts im Einsatz waren, ohne dafür bezahlt werden zu können.
"Wir wollen nicht den Enthusiasmus der tierlieben Leipziger stoppen, können die Nachteinsätze aber personell nicht mehr stemmen", erklärt sie. Die Vogelklinik sei aber weiterhin von 7.30 Uhr bis 20.00 Uhr für die gefiederten Patienten offen.
Wenn herrenlose oder Fundtiere wirklich in akuter Not sind, ist zudem außerhalb der Dienstzeiten der Stadt Leipzig der amtstierärztliche Bereitschaftsdienst über die Feuerwehr-Leitstelle, Tel.: 0341 / 496170 oder das Lagezentrum der Polizei, Tel.: 0341 / 966 42224 erreichbar.
Ein Problem für die Finder sind ihr zufolge auch die dem Laien meist unbekannte Gesetzeslage und die sich daraus ergebenden Zuständigkeiten. Die Artenschutzgesetze sollen zum Schutz vor Wilderei eine Entnahme von wildlebenden Vögeln aus der freien Natur verhindern.
"Eigentlich hätten wir so den Jungen laut Vorschrift mit der Amsel an die Abteilung Stadtforsten der Stadt Leipzig weiter verweisen müssen, aber wir haben das verletzte Tier zunächst hier vor Ort behandelt", sagt Prof. Krautwald-Junghanns. Voraussetzung für eine Behandlung sei dabei, dass der Vogel hinterher wieder in der freien Natur überlebensfähig sein muss.
Rufen die Finder der Tiere in der Vogelklinik an, werden sie zunächst - so sehen es die naturschutzrechtlichen Bestimmungen der Stadt vor - je nach Schutzstatus an das Amt für Umwelt, Untere Naturschutzbehörde, beziehungsweise die Abteilung Stadtforsten, verwiesen. Den Tierliebhabern, die eigentlich nur helfen wollten, erscheine dies oft wie ein undurchschaubares Dickicht.
Besonders schwierig werde es bei geschützten Arten wie dem Mäusebussard. Genau genommen mache sich der Finder eines solchen verletzten Tieres strafbar, wenn er es zur Behandlung in die Vogelklinik bringt, da dieses unter das Jagdrecht fällt.
"Wir weisen niemanden ab, der vor unserer Tür mit einem verletzten Tier steht", sagt die Chefin der Klinik, wo verletzte Wildvögel kostenlos verarztet werden. Natürlich wird dann der Fund an die entsprechende Behörde gemeldet.
Prinzipiell ist es beim Fund eines verletzten, kranken Wildvogels immer ratsam, zunächst eine kompetente Stelle anzurufen und sich beraten zu lassen. Dies kann ein bekannter Tierarzt vor Ort sein, die Vogelklinik oder der Wildpark beziehungsweise eine zuständige Behörde.
Nicht ratsam sei es allerdings, aus dem Nest gefallene Jungvögel mitzunehmen, da sie später nur schwierig ausgewildert werden könnten. In solchen Fällen sei es besser, die jungen Vögel vorsichtig auf einen Baum oder wieder ins Nest zu legen, rät die Expertin. Prof. Krautwald-Junghanns ist sich sicher, dass gerade bei Großstädtern, die oftmals wenig Kontakt zu Tieren haben, ein Tierschutzbewusstsein ausgeprägt ist.
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