VET-MAGAZIN logo
Wie Landnutzungssysteme die Amphibienvielfalt beeinflussen
L. Aceros
Neonikotinoide bedrohen Biodiversität stärker als gedacht
Jan Erik Sedlmeier/Universität Hohenheim
Die Pazifische Auster könnte die Ostsee besiedeln
Youk Greeve
Die Pazifische Auster könnte die Ostsee…
Das Gehirn der Honigbiene erkunden
Jerome Beetz/Universität Würzburg
Das Gehirn der Honigbiene erkunden
Studie widerspricht umstrittener These zur Lebensraumfragmentierung
Wolkenkratzer via Wikimedia Commons
Strategische Partnerwahl bei Guinea-Pavianen
Tessa Frank/Deutsches Primatenzentrum GmbH
Strategische Partnerwahl bei Guinea-Pavianen
Wie Zebrafische Herzmuskelzellen regenerieren
Elvira Eberhardt/Uni Ulm
Lebensräume für Fischnachwuchs am Niederrhein
Michel Roggo
Ludwig-Maximilians-Universität München
Allgemein

Genetischer Auslöser für Epilepsie beim Rhodesian Ridgeback gefunden

Krampfanfälle kommen bei Hunden vergleichsweise häufig vor. Nun haben Tierneurologen für eine bestimmte Form der Epilepsie bei Ridgebacks einen genetischen Auslöser klar definieren können.

. . .

Ursprünglich wurden Rhodesian Ridgebacks für die Löwenjagd gezüchtet. Das klingt ausgesprochen robust.

Doch vor einer Anfälligkeit für schwere Erkrankungen sind die großen, kräftigen Hunde nicht gefeit: Bis zu zwei Prozent der Ridgebacks etwa leiden an einer bestimmten Form der Epilepsie. Sie beginnt schon bei heranwachsenden Hunden mit häufigen zunächst unerklärlichen Muskelzuckungen.

Rund ein Drittel der betroffenen Tiere entwickelt dann auch im Verlauf der Erkrankung zusätzlich schwere Grand-mal-Krampfanfälle.

Die Hunde leiden an einer generalisierten myoklonischen Epilepsie, konnten die Wissenschaftler mit einem neuartigen Video-EEG zeigen, das speziell für die Anwendung am Hund modifiziert wurde. Diese Methode ermöglicht die gleichzeitige Aufzeichnung von Gehirnsignalen und der Aktivität der Hunde.

Ein internationales Wissenschaftler-Team hat jetzt eine genetische Ursache für diese spezielle Erkrankung gefunden – einen Defekt in einem Gen, das offenbar eine wichtige Rolle bei der Modulation des Neurotransmitters Acetylcholin spielt. Es seien bereits eine ganze Reihe von Epilepsie-Genen bei Hunden bekannt, die in ein mutmaßlich multifaktorielles Geschehen eingreifen.

Doch der jetzt gefundene Gendefekt werde autosomal-rezessiv vererbt: Werden zwei Hunde miteinander gekreuzt, die Träger des defekten Genes sind, ist ein Teil des Wurfes auf jeden Fall mit der Krankheit belastet.

Von seinen Befunden berichtet das Team unter der Leitung von Professor Andrea Fischer, Neurologin an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU und Professor Hannes Lohi, Molekulargenetiker an der Universität Helsinki, Finnland gemeinsam mit Professor Fiona James von der Universität Guelph, Kanada, Humanmedizinern und Tierneurologen jetzt im renommierten Fachblatt PNAS.

Epilepsie ist die häufigste chronische neurologische Erkrankung bei Hunden – mit einem – angesichts forcierter Züchtungen – hohen genetischen Anteil an der Entstehung.

Viele Hunderassen gehen jeweils auf eine geringe Zahl von „Gründer“-Individuen zurück und bildet eine eigene Population mit einem sehr homogenen Phänotyp und stark eingeschränkter genetischer Diversität. Das bedeutet, dass sich einmal eingeschleppte Gendefekte lange halten.

Für die nun beschriebene Form von Epilepsie bei Ridgebacks haben die Wissenschaftler sogar einen Gentest entwickelt. Die Erkrankung lässt sich vermeiden, wenn Rhodesian Ridgebacks vor der Zucht im Gentest untersucht werden.

So lange nur ein Elternteil Träger des Gens ist, wird die Epilepsie nicht auftreten. Erst wenn beide, Rüde und Hündin, Träger des Gens sind, tritt die Epilepsie bei den Welpen auf.

Laut Fischer helfen Gentest und Video-EEG außerdem dabei, an Epilepsie erkrankte Rhodesian Ridgebacks möglichst frühzeitig zu erkennen und behandeln.

Im vorliegenden Fall versprechen sich die Wissenschaftler aus weiteren Untersuchungen auch Erkenntnisse für die Humanmedizin: Das Gen, in dem beim Hund der Defekt auftreten kann, habe eine Entsprechung im menschlichen Erbgut. Die könnte, so Lohi und Fischer, also ein Kandidat für ein Epilepsie-Gen beim Menschen sein.

Denn auch in der Symptomatik lasse sich die beschriebene Epilepsie-Variante durchaus mit der Juvenilen myoklonischen Epilepsie (JME), einer der häufigsten Formen beim Menschen, vergleichen, schreiben die Wissenschaftler: Die Zuckungen sind bei beiden Formen beidseitig, arhythmisch und manchmal asymmetrisch und betreffen die oberen Gliedmaßen und den Rumpf.

Die Muster im EEG verlaufen ähnlich. Und beide Formen sind mit einer starken Lichtempfindlichkeit verbunden, wie Untersuchungen von erkrankten Rhodesian Ridgebacks durch Neuropädiater am Epilepsiezentrum Vogtareuth zeigten.

Obendrein zeigen sie eine starke Abhängigkeit vom Schlaf-Wach-Rhythmus. Weitere Untersuchungen könnten nicht nur helfen, die bislang nur wenig bekannte Pathophysiologie der myoklonischen Epilepsien aufzuklären, sondern womöglich auch Ansätze für neue Therapien aufzuzeigen.

Publikation

Generalized myoclonic epilepsy with photosensitivity in juvenile dogs caused by a defective Ras family GTPase DIRAS1
Franziska Wielaender, Riika Sarviaho, Fiona James, Marjo Hytönen, Miguel A. Cortez, Gerhard Kluger, Lotta L. E. Koskinen, Meharji Arumilli, Marion Kornberg, Andrea Bathen-Noethen, Andrea Tipold, Kai Rentmeister, Sofie F. M. Bhatti, Velia Hülsmeyer, Irene C. Boettcher, Carina Tästensen, Thomas Flegel, Elisabeth Dietschi, Tosso Leeb, Kaspar Matiasek, Andrea Fischer, Hannes Lohi
PNAS 2017

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Museumskäfer, Motten, Schimmel und der Klimawandel
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit. Museumskäfer, Motten, Schimmel und der Klimawandel

Die Sonderausstellung im Naturhistorischen Museum Wien ist von 19. März bis 15. Juni 2025 im Saal 21 zu sehen

Rinderzucht Austria-Seminar zum Thema '30 Jahre Nutzungsdauer in der Rinderzucht'
ZuchtData/Steininger

Rinderzucht Austria-Seminar zum Thema „30 Jahre Nutzungsdauer in der Rinderzucht“

Damals ein Meilenstein, heute eine Selbstverständlichkeit, morgen noch modern? Das diesjährige Rinderzucht Austria-Seminar stand ganz im Zeichen der Nutzungsdauer

Hautplatte des Alligators aus Hernals
NHM Wien, Alice Schumacher

Die Alligatoren von Hernals – das jüngste Krokodil-Fossil Mitteleuropas

Die Sammlungen des Naturhistorischen Museums sind großartige Archive der Natur. Allein die Geologisch-Paläontologische Abteilung bewahrt mehr als 5,6 Millionen Objekte

Melkroboter bereits in 2.000 Betrieben in Österreich im Einsatz
Rinderdatenverbund RDV, Grafik: RINDERZUCHT AUSTRIA/Kalcher

Melkroboter bereits in 2.000 Betrieben in Österreich im Einsatz

Der Trend zur Automatisierung in der Milchwirtschaft setzt sich ungebremst fort. Immer mehr Betriebe in Österreich setzen auf Automatische Melksysteme (AMS), um Effizienz und Tierkomfort zu steigern

13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien

13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien

Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar, die das Naturhistorische Museums Wien mitgestaltet haben - herausgegeben von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf

Luchsdame Elli
Alpenzoo

Luchsdame Elli übersiedelte aus dem Alpenzoo Innsbruck in den Wildnispark Zürich

Die Luchsdame Elli hat Innsbruck am 4. März 2025 im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) verlassen und ist nach Zürich gezogen

HUNDERUNDEN #34: Tiermedizin print & online

HUNDERUNDEN #34: Tiermedizin print & online

Die 34. Ausgabe der HUNDERUNDEN, dem Fachmagazin für Tierärzt:innen, ist am Aschermittwoch 2025 erschienen.

Tierpfleger Niklas Hörper mit den Mähnenrobben
Daniel Zupanc

Inventur im Tiergarten Schönbrunn: 6.043 Tiere aus 518 Arten und Haustierrassen

Von den wendigen Mähnenrobben bis zu den gemächlichen Afrikanischen Schnabelbrustschildkröten - im Tiergarten Schönbrunn wurde wieder gezählt.

Deutsche Wildtier Stiftung

Backstagetour bei Cavalluna Grand Moments: Einblicke in Tierwohl und Tierschutz

Die europaweit tourende Pferdeshow Cavalluna fasziniert mit beeindruckenden Darbietungen, präziser Freiheitsdressur und kunstvollen Reitvorführungen. Doch was geschieht hinter den Kulissen?

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Röntgen Hund und Katze: Thorax und Abdomen
Röntgen Hund und Katze: Thorax und…
(21. Mär 2025) Röntgenbilder sicher befunden Gebundene Ausgabe - herausgegeben von…
Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…
13 Frauen. Aus der Geschichte des…
(07. Mär 2025) Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(28. Feb 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
Der Erfindergeist der Tiere
(17. Feb 2025) Werkzeuge, Ideen und Innovationen. Faszinierende Einblicke in tierische…
Meine Patienten laufen Trab
(11. Feb 2025) Unterwegs als Pferdeärztin auf dem Land - von…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EVECC-Kongress 2025
EVECC-Kongress 2025
(01. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…
7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(06. Mär 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(03. Mär 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(07. Feb 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…