Ausstiegsmöglichkeiten für Fischotter aus Reusen erfolgreich getestet.

(13.10.2017) Es gibt gute Nachrichten für Otter und Fischer: In einem aus der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein geförderten gemeinsamen Projekt testeten Wissenschaftler erfolgreich zwei Ausstiegsvarianten für den Otter aus Reusen.

Der Europäische Fischotter (Lutra lutra) steht in Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere. Ihre Haupttodesursache ist in Deutschland der Tod im Straßenverkehr. Eine weitere Gefahr für die Tiere sind Fischreusen. Schwimmt ein Otter in eine Fischreuse, um die gefangenen Fische zu erbeuten, kann er sich nicht mehr befreien und ertrinkt.


Otter können über den Ausstieg die Reuse verlassen, Fische hingegen nicht

Um diese Todessursache zu unterbinden, führte der Verband der Binnenfischer und Teichwirte in Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und dem Fachbereich Fischerei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Aktion Fischotterschutz sowie dem Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow das Projekt: „Untersuchung verschiedener Ausstiegsmöglichkeiten für Fischotter (Lutra lutra) aus Fischreusen“ durch.

Ziel war es, einen geeigneten Reusenausstieg zu entwickeln, durch den Fischotter die Reuse ohne Schaden wieder verlassen können.

Die bisher zur Vermeidung des Ertrinkens in Fischreusen üblichen Otterschutzgitter vor dem Eingang der Reusen haben den Nachteil, dass sich dort Treibgut sammelt, der Eingang für große und hochrückige Fische zu klein wird und infolgedessen die Fänge deutlich zurückgehen.

Die beteiligten Netzkundeexperten aus der Fluss- und Seenfischerei entwickelten daher zwei neue Mechanismen für Reusen, die die Fischerei kaum beeinträchtigen und zugleich dem Fischotter einen sicheren Ausstieg ermöglichen.

Einer der neuen Otterausstiege besteht aus zwei flexiblen Drahtseilen von etwa 26 Zentimeter Länge, die ins Netz der Reuse eingearbeitet werden und durch eine lockere Gummiwicklung zusammengehalten werden.

Der zweite Reusenausstiegstyp besteht aus zwei festen Metallbügeln, die durch eine Feder zu öffnen sind. Die aktuellen sowie bereits früher durchgeführten Versuche haben gezeigt, dass der Otter vor allem im hintersten Fangteil der Reuse nach einem Ausgang sucht.

Deswegen wurden die Otterausstiegsöffnungen im hinteren Reusenteil eingebaut. Der Otter spürt, dass das Gummiband bzw. die Feder auf Druck nachgeben, drückt die entstehende Öffnung weiter auseinander und kann die Reuse so schadlos verlassen.

Tests im Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow ergaben, dass Fische die neu entwickelten Reusenausstiege öffnen können.

„Die Technik erhält also die Funktion der Reuse als Fischfanggerät und dient zugleich dem Schutz des Otters“, sagt der Fischereiberater der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen, Steffen Göckemeyer.

Die otterfreundliche Umrüstung einer Standardreuse dauert bei in der Netztechnik kundigen Personen etwa eine Stunde.

In der Vergangenheit gab es viele Debatten darüber, wie die Problematik, dass Fischotter in Reusen ertrinken, gelöste werden könne. Auch juristisch wurde diese Fragestellung umfassend untersucht. Ohne Otterschutzeinrichtung drohte an zahlreichen Gewässern ein Verbot der Reusenfischerei.

„Wir freuen uns, dass durch diese ‚otterfreundlichen‘ Reusen sowohl dem Fischotter als auch der Fischerei Rechnung getragen wird.

Überall dort, wo Reusenfischer arbeiten und Fischotter leben, haben wir gemeinsam eine für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden“, resümiert Dr. Oskar Kölsch, Vorstandsvorsitzender der Aktion Fischotterschutz.

Aus Sicht des Otterschutzes sind sich die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und die Aktion Fischotterschutz einig, dass beide neu getesteten Reusenausstiegsvarianten gute Otterschutzmaßnahmen für die Fischerei darstellen und daher in der Praxis Anwendung finden sollten.

Die getestete Reuse ist der in der Fischerei am häufigsten eingesetzte Reusentyp. Es besteht ein erhebliches, auch internationales Interesse (beispielsweise aus den Niederlanden), an den Ergebnissen. Die beteiligten Institutionen empfehlen, beide Varianten als zusätzliche otterschützende Maßnahmen für Reusen dieses Typs und ähnlicher Größe zu nutzen.


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