Kongress zum Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung
Auf einem Kongress mit dem Titel „Hohe Tiergesundheit bei minimalem Antibiotikaeinsatz“ haben Wissenschaftler und Behördenvertreter an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) diskutiert, wie Antibiotikaanwendungen verringert werden können.
Professor Dr. Thomas Blaha, Außenstelle für Epidemiologie der TiHo, sagte: „Antibiotika gehören zu unseren wichtigsten Mitteln, um Infektionskrankheiten zu bekämpfen. Für unsere und für die Gesundheit der Tiere müssen wir ihre Wirkung bewahren. Dafür sorgen wir aber nicht, indem wir nur die Menge der eingesetzten Antibiotika minimieren.
Wir müssen in erster Linie die Tiergesundheit verbessern! Sind die Tiere gesund, sind auch weniger Medikamente erforderlich. Gute Konzepte für die Tierhaltung, in denen das Tierwohl und die Tiergesundheit an erster Stelle stehen, sind die Lösung, nicht das Beharren auf Grenzwerten.“
„Antibiotikaresistenzen sind seit langem bekannt und treten weltweit auf“, erklärte Professor Blaha weiter. Jede Antibiotikaanwendung führe zu einem Selektionsdruck - und das nicht nur bei dem Zielbakterium, gegen das das Antibiotikum eingesetzt wird.
So haben viele Bakterien neben natürlichen Resistenzen auch Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt, ohne dass es bemerkt wurde.
Auch viele nicht-pathogene Erreger, die zur natürlichen Bakterienflora der Tiere gehören, sind resistent gegen Antibiotika geworden. In den Niederlanden und Dänemark ist die Situation ähnlich wie in Deutschland - es wurden ebenfalls zunehmend resistente Erreger bei lebensmittelliefernden Tieren festgestellt.
Professor Dik Mevius DVM, PhD, vom Central Institute for Animal Disease Control in den Niederlanden und Dr. Tim Petersen der Veterinär- und Lebensmittelbehörde in Dänemark, stellten jeweils die Situation in ihren Ländern vor und präsentierten die Maßnahmen, mit denen der Antibiotikaeinsatz verringert werden soll. In den Niederlanden handelt es sich um ein freiwilliges Programm, in Dänemark ist es staatlich organisiert.
Erfolgversprechend können nur Konzepte sein, die verbesserte Haltungsbedingungen zum Ziel haben, darin waren sich alle Referenten einig. Dazu gehören beispielsweise eine gute Impfprophylaxe, eine verbesserte Hygiene, ein gutes Betriebsmanagement oder die Anpassung der klimatischen Verhältnisse im Stall.
So stellte Professor Blaha mit Dr. Peter Veltmann, praktizierender Tierarzt aus Vechta, eine Studie vor, in der sie in sieben schweinehaltenden Betrieben untersucht haben, wie sich der Antibiotikaverbrauch nach einer Impfung der Tiere gegen das PCV2-Virus entwickelt.
Das PCV2-Virus ist ein Erreger, der nur bei Schweinen vorkommt und verschiedene Symptome hervorruft. In fünf der Betriebe konnte der Verbrauch um 50 bis 80 Prozent gesenkt werden. Die beiden Betriebe ohne Antibiotikareduzierung haben ihre Tiere jeweils von wechselnden Anbietern bezogen.
„Die Untersuchungen zeigen“, so Blaha, „dass viele Parameter einbezogen werden müssen, und dass in diesem Fall eine Impfung allein nicht ausreicht, sondern zusätzlich ein gutes Management erforderlich ist.“
Dazu passen die Ergebnisse von Stefan Wesselmann, praktizierender Tierarzt aus Wallhausen. Er hat die Antibiotikaanwendung in konventionellen und alternativen Schweinebeständen untersucht.
Er berichtete, die Tiere würden sowohl in der konventionellen als auch in der alternativen Haltung erkranken und antibiotische Behandlungen erfordern. Allerdings gab es hinsichtlich der Kompetenz der Betriebsführung und des Impfstoffeinsatzes große Unterschiede zwischen allen untersuchten Beständen.
TiHo-Präsident Dr. Gerhard Greif zog das Schlussresümee: „Die Beiträge zeigen, dass die Betriebsgröße für den Einsatz von Antibiotika nicht ausschlaggebend ist.
Die Professionalität der Betriebsführung und der tierärztlichen Betreuung sind entscheidend. Maßnahmen sind unter anderem die Verbesserung der Tierhaltung, die Hygiene und die Impfprophylaxe. Für alle gilt dasselbe Ziel: eine verbesserte Tiergesundheit, die in der Folge dazu führt, dass der Antibiotikaverbrauch gesenkt wird.“
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