Nicole de Buhr gewinnt Wettbewerb „Verständliche Wissenschaft“

(30.12.2016) Dr. Nicole de Buhr, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Physiologische Chemie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), gewann Anfang Dezember 2016 mit ihrem Vortrag „Immunsystem gegen Bakterien – Begegnung auf Augenhöhe?“ den elften Wettbewerb des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG) zum Thema „Verständliche Wissenschaft“.

In ihrem Vortrag steckte sie am Veranstaltungsabend die Akteure ihrer wissenschaftlichen Arbeit – das Bakterium Streptococcus (S.) suis, das beim Menschen eine Hirnhautentzündung auslösen kann, und den neutrophilen Granulozyten – in die Rolle von Gladiatoren.


Dr. Nicole de Buhr
„Diese begegnen sich im alltäglichen Kampf in der Arena im Körper von Mensch und Tier auf Augenhöhe“, erklärte de Buhr dem Publikum.

„Die körpereigenen Gladiatoren haben mit ihren Fangnetzen eine clevere Methode gefunden, um den Gegner auszuschalten, aber der hat oft ein Schwert dabei, um die Netze zu durchtrennen und sich damit den Sieg zu holen.“, veranschaulichte sie weiter.

Welche Rolle die verschiedenen „Schwerter“ der Bakterien spielen und wie die Waffen von Abwehrzellen und Erregern interagieren, wurde zum am verständlichsten dargestellten Dissertationsthema des Abends gewählt.

Für den Wettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet, wählte eine Jury des HZG vorab aus 25 Bewerbern acht Kandidaten aus, die den 300 Zuschauern ihr Dissertationsthema in einem achtminütigen Vortrag anschaulich und möglichst mitreißend darstellen sollten.

Das Publikum entschied im Anschluss, welcher Vortrag am meisten überzeugte und damit, wer den mit 2.500 Euro dotierten ersten Preis erhielt.

Mit dieser Veranstaltung will das HZG einen Beitrag zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft leisten.

De Buhr, die im Juni 2016 für ihre Arbeit „Interaction of Streptococcus suis with neutrophil extracellular traps (NETs)“ bereits den Gerhard Domagk-Preis für Biowissenschaften der TiHo erhalten hatte, erfüllte alle Bewerbungsvoraussetzungen: Sie hatte ihre Doktorarbeit, die sie von April 2012 bis Oktober 2015 im Institut für Mikrobiologie und im Institut für Physiologische Chemie angefertigt hatte, sachlich und auch für Fachfremde verständlich zusammengefasst und mit einem kurzen Lebenslauf rechtzeitig eingereicht.

Wissenschaft verständlich zu machen, war ihr auch persönlich schon länger ein großes Anliegen: „Im täglichen Leben musste ich mir schon oft überlegen, wie ich meiner Familie oder meinen Freunden von meiner Arbeit berichte, ohne, dass sie mich die ganze Zeit fragend ansehen.“

Schon während ihrer Doktorandenzeit hatte sie deshalb ihren Eltern erklärt, dass einige Bakterien mit „Scheren“ ausgestattet sind.

Erst seit wenigen Jahren ist bekannt, dass bestimmte Zellen des Immunsystems – die neutrophilen Granulozyten – Fangnetze aus ihrer DNA bilden können, mit denen sie Bakterien einfangen.

Einige Bakterien können diese Netze jedoch zerstören. Sie bilden sogenannte DNAsen – Enzyme, die die DNA-Netze wie eine Schere zerschneiden. Manipuliert man Bakterienstämme genetisch so, dass sie diese Enzyme nicht mehr bilden können, bleiben die Netze intakt und die Bakterien werden in ihnen gefangen und bestenfalls sogar durch antimikrobielle Substanzen abgetötet.

Doch die Enzyme sind nicht alle gleich. Tatsächlich zeigten de Buhrs Untersuchungen, dass S. suis zwei verschiedene DNAsen bildet die in Verlauf einer Infektion unterschiedlich gut aktiv sind.

S. suis kann bei Mensch und Schwein eine Hirnhautentzündung hervorrufen. De Buhr untersuchte deshalb die Hirn-Rückenmarksflüssigkeit als „Arena des Gladiatorenkampfes“ und konnte dort in mit S. suis infizierten Tieren die Netze des Immunsystems nachweisen. Jedoch waren im Tierversuch überraschenderweise viele der Netze intakt, obwohl die Bakterien-Gladiatoren mit ihren Schwertern ausgestattet waren.

In weiteren Versuchen mit Zellkulturen fand sie später heraus, dass der Körper einen bestimmten Stoff produziert, der sich wie ein Schutzfilm über das Netz legt und die bakteriellen DNAsen daran hindert, das Netz zu zerschneiden. Wie genau das funktioniert, ist Bestandteil aktueller Forschungen.



Weitere Meldungen

Professor Dr. Klaus Osterrieder wird neuer TiHo-Präsident; Bildquelle: Daniel Möller

Professor Dr. Klaus Osterrieder wird neuer TiHo-Präsident

Der Virologe Professor Dr. Klaus Osterrieder tritt zum 1. April 2024 sein neues Amt als Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) an
Weiterlesen

Seehund-Laus; Bildquelle: Anika Preuss

Seehund-Läuse sind Königinnen des Klammerns

Forschende der Uni Kiel entschlüsseln überlegene Haltekräfte der Seehund-Laus, ein obligater Ecktoparasit, unter extremen Bedingungen im Meer
Weiterlesen

Im Januar fand das Kick-off-Meeting für das Projekt statt: (v.l.n.r.) Clemens Hollah, Dr. Alexandra Rath, Dr. Nils Grabowski, Dr. Cornelia Schwennen, Janos-Istvan Petrusan, Dr. Jan Berend Lingens, Professor Dr. Arm Abd El-Wahab, Professor Dr. Christian Visscher, und Dr. Kashif ur Rehman. Es fehlt Professorin Dr. Madeleine Plötz ; Bildquelle: tiho

Hunde- und Katzenfutter aus Paludikultur

In einem Kooperationsprojekt arbeiten Forschende der TiHo und des DIL – Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik daran, einen nachhaltigen Kreislauf zu entwickeln, in dem Pflanzenteile aus renaturierten Mooren zu Hunde- und Katzenfutter verarbeitet werden
Weiterlesen

Schweinswal-Gruben-Hypothese; Bildquelle: chneider von Deimling, Hoffmann, Geersen et al. (2023), Commun Earth Environ

Rätselhafte Gruben im Ozean: Interdisziplinärer Ansatz führt zur Schweinswal-Gruben-Hypothese

Der Meeresboden in der Nordsee ist übersät mit Tausenden von kraterartigen Vertiefungen im Sediment, den so genannten Pockmarks. Weltweit gibt es vermutlich Millionen von ihnen
Weiterlesen

TiHo

Train the Teacher: Kostenloses Online-Angebot der TiHo für Tierärztinnen und Tierärzte, die Praktika für Studierende anbieten

Tierärztinnen und Tierärzte, die Praktika für Studierende anbieten, müssen künftig nachweisen, dass sie einmalig vier Stunden an einer didaktischen Qualifizierungsmaßnahme teilgenommen haben
Weiterlesen

TiHo

Keine Winterpause für Zecken in Deutschland

Arbeiten des Instituts für Parasitologie der TiHo zeigen, dass Zecken in Deutschland auch im Winter aktiv sind.  
Weiterlesen

Journal of Veterinary Internal Medicine

Einheitliche Richtlinien zur Notfallbehandlung von epileptischen Anfällen bei Hunden und Katze festgelegt

Gremium internationaler Expertinnen und Experten veröffentlicht erstmals internationale Konsenserklärung
Weiterlesen

Observer im Flugzeug; Bildquelle: Nino Pierantonio

Aktuelle Zählungen: 1,4 Millionen Wale, Delfine und Schweinswale im europäischen Atlantik

Ein internationales Forschungsteam stellte Ergebnisse des bisher umfangreichsten Projekts zu Populationsgrößen und zur Verteilung von Kleinwalen in der Nordsee, Ostsee und angrenzenden Gewässern des europäischen Atlantiks vor
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen