
Positiver Effekt von Simulatoren in der tierärztlichen Ausbildung
Studie zeigt am Beispiel der transrektalen gynäkologischen Untersuchung des Rindes den positiven Effekt von Simulatoren in der tierärztlichen Ausbildung.
Studierende sind sicherer und versierter, wenn sie vor der praktischen Übung bereits am Simulator trainiert haben – für die transrektale Untersuchung des Rindes bestätigt das jetzt eine aktuelle Untersuchung des Clinical Skills Labs der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo).
Hannah Giese untersuchte für ihre Doktorarbeit, wie effektiv die bislang eingesetzte Lehrmethode ist und verglich sie mit zwei simulationsbasierten Unterrichtseinheiten. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichte Giese auf dem Online-Portal der Berliner und Münchener Tierärztlichen Wochenschrift.
Zu den Aufgaben von Tierärztinnen und Tierärzten in der Rinderpraxis zählt unter anderem das Fruchtbarkeitsmanagement von Milchviehherden. Für die sichere und schnelle Diagnostik von Frühträchtigkeiten, Zykluskontrollen oder für die Sterilitätsdiagnostik müssen sie das Abtasten über das Rektum (Mastdarm) beherrschen.
Im Tiermedizinstudium steht die transrektale gynäkologische Untersuchung während des landwirtschaftlichen Praktikums, das alle Tiermedizinstudierenden absolvieren müssen, auf dem Programm. Die meisten Studierenden führen die Untersuchung hier erstmals durch. „Das Ziel der Übung ist, dass die Studierenden anschließend in der Lage sind, die Strukturen der kompletten Gebärmutter zu erkennen“, so Giese.
An der Studie nahmen 73 Studierende des ersten und zweiten Semesters teil. Keiner von ihnen hatte vorher an einem Tier eine transrektale Untersuchung vorgenommen. Das Los teilte die Studierenden in drei Gruppen auf.
In allen drei Gruppen wurde den Studierenden vermittelt, wie sie die nicht-tragende Gebärmutter sowie die eines sieben bis acht Wochen tragenden Rindes in verschiedenen Lagen erkennen. Eine Gruppe erhielt als Vorbereitung auf die gynäkologische transrektale Untersuchung eine theoretische Einführung und eine Demonstration, die beiden anderen Gruppen trainierten vorab an den Simulatoren „Breed’n Betsy“ oder „Haptic Cow“.
Im Simulator „Breed’n Betsy“ können unterschiedliche Uterusnachbildungen eingehängt werden. Bei der „Haptic Cow“ ist die Simulation der transrektalen Untersuchung computergesteuert: Die Studierenden müssen für die Übung am Computer, die Spitze ihres Mittelfingers in eine Fingerhülse stecken, die an einem Roboterarm befestigt ist. Der Roboterarm kann verschiedene Widerstände erzeugen und so die verschiedenen Organteile und -lagen sowie Trächtigkeitsstadien simulieren.
Nach ihren Vorbereitungskursen führten die Studierenden auf dem Lehr- und Forschungsgut Ruthe der TiHo die transrektale Untersuchung an Milchkühen durch. Sie hatten zur Aufgabe, den Gebärmutterhals sowie die Gebärmutterhörner zu ertasten.
Um zu überprüfen, ob sie richtig lagen, war an ihrer Hand mit Klebeband eine Ultraschallsonde befestigt. Marc Dilly, PhD, der die Untersuchung leitete, sagt: „Die Studierenden, die vorher ein simulationsbasiertes Training mitgemacht hatten, hatten eine höhere Erfolgsquote. In beiden Gruppen waren mehr Studierende in der Lage, die entsprechenden Organstrukturen zu ertasten.“
Zusätzlich zum Lerneffekt der unterschiedlichen Unterrichtsmethoden fragten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Studierenden vor und nach der ersten Unterrichtseinheit, wie sie ihr Können selbst einschätzen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Studierende, die vor ihrem ersten Training am Tier, am Simulator geschult wurden, ihren eigenen Lernerfolg und ihr eigenes Können realistischer einschätzen als Studierende, die nur theoretisch geschult wurden: Die Übereinstimmung zwischen selbst empfundenem und objektivem Trainingserfolg war größer.
Einen Unterschied zwischen den beiden eingesetzten Simulatoren konnte Giese nicht feststellen: „Beide Simulatoren bieten den Studierenden die Möglichkeit, die anderen Sinne auszuschließen und nur durch Tasten mit der Hand die Position, das Aussehen und die Beschaffenheit der Organe zu erlernen.“
Im Gegensatz zum Unterricht am lebenden Tier können sich die Studierenden am Simulator selbst kontrollieren oder durch einen Lehrenden kontrolliert und korrigiert werden. „Das steigert den Lernerfolg“, sagt Giese. „Die Ergebnisse legen im Interesse der Studierenden, aber auch der zu untersuchenden Tiere, nahe, dass die Studierenden vor den Übungen am Tier am Simulator geschult werden sollten“.
Publikation
Untersuchungen zur Effektivität verschiedener Unterrichtsmethoden der transrektalen gynäkologischen Untersuchung beim Rind auf Lernerfolg und Selbstevaluierung von Studierenden Hannah Giese, Jan P. Ehlers, Yasmin Gundelach, Katja Geuenich, Marc Dilly Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift, DOI 10.2376/0005-9366-129-15107
www.vetline.de/untersuchungen-zur-effektivitaet-verschiedener-unterrichtsmethoden-der-transrektalen-gynaekologischen-untersuchung-beim-rind-auf-lernerfolg-und-selbstevaluierung-von-studierenden/150/3216/94297/
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