
Analyse von Schweine-Erbgut schafft Basis für präzisere Züchtung
Forscher der Universität Hohenheim analysieren, welche Gene für welche Eigenschaften beim Schwein verantwortlich sind
Fettanteil, Größe, Fleischleistung – diese Merkmale stehen im Mittelpunkt der Schweinezüchtung. Beeinflusst werden sie vor allem durch die Gene der Tiere. Nun wollen Wissenschaftler der Universität Hohenheim herausfinden, welches Gen ursächlich für welche Wirkung verantwortlich ist.
Gemeinsam mit Kollegen der Universität Kiel analysieren sie dazu das Erbgut von 3.500 Schweinen. „Auf lange Sicht soll unsere Arbeit die Grundlage für wesentlich präzisere Schweinezüchtung bilden“, erklärt Prof. Dr. Jörn Bennewitz von der Universität Hohenheim.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt an der Universität Hohenheim mit rund 320.000 Euro. Es zählt damit zu den Schwergewichten der Forschung.
Früher hat man aus den Eigenschaften eines Tieres und seiner Nachkommen geschlossen, wie wertvoll ein Tier für die Zucht ist. Heute kann die sogenannte Genomische Selektion diesen Prozess beschleunigen: Bei der Methode schließt man aus den gesamten Erbanlagen eines Tieres auf seinen Zuchtwert, was bereits bei Ferkeln möglich ist.
Doch nun wollen es Forscher der Universität Hohenheim noch genauer wissen. Sie möchten herausfinden, welches Gen im Einzelnen für welche Eigenschaft verantwortlich ist und seine Position auf der DNA bestimmen.
Dieses Grundlagenwissen soll die Basis für eine noch präzisere Züchtung schaffen.
Gewebeproben von 3.500 Schweinen als Ausgangsmaterial
Dazu untersuchen sie zusammen mit Kollegen an der Universität Kiel nun das Erbgut von 3.500 Schweinen. Sie greifen auf Studien aus den 1990er-Jahren zurück. Damals hatten Wissenschaftler die Schweine nach umfangreichen Merkmalen wie Größe, Länge, Gewicht oder Fettanteil untersucht, Blutproben genommen und DNA isoliert.
Die alten Proben erneut zu untersuchen mache viel Sinn, erklärt Prof. Dr. Jörn Bennewitz, Leiter des Fachgebiets Genetik und Züchtung landwirtschaftlicher Nutztiere an der Universität Hohenheim. Denn mittlerweile sei nicht nur das Schweinegenom vollständig entschlüsselt.
„In der Zwischenzeit hat die Genomik, die den Aufbau des Erbguts erforscht, erhebliche Fortschritte gemacht. Man hört oft sogar das Schlagwort der genomischen Revolution.“
Verschiedene Schweinerassen im Visier
Bei den Untersuchungen in den 1990er-Jahren wurden unterschiedliche Schweinerassen ausgewählt, die sich möglichst stark unterscheiden sollten: Das Pietrain als typische Fleischrasse, die Landrasse als typische Mutterrasse, das chinesische Meishan-Schwein sowie das europäische Wildschwein.
Um schnell und effizient zu arbeiten, wenden die Forscher der Universität Hohenheim zwei unterschiedliche Analysemethoden an: „Das Erbgut von 20 Tieren, den Großeltern der restlichen Schweine, wollen wir komplett analysieren“, erläutert Prof. Dr. Bennewitz das Vorgehen im Detail.
Bei den über 3.000 Nachkommen wenden die Forscher ein schnelles und kostengünstiges Verfahren an: „Hier analysieren wir nur bestimmte charakteristische Stellen der DNA, die sogenannten Markierungspunkte. Aus diesen können wir dann Rückschlüsse auf das restliche Genom ziehen.
Etwa bis Mitte des Jahres soll diese Fleißarbeit noch dauern. Dann wollen die Forscher damit beginnen, die Analyseergebnisse mit konkreten Eigenschaften zu verbinden.
Neue Technologie erlaubt schnelle DNA-Sequenzierung
Hintergrund des modernen, vereinfachten Verfahrens sei die sogenannte Hochdurchsatz Genotypisierungs- und Sequenzierungstechnologie, die in Hohenheim etabliert sei, erklärt Prof. Dr. Bennewitz.
Auf der Suche nach Genen, die für bestimmte Merkmale verantwortlich sind, betrachtet man sogenannte Marker, also die Positionen im Genom, an denen sich die Individuen nicht gleichen.
„Früher kannte man nur rund 300 solcher genetischer Markierungspunkte“, weiß Laborleiter Dr. Siegfried Preuß und rechnet vor: Das Schweinegenom bestehe aus 2,8 Milliarden Basenpaaren.
Alle 500 Basenpaare finde sich im Schnitt beim Schwein eine Mutation, in der sich ein Einzeltier vom Durchschnittsgenom unterscheidet: „Das macht rund 5,5 Millionen Mutationen, die nun mit den neuen Techniken bei den 20 Großeltern erfasst werden können.
Bei allen anderen Tieren werden mit einem sogenannten SNP-Chip lediglich 60.000 Mutationen bestimmt. Die fehlenden Mutationen schätzen wir mithilfe eines statistischen Verfahrens.“
Wenn die Mutationen mit den Merkmalswerten verbunden sind, lässt das Rückschlüsse auf eine Verknüpfung mit einer bestimmten Eigenschaft zu. „Diese Differenzierung ist heute wesentlich präziser als vor gut 20 Jahren“, erklärt Prof. Dr. Bennewitz.
„Und das ist der Grund, weshalb wir uns geradezu verpflichtet sehen, die Proben von damals noch einmal zu untersuchen.“
Die Forscher können in ihrer Arbeit sowohl Gene identifizieren, die für Unterschiede zwischen den Rassen sorgen, als auch Gene, die innerhalb der Rassen differenzieren. Letztere sind von besonderem Interesse, da die Zucht innerhalb der Rassen stattfindet.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Die Alligatoren von Hernals – das jüngste Krokodil-Fossil Mitteleuropas
Die Sammlungen des Naturhistorischen Museums sind großartige Archive der Natur. Allein die Geologisch-Paläontologische Abteilung bewahrt mehr als 5,6 Millionen Objekte
Melkroboter bereits in 2.000 Betrieben in Österreich im Einsatz
Der Trend zur Automatisierung in der Milchwirtschaft setzt sich ungebremst fort. Immer mehr Betriebe in Österreich setzen auf Automatische Melksysteme (AMS), um Effizienz und Tierkomfort zu steigern
13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien
Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar, die das Naturhistorische Museums Wien mitgestaltet haben - herausgegeben von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf
Luchsdame Elli übersiedelte aus dem Alpenzoo Innsbruck in den Wildnispark Zürich
Die Luchsdame Elli hat Innsbruck am 4. März 2025 im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) verlassen und ist nach Zürich gezogen
HUNDERUNDEN #34: Tiermedizin print & online
Die 34. Ausgabe der HUNDERUNDEN, dem Fachmagazin für Tierärzt:innen, ist am Aschermittwoch 2025 erschienen.
Inventur im Tiergarten Schönbrunn: 6.043 Tiere aus 518 Arten und Haustierrassen
Von den wendigen Mähnenrobben bis zu den gemächlichen Afrikanischen Schnabelbrustschildkröten - im Tiergarten Schönbrunn wurde wieder gezählt.
Backstagetour bei Cavalluna Grand Moments: Einblicke in Tierwohl und Tierschutz
Die europaweit tourende Pferdeshow Cavalluna fasziniert mit beeindruckenden Darbietungen, präziser Freiheitsdressur und kunstvollen Reitvorführungen. Doch was geschieht hinter den Kulissen?
Gezieltes Tiertraining für mehr Abwechslung und bessere Betreuung der Tiere
Im Alpenzoo Innsbruck steht ab 2025 regelmäßiges Tiertraining auf dem Programm
Fisch-Umzug XXL: Tiergarten Schönbrunn übersiedelt hunderte Fische, Garnelen und Co.
Seit Dezember übersiedeln im Tiergarten Schönbrunn Fische, Garnelen, Pflanzen und Co. aus dem Backstage-Bereich des bestehenden alten Aquarienhauses in die neu errichtete Aqua-Forschungsstation unweit des Zoos
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…13 Frauen. Aus der Geschichte des…
(07. Mär 2025) Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar…Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(28. Feb 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…Der Erfindergeist der Tiere
(17. Feb 2025) Werkzeuge, Ideen und Innovationen. Faszinierende Einblicke in tierische…Meine Patienten laufen Trab
(11. Feb 2025) Unterwegs als Pferdeärztin auf dem Land - von…Die Rückkehr der großen Pflanzenfresser
(07. Feb 2025) Konfliktfeld oder Chance für den Artenschutz? - herausgegeben…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EVECC-Kongress 2025
(01. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
