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Österreichische Vogelwarte
Vetmeduni Vienna
Allgemein

Jubiläum: 10 Jahre Vogelwarte in Niederösterreich

Als wissenschaftliche Einrichtung der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) widmet sich die Österreichische Vogelwarte seit mittlerweile zehn Jahren der Erforschung der heimischen Vogelwelt, deren Biologie und Ökologie.

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Viele angewandte Forschungsprojekte werden an der Außenstelle der Vogelwarte in Seebarn am Wagram umgesetzt. Zum 10-jährigen Bestehen zieht die Feldstation der Vogelwarte Seebarn in Niederösterreich eine Erfolgsbilanz.

Wo nisten heutzutage heimische Vögel wie Schwalben? Was verraten Zugvögel über den Klimawandel und wie konnten vorübergehend verschwundene Vogelarten am Wagram ein neues Zuhause finden? 

Die Vogelforschung hat ein breites Spektrum, auch auf lokaler Ebene. Die Außenstelle in Seebarn im Bezirk Tulln befindet sich mitten in der Weinregion am Wagram und bietet den Wissenschafter:innen einen idealen Ausgangspunkt für ihre Forschungsarbeit. 

Der Schwerpunkt liegt auf der Forschung zur Lebensweise wildlebender Vögel und auf der Ursachenforschung in Bezug auf Veränderungen, Bedrohungen oder Gefahren für die Vogelwelt. 

Das Team um Richard Zink, Wildtierökologe und Leiter der Außenstelle, beleuchtet insbesondere gefährdete Vogelarten wie den Steinkauz oder Wiedehopf in unterschiedlichen wissenschaftlichen Projekten. Dabei setzen die Expert:innen auf verschiedene Forschungsmethoden, wie Citizen Science oder Vogelmarkierungen.

Bürgermeister der Marktgemeinde Grafenwörth – Alfred Riedl – lobt die Arbeit der Vogelwarte und ist auch heute noch, zehn Jahre später, von der Bedeutung des Projektes überzeugt: „Der Wagram und unsere Donauauen waren und sind seit Jeher ein landschaftliches und ökologisches Juwel. 

Der hervorragende Artenreichtum in unserer Region hat damals zu der Entscheidung geführt, die Außenstelle der Vogelwarte hier zu errichten. Seither kommen Universitätsstudent:innen aus ganz Österreich nach Seebarn, um das Verhalten, die Physiologie und die Ökologie unserer Vögel zu beobachten und zu erforschen. 

Zudem ist es der Außenstelle der Vogelwarte gelungen, das Fortbestehen und die Wiederansiedelung unserer bedrohten Arten zu sichern. Ich gratuliere Herrn Richard Zink und seinem Team zu deren wertvoller Arbeit, und der Außenstelle in Seebarn zu ihrem 10- jährigen Bestehen.“

Das 10-jährige Jubiläum der wissenschaftlichen Einrichtung gibt nun Anlass, einen Blick auf erfolgreich umgesetzte Projekte zu werfen.

Wiederansiedelung des Habichtskauz

Im Jahr 2009 starteten die Vogelforscher:innen ein ehrgeiziges Projekt zur Wiederansiedlung des in Österreich ausgestorbenen Habichtskauzes. Ziel war es, die Populationslücke zwischen den aktuellen Vorkommen nördlich und südlich des Landes zu schließen. So kann die Eulenart langfristig und damit nachhaltig wieder in Mitteleuropa Fuß fassen. Noch ist die Population fragil, bald wird sie sich allerdings selbst erhalten können. 

Mehr als 500 Jungtiere der in der EU stark gefährdeten Eule wurden nachgezüchtet und freigelassen. Mittlerweile brütet der Habichtskauz wieder in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich. 

Aktuell schätzen die Expert:innen den Bestand im Wiederansiedlungsgebiet auf etwa 50 Brutpaare. Mehr als 200 Jungvögel schlüpften seither u. a. im Biosphärenpark Wienerwald. Die Anbindung an benachbarte Vorkommen im Ausland konnte durch besenderte Tiere nachgewiesen werden.

Sakerfalke – Artenschutz mit Erfolgskontrolle

In Zusammenarbeit mit BirdLife und im Auftrag der Austrian Power Grid (APG) erheben die Forscher:innen der Österreichischen Vogelwarte seit 14 Jahren den Bestand des weltweit bedrohten Sakerfalkens während der Brutzeit. Gemeinsam gewährleisten die Partner, dass der Zustand des Vogels im gesamten Bundesgebiet genau im Auge behalten wird. 

Der Sakerfalke baut selbst keine Nester und ist somit auf hoch gelegene, ruhige Plätze angewiesen. Durch Nisthilfen an Strommasten vor allem im nördlichen Burgenland, Niederösterreich und Wien konnten dem schnittigen Falken sichere Brutplätze geschaffen werden. Mit Erfolg, denn seither gibt es wieder so viel Nachwuchs, dass der Sakerfalkenbestand deutlich zugenommen hat. 

Nachdem die Art um 1970 fast ausgestorben war, zählen die Expert:innen heute gut 50 Brutpaare. Traditionell steht in der ersten Jahreshälfte – sobald die Jungvögel ihre dritte Lebenswoche erreicht haben – eine standardmäßige Beringung an. 

„Diese Maßnahme hilft uns dabei, dass wir die Population nicht aus den Augen verlieren und wertvolle Daten über die Flugrouten der Falken gewinnen“, erklärt Richard Zink.

Praxisnahe Wildtierforschung im urbanen Lebensraum

Feldhamster und Rehe am Friedhof, Füchse in Parks und Kleingärten – im Siedlungsraum tummeln sich viele „wilde Nachbarn“. Wie viele genau, ist allerdings nicht bekannt. Aufgrund der Größe von Städten und schwer zugänglicher Flächen, ist die Wildtierforschung im bebauten Gebiet herausfordernd. 

Hier setzen die Wissenschafter:innen seit 2015 auf tatkräftige Unterstützung der Bevölkerung. Im Rahmen des Citizen Science Projekts Wilde Nachbarn können Zufallsbeobachtungen von Wildtieren im eigenen Garten oder mitten im Siedlungsraum online über eine spezielle Plattform* eingemeldet werden. Im Laufe der Zeit wuchs dadurch eine beachtliche Datensammlung heran, die den Forscher:innen zugutekommt. 

Das Wissen über Wildtierpopulationen im Siedlungsraum geht laut Richard Zink weit über die Wissenschaft hinaus: „Dieses Know-how ist auch für politische Entscheidungsträger:innen und Wildtiermanager:innen von Bedeutung, um die richtigen Strategien und Maßnahmen zu etablieren. Insbesondere betrifft das auch die Frage, wie sich die biologische Vielfalt in Städten wirksam verbessern lässt.“

Artenvielfalt im Weingarten

Zehn Jahre nach der Gründung der Vogelwarte bauen die Wissenschafter:innen der Außenstelle Seebarn heute auf die Unterstützung der Bevölkerung und auf das vogelkundliche Knowhow in Niederösterreich. 

Die Feldstation liegt inmitten eines Weinbaugebiets in Niederösterreich, bei dem durch sorgfältige Bewirtschaftung der Boden zwischen den Rebzeilen begrünt bleibt. Und davon profitiert eine Vielzahl an lokalen Vogelarten, die hier einen geeigneten Lebensraum vorfinden. Unter ihnen der vom Aussterben bedrohte Steinkauz, der vorwiegend im Osten Österreichs vorkommt.

Die Zusammenarbeit mit Weinbauern und Weinbäuerinnen in der Umgebung bildet die Basis für das „Comeback“ dieser kleinen Eulenart. Gemeinsam schafft man die notwendigen Rahmenbedingungen für die Wiederbesiedelung der Weingartenlandschaft. Durch Montage von Nistkästen bieten die Forscher:innen den Eulen sichere Brutmöglichkeiten, die Weingärten dienen als Nahrungsfläche. 

„Wir möchten - gemeinsam mit den Winzer:innen und durch Unterstützung der Landwirtschaftskammer sowie des Weinbauverbands - die 28.000 Hektar große Weingartenlandschaft in Niederösterreich als naturnah bewirtschaftete Fläche ökologisch aufwerten, das ist unsere Vision“, sagt Richard Zink. 

Landesweit ließen sich dadurch Lebensräume miteinander verknüpfen und verlorengegangene Landschaftskontinuität wieder herstellen.

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