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Erbgut von Afrikanischen Rinderrassen als mögliche Waffe gegen lebensbedrohlichen Parasiten

Die Tsetse Fliege bedeutet in Afrika für Millionen Rinder jährlich den Tod. Sie überträgt nämlich einen lebensbedrohlichen Blutparasiten auf die Tiere. Parasitologen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) untersuchten eine besondere afrikanische Rinderrasse, die im Laufe der Evolution eine natürliche Toleranz gegenüber dem Parasiten aufgebaut hat.

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Die Forscher bestätigten, dass das so genannte Baoulé Rind doppelt vor einer Erkrankung geschützt ist. Einerseits ist es weniger oft von einer Infektion betroffen, andererseits kann es im Falle einer Infektion tatsächlich höhere Mengen des Parasiten im Blut tolerieren. Die Arbeit wurde im Journal PLOS Neglected Tropical Diseases veröffentlicht. 

Jedes Jahr sterben Millionen von Rindern an der Afrikanischen Tier Trypanosomose. Die UNO und das International Livestock Research Institute (ILRI) zählen die Infektion zu den zehn häufigsten Rinderkrankheiten der ärmsten Völker der Welt.

Afrikaner nennen die Krankheit „Nagana“. In der Sprache der Zulu bedeutet das „in schwacher oder depressiver Stimmung sein“. Eine westafrikanische Zwergrinderrasse mit dem Namen Baoulé hat eine natürliche Toleranz gegenüber der Krankheit entwickelt.

Tiere dieser Rinderrasse sterben nicht unbedingt an einer Infektion, sondern entwickeln Fieber und magern ab. Das Immunsystem dieser Rinder kommt also mit einer Infektion besser zurecht.

Afrikanische und indische Rinder im genetischen Vergleich

Katja Silbermayr, vom Institut für Parasitologie, untersuchte gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam insgesamt 368 Blutproben afrikanischer Baoulé Rinder, indischer Zebu Rinder und Kreuzungen der beiden Rassen.

Zebus besitzen keine Toleranz gegenüber der Infektion, sind größer als Baoulé Rinder und geben mehr Milch. Deshalb sind die Tiere bei den afrikanischen Bauern sehr beliebt.

Baoulés sind kleiner und geben weniger Milch, überleben allerdings die parasitäre Infektion. Genetische Tests, also der Nachweis von Parasiten DNA im Blut, sollte Aufschluss darüber geben, welche Rolle die Rasse bei der Häufigkeit von Infektionen spielt und welche Mengen des Parasiten sich in den einzelnen Tieren finden.

Zebus sind doppelt so häufig von Infektion betroffen

Insgesamt wiesen die Forscher in 41 Tieren eine Infektion nach. Zebus waren doppelt so häufig infiziert wie Baoulés und doppelt so häufig wie Kreuzungen zwischen Baoulés und Zebus.

In einzelnen Baoulés fanden sich allerdings die höchsten Mengen des Parasiten. „Baoulés sind zwar insgesamt seltener von Infektionen betroffen, sie tolerieren aber auch im Falle einer Infektion höhere Mengen der Parasiten.

Für die Studie untersuchten wir lediglich gesunde Tiere. Zebus mit so hohen Parasitenmengen im Blut wären bereits nicht mehr als gesunde Tiere in die Studie aufgenommen worden.“ Das Immunsystem der Baoulés kann also auch hohe Mengen des Blutparasiten tolerieren. 

Methode zum Nachweis verschiedener Trypanosomen-Parasiten

Das Forscherteam entwickelte eine  molekularbiologische Diagnosemethode, mit der bei Rindern drei Typen von Trypanosomen in nur einem Schritt  unterschieden werden können.

Da jeder dieser Typen leicht unterschiedliche Krankheitsverläufe verursacht, ist es für den Tierarzt und den Bauern von großem Vorteil, zu wissen, mit welchen Parasiten ein Rind infiziert ist, oder ob es gar mehrfach betroffen ist. Die passende Behandlung kann so leichter gefunden werden.

Genpool der afrikanischen Rinder soll erhalten bleiben

Internationale Forschungsprojekte beschäftigen sich im Moment mit der Zucht trypanosomen-toleranter Rinderrassen. „Die genetischen Anlagen der Baoulé Rinder sind sehr wertvoll für die afrikanische Landwirtschaft und müssen unbedingt erhalten werden. Es ist wichtig, die genetische Reinheit der toleranten Rassen nicht zu verlieren.

Mit der Kreuzung von großen Rinderrassen, die viel Fleisch und Milch produzieren, mit den kleinen aber immunstarken Baoulés, können die immunologischen Vorteile der Zwergrinder erhalten bleiben.

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