Anders als Wölfe: Hunde sind in den Menschen vernarrt
Hunde sind der „beste Freund des Menschen“. Eine aktuelle Studie des Domestikation Labs der Vetmeduni Vienna erbrachte nun den Nachweis, dass die Domestizierung dafür verantwortlich ist.
Hunde scheinen sich demnach mehr als Wölfe zum Menschen hingezogen zu fühlen und zwar unabhängig von ihrer Sozialisierung.
Aktuelle Vergleichsstudien zu auf Menschen gerichtetem Verhalten von Hunden und Wölfen deuten darauf hin, dass die Domestizierung die allgemeinen Einstellungen von Hunden und nicht spezifische soziokognitive Fähigkeiten beeinflusst hat.
Vor diesem Hintergrund legt eine aktuelle Hypothese – die sogenannte Hypersozialitätshypothese – nahe, dass die Domestizierung die allgemeine Geselligkeit von Hunden erhöht haben könnte.
Domestizierung erhöhte das soziale Interesse am Menschen
In einer nun präsentierten Studie gingen ForscherInnen des Domestikation Labs der Vetmeduni Vienna diesem Ansatz genauer nach und testeten einen Aspekt der Hypersozialitätshypothese – und zwar, was Hunde im Vergleich zu Wölfen zur Interaktion mit Menschen motiviert: Futter oder Streicheleinheiten.
Und weiters, wie Erfahrungen mit Menschen die Motivation mit Menschen zu interagieren beeinflusst. Das zentrale Ergebnis der Studie: Die Domestizierung der Hunde hat ihr allgemeines Interesse an Menschen erhöht. Im Vergleich zu Wölfen haben Hunde ein deutliches höheres Interesse, in der Nähe des Menschen zu sein.
Treibende Motivation für die Interaktion mit Menschen weiterhin unklar
Dazu Martina Lazzaroni: „Unsere Studie stützt die Idee, dass die Domestizierung das Interesse von Hunden an der Nähe zu einem menschlichen Partner, der Futter oder Streicheleinheiten anbietet, beeinflusst hat. Dies scheint auch bei Hunden mit einer eher spärlichen Sozialisationserfahrung der Fall zu sein.“
Derzeit ist laut den ForscherInnen jedoch nicht klar, was genau die treibende Motivation für die Interaktion mit dem Menschen ist. „Zukünftige Studien, die Hunde mit unterschiedlichen Erfahrungen in unterschiedlichen Kontexten testen, und detailliertere Analysen der gezeigten Verhaltensweisen könnten helfen, diese spannende Frage zu beantworten“, so Lazzaroni weiter.
Versuchsanordnung: Wahlaufgabe für Wölfe und Hunde
Im Rahmen ihrer Studie verglichen die ForscherInnen Wölfe und Hunde, die im Wolf Science Center (WSC) der Vetmeduni Vienna leben, mit Haushunden und mit Straßenhunden in Marokko, die freilebend sind. Getestet wurde das Verhalten der Tiere mit einer zweistufigen Versuchsanordnung: In Phase 1 – dem Vortest – wurden die Tiere nacheinander mit zwei Personen konfrontiert. Eine Person lud das Tier zum Streicheln ein (Kontaktanbieter), die andere fütterte das Tier (Futteranbieter).

In der daran anschließenden Phase 2 – der Testphase – konnten die Tiere wählen, welcher der beiden Personen sie sich nähern wollten, wobei sich beide in einer neutralen Haltung präsentierten.
Überraschenderweise verbrachten die Straßenhunde in Phase 1 mehr Zeit mit dem Kontaktanbieter als Haushunde. Daher führten die ForscherInnen einen Folgetest für Hunde in einem vertrauten, ablenkungsfreien Bereich durch. Straßenhunde und Haushunde zeigten hier keine Unterschiede beim Ausmaß der Kuschelzeit.
Test zeigt keine klare Präferenz für einzelne Personen
In der Testphase (Phase 2) trafen die am WSC gehaltenen Hunde eher als Wölfe eine Entscheidung zwischen den beiden Experimentatoren. Allerdings konnten die ForscherInnen weder beim Vergleich der im WSC gehaltenen Hunde und Wölfe noch beim Vergleich zwischen Haushunden und den Straßenhunden eine klare Präferenz für eine Person feststellen.
Damit stützen die Ergebnisse der Studie zwar die Hypothese, dass die Domestizierung das Verhalten von Hunden im Hinblick auf ihr allgemeines Interesse an der Nähe zu einem menschlichen Partner beeinflusst hat – und zwar auch bei Hunden mit einer eher spärlichen Sozialisationserfahrung, wie bei den Straßenhunden.
Publikation
Der Artikel „The Effect of Domestication and Experience on the Social Interaction of Dogs and Wolves With a Human Companion
“
von Martina Lazzaroni, Friederike Range, Jessica Backes, Katrin
Portele, Katharina Scheck and Sarah Marshall-Pescini wurde in Frontiers
in Psychology veröffentlicht.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Die Alligatoren von Hernals – das jüngste Krokodil-Fossil Mitteleuropas
Die Sammlungen des Naturhistorischen Museums sind großartige Archive der Natur. Allein die Geologisch-Paläontologische Abteilung bewahrt mehr als 5,6 Millionen Objekte
Melkroboter bereits in 2.000 Betrieben in Österreich im Einsatz
Der Trend zur Automatisierung in der Milchwirtschaft setzt sich ungebremst fort. Immer mehr Betriebe in Österreich setzen auf Automatische Melksysteme (AMS), um Effizienz und Tierkomfort zu steigern
13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien
Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar, die das Naturhistorische Museums Wien mitgestaltet haben - herausgegeben von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf
Luchsdame Elli übersiedelte aus dem Alpenzoo Innsbruck in den Wildnispark Zürich
Die Luchsdame Elli hat Innsbruck am 4. März 2025 im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) verlassen und ist nach Zürich gezogen
HUNDERUNDEN #34: Tiermedizin print & online
Die 34. Ausgabe der HUNDERUNDEN, dem Fachmagazin für Tierärzt:innen, ist am Aschermittwoch 2025 erschienen.
Inventur im Tiergarten Schönbrunn: 6.043 Tiere aus 518 Arten und Haustierrassen
Von den wendigen Mähnenrobben bis zu den gemächlichen Afrikanischen Schnabelbrustschildkröten - im Tiergarten Schönbrunn wurde wieder gezählt.
Backstagetour bei Cavalluna Grand Moments: Einblicke in Tierwohl und Tierschutz
Die europaweit tourende Pferdeshow Cavalluna fasziniert mit beeindruckenden Darbietungen, präziser Freiheitsdressur und kunstvollen Reitvorführungen. Doch was geschieht hinter den Kulissen?
Gezieltes Tiertraining für mehr Abwechslung und bessere Betreuung der Tiere
Im Alpenzoo Innsbruck steht ab 2025 regelmäßiges Tiertraining auf dem Programm
Fisch-Umzug XXL: Tiergarten Schönbrunn übersiedelt hunderte Fische, Garnelen und Co.
Seit Dezember übersiedeln im Tiergarten Schönbrunn Fische, Garnelen, Pflanzen und Co. aus dem Backstage-Bereich des bestehenden alten Aquarienhauses in die neu errichtete Aqua-Forschungsstation unweit des Zoos
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…13 Frauen. Aus der Geschichte des…
(07. Mär 2025) Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar…Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(28. Feb 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…Der Erfindergeist der Tiere
(17. Feb 2025) Werkzeuge, Ideen und Innovationen. Faszinierende Einblicke in tierische…Meine Patienten laufen Trab
(11. Feb 2025) Unterwegs als Pferdeärztin auf dem Land - von…Die Rückkehr der großen Pflanzenfresser
(07. Feb 2025) Konfliktfeld oder Chance für den Artenschutz? - herausgegeben…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EVECC-Kongress 2025
(01. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
