Annemarie Käsbohrer ist neue Professorin für Öffentliches Veterinärwesen der Vetmeduni Vienna
Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind, so genannte Zoonosen, können auch über Lebensmittel tierischer Herkunft verbreitet werden. Der Bereich des Öffentlichen Veterinärwesens umspannt die Ausbreitung von Tierseuchen genauso wie die Sicherheit von Lebensmitteln wie Fleisch, Milch und Eiern.
Diese Themen spiegeln sich in der beruflichen Laufbahn Annemarie Käsbohrers wider. Seit Anfang April ist sie neue Professorin für diesen Fachbereich und Leiterin des gleichnamigen Instituts an der Vetmeduni Vienna.
Die Tierärztin Annemarie Käsbohrer begann ihre Karriere 1985 in einer Praxis für Nutztiere in Rheinland-Pfalz, Deutschland. Dort behandelte sie Schweine, Rinder und Geflügel. Von der Praxis wechselte sie ins Labor und sattelte auf Mikrobiologie um.
Die Forschung an Mikroorganismen, insbesondere Bakterien, bedeutete einen weiteren Baustein für ihre Karriere in Richtung Lebensmittelsicherheit. Genau diese Kleinstlebewesen verursachen Tierseuchen und Zoonosen.
Nächste Station war die Epidemiologie, die sich mit der Ausbreitung von Infektionskrankheiten in Populationen von Tieren und Menschen befasst. In diesem Fach habilitierte Käsbohrer im Jahre 2014 an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Salmonellen und die EU
Mit einem Zoonose-Erreger, den Salmonellen, beschäftigt sich Käsbohrer seit Jahrzehnten. Durch einen drastischen Anstieg der Erkrankungszahlen beim Menschen ausgelöst, wurden 1992 zum ersten Mal Grundlagen für die EU-weite Überwachung und Bekämpfung der Zoonosen angedacht und beschlossen.
Im Gemeinschaftlichen Referenzlabor für die Epidemiologie der Zoonosen übernahm Käsbohrer im Namen der Europäischen Kommission die Aufgabe, ein Berichtssystem für Zoonosen aufzubauen.
Die Verbreitung dieser Erreger und Erkrankungszahlen bei Tier und Mensch, sowie lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche konnten dadurch erstmalig für den europäischen Binnenmarkt erfasst werden.
Gleichzeitig ermöglichten die erfassten Daten eine bessere Planung von Strategien zur Verbesserung der Lebensmittelsicherheit.
Dieses System erweiterte sie im Laufe der Jahre um die Erfassung von Resistenzen gegen Antibiotika. Damit wurde eine erste Übersicht über die Verbreitung von resistenten Erregern möglich.
Von europäischer auf nationale Ebene
Käsbohrers Arbeit war der Grundstock für das Berichtssystem der 2004 neu geschaffenen Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Statt für EFSA arbeitete Käsbohrer dann jedoch für das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Dort leitet sie die Fachgruppe für Epidemiologie, Zoonosen und Antibiotikaresistenzen. Ihre Fachgruppe umfasst unter anderem das Referenzlabor für Antibiotikaresistenzen und ein Team von BioinformatikerInnen, die mathematische Modelle und Dienstprogramme zu Themen der Lebensmittelsicherheit erstellen.
Vorbeugung ist besser
Seit Anfang April 2016 stellt Käsbohrer nun ihre Erfahrungen der Vetmeduni Vienna zur Verfügung. Jede zweite Woche verbringt die in Lauingen an der Donau geborene neue Professorin am Campus in Wien-Floridsdorf.
Die Hälfte ihrer Arbeitszeit stellt sie nach wie vor dem BfR in Berlin, wo auch ihre Familie lebt, zur Verfügung.
Vor allem zwei Aspekte reizten sie, ihr berufliches und privates Leben zwischen Deutschland und Österreich aufzuteilen. „Die Arbeit im Bereich Zoonosen und Antibiotikaresistenzen wirft zwangsläufig Fragen auf, die nur durch vertiefende Studien und Grundlagenforschung beantwortet werden können. Dies ist aber nicht Aufgabe des BfR. Einige dieser Lücken kann ich hier an der Veterinärmedizinischen Universität Wien schließen“, sagt Käsbohrer.
Ein weiterer Aspekt für die Übernahme der Professur war die Qualifizierung der TierärztInnen und die Weiterbildung der LandwirtInnen, die sie an der Vetmeduni Vienna aktiv mitgestalten kann.
„Es gilt klarzumachen, dass alle an einem Strang ziehen müssen. Die Zusammenarbeit über Disziplinen hinweg muss für die Lebensmittelsicherheit an erster Stelle stehen“, stellt Käsbohrer klar.
TierärztInnen sollten mehr die Prophylaxe, also den vorbeugenden Schutz gegen Krankheiten, im Fokus haben. Die Therapie, insbesondere ganzer Tierbestände, kommt laut Käsbohrer eher einem Hinterherlaufen gleich.
Die Therapie ist aber notwendig, um unnötiges Leiden erkrankter Tiere zu verhindern und ihre Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Eine gezielte Prophylaxe zusammen mit einem optimierten Hygiene- und Betriebsmanagement sorgen dagegen dafür, dass die Tiere weniger häufig krank werden.
Schwerpunkte sichtbarer machen
Für das Institut für Öffentliches Veterinärwesen hat sich Käsbohrer zum Ziel gesetzt, Themenschwerpunkte auszubauen und sichtbarer zu machen. Neben der Reduktion von Antibiotikaresistenzen möchte sie auch an Ausbreitungsmodellen für Infektionserreger und an deren Interventionsstrategien in Österreich arbeiten.
Mit der Risikobewertung, in der mathematische und statistische Modelle und Auswertungen von Daten unter anderem aus der Lebensmittelkontrolle mit deren Bedeutung für die Humangesundheit vereint werden, bringt sie einen neuen Themenschwerpunkt aus ihrem bisherigen Arbeitsbereich mit.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Die Alligatoren von Hernals – das jüngste Krokodil-Fossil Mitteleuropas
Die Sammlungen des Naturhistorischen Museums sind großartige Archive der Natur. Allein die Geologisch-Paläontologische Abteilung bewahrt mehr als 5,6 Millionen Objekte
Melkroboter bereits in 2.000 Betrieben in Österreich im Einsatz
Der Trend zur Automatisierung in der Milchwirtschaft setzt sich ungebremst fort. Immer mehr Betriebe in Österreich setzen auf Automatische Melksysteme (AMS), um Effizienz und Tierkomfort zu steigern
13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien
Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar, die das Naturhistorische Museums Wien mitgestaltet haben - herausgegeben von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf
Luchsdame Elli übersiedelte aus dem Alpenzoo Innsbruck in den Wildnispark Zürich
Die Luchsdame Elli hat Innsbruck am 4. März 2025 im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) verlassen und ist nach Zürich gezogen
HUNDERUNDEN #34: Tiermedizin print & online
Die 34. Ausgabe der HUNDERUNDEN, dem Fachmagazin für Tierärzt:innen, ist am Aschermittwoch 2025 erschienen.
Inventur im Tiergarten Schönbrunn: 6.043 Tiere aus 518 Arten und Haustierrassen
Von den wendigen Mähnenrobben bis zu den gemächlichen Afrikanischen Schnabelbrustschildkröten - im Tiergarten Schönbrunn wurde wieder gezählt.
Backstagetour bei Cavalluna Grand Moments: Einblicke in Tierwohl und Tierschutz
Die europaweit tourende Pferdeshow Cavalluna fasziniert mit beeindruckenden Darbietungen, präziser Freiheitsdressur und kunstvollen Reitvorführungen. Doch was geschieht hinter den Kulissen?
Gezieltes Tiertraining für mehr Abwechslung und bessere Betreuung der Tiere
Im Alpenzoo Innsbruck steht ab 2025 regelmäßiges Tiertraining auf dem Programm
Fisch-Umzug XXL: Tiergarten Schönbrunn übersiedelt hunderte Fische, Garnelen und Co.
Seit Dezember übersiedeln im Tiergarten Schönbrunn Fische, Garnelen, Pflanzen und Co. aus dem Backstage-Bereich des bestehenden alten Aquarienhauses in die neu errichtete Aqua-Forschungsstation unweit des Zoos
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…13 Frauen. Aus der Geschichte des…
(07. Mär 2025) Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar…Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(28. Feb 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…Der Erfindergeist der Tiere
(17. Feb 2025) Werkzeuge, Ideen und Innovationen. Faszinierende Einblicke in tierische…Meine Patienten laufen Trab
(11. Feb 2025) Unterwegs als Pferdeärztin auf dem Land - von…Die Rückkehr der großen Pflanzenfresser
(07. Feb 2025) Konfliktfeld oder Chance für den Artenschutz? - herausgegeben…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EVECC-Kongress 2025
(01. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
