VET-MAGAZIN logo
Miteinander, oder nur nebeneinander her? Wie sich Tiere in der Landschaft bewegen
Rick marin via Wikimedia Commons
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr bei Fledertieren
Zoharby via Wikimedia Commons
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr…
Zauneidechsen fühlen sich an Bahngleisen wohl
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN
Veterinärmedizinische Universität Wien
Allgemein

Atypische Myopathie: Bergahorn kann eine tödliche Bedrohung für Pferde vom Herbst bis zum Frühling darstellen

Eine in unseren Breiten prominente Baumart, der Ahorn, produziert eine ansehnliche Samenfrucht, die jedoch für Pferde eine lebensbedrohliche Gefahr darstellt.

. . .

Von Herbst bis zum Frühjahr enthalten die Samen und die einblättrigen Keimlinge das für die Huftiere gefährliche Toxin Hypoglycin A, das die Atypische Myopathie auslöst, die rasch tödliche Folgen haben kann.

Bei ersten Symptomen wie Zittern und Schwitzen und steifem Gang sollte daher schnellstmöglich ein Tierarzt hinzugezogen werden. Für die HalterInnen gilt es Koppeln entsprechend zu säubern, wenn Ahornbäume das Areal säumen, und die Tiere beim Grasen während des Ausritts zu überwachen.

Der annähernd gleichzeitige Tod mehrerer Pferde in Salzburg und in weiterer Folge mehrerer Tiere in Niederösterreich im Herbst 2018 verdeutlicht einmal mehr die Gefährlichkeit einer Vergiftung von Pferden durch das Toxin Hypoglycin A.

Dieses löst die Atypische Myopathie, auch Weidemyopathie genannt, aus und ist in Ahornsamen enthalten. Da Ahornbäume, darunter auch der Bergahorn, in unseren Breiten eine relativ häufige Baumart sind, stellen sie neben Koppeln und Reitrouten in der Zeit von Oktober bis März ein Risiko dar.

Unvermitteltes Zittern, Schwitzen und Steifigkeit als erste Anzeichen

Hypoglycin A und speziell ein im Körper daraus gebildetes Abbauprodukt, fachlich Metabolit, Methylene cyclopropyl acetic acid, kurz MCPA, sind für eine rasch fortschreitende Muskelerkrankung verantwortlich.

Die Tiere können hierbei innerhalb von 72 Stunden versterben. Damit müssen bei den ersten Anzeichen einer Hypoglycin A-Vergiftung sofort Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden, um das Pferd retten zu können.

Die offensichtlichen Anzeichen sind im zeitlichen Verlauf unter anderem folgende:

  • Zittern und Schwitzen
  • Steifer Gang, auch ohne Reitbeanspruchung, häufig nach Weideaufenthalt
  • Kolikähnliche Schmerzen
  • Atembeschwerden und eine erhöhte Herzfrequenz
  • Verfärbter Urin: Die rotbraune Verfärbung des Urins entsteht aufgrund des durch den Muskelaschaden freigesetzten und über die Nieren ausgeschiedenen Myoglobins, dem Muskelfarbstoff.


Betroffen sind vor allem Pferde, die ganztägig auf einer Weide mit angrenzenden Ahornbäumen gehalten werden.

„Wird eine Hypoglycin Vergiftung von den Besitzerinnen oder Besitzern rechtzeitig erkannt und eine Tierärztin oder ein Tierarzt sofort verständigt, dann können erste Maßnahmen durch Stabilisierung von Kreislauf und Elektrolythaushalt mit Infusionen gesetzt werden“, erklärt Jessika Cavalleri, Professorin für Interne Medizin Pferde an der Vetmeduni Vienna und Expertin für Atypische Myopathie.

In einem frühen Stadium kann auch Aktivkohle verabreicht werden, die laut einer wissenschaftlichen Studie, an der Cavalleri beteiligt war, das Toxin binden und daher präventiv auch noch nicht betroffenen Begleitpferden verabreicht werden kann.

Ziel ist damit eine Vergiftung rechtzeitig abzuwenden. „Auch harntreibende Mittel können gegeben werden, um die Abbauprodukte auszuschwemmen. Bei Festliegen der Pferde ist dieser Zeitpunkt zumeist überschritten.“ Werden die Tiere nicht rechtzeitig behandelt, so beträgt die Sterbensrate 70 bis 90 Prozent.

Speziell gemähte Koppeln oder kurzgewachsenes Gras können in diesem Zeitraum ein Problem darstellen, denn die grasenden Pferde laufen damit besonders die Gefahr die Samen von Ahornbäumen aufzunehmen.

Diese enthalten in ihren Kapseln und im Frühjahr, in der einblättrigen Keimphase das Toxin Hypoglycin A.

Da Ahornbäume in unseren Breiten recht häufig sind, gilt es auf Koppeln zwischen Oktober und März darauf zu achten, die flügelblättrigen Samen zu entfernen und die Tiere beim Ausritt in der Nähe dieser Baumart nicht unbeaufsichtigt grasen zu lassen.

Bei ersten Anzeichen einer Vergiftung, wie eben Zittern, Schwitzen oder unvermitteltem, steifen Gang sollte umgehend veterinärmedizinische Hilfe beansprucht werden.

Gefahr besteht von Herbst bis Frühjahr

„Über Urin und Serum können Laborproben gewonnen und auf Rückstände des Toxins untersucht werden. Wichtiger ist jedoch die Aufmerksamkeit der Pferdehalterinnen und –halter auf die Erstanzeichen.

Durch den schnellen Krankheitsverlauf bestätigen diese Analysen bei sehr schnellem und hochgradigem Verlauf häufig im Nachhinein die Diagnose hinsichtlich der Todesursache.“, so Cavalleri. Wichtig ist zu verstehen, so die Expertin weiter, dass nicht nur die flügelblättrigen Samen der Ahornbäume, insbesondere des Bergahorns, toxisch für die Pferde sind.

Auch die ersten Keimlinge im Frühling stellen eine Gefahr für die Tiere dar. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich ein zweiblättriges Keimblatt entwickelt, enthalten die Pflanzen vielfach hohe Mengen des Toxins.

Mittlerweile gibt es aufgrund der saisonalen Häufung der Erkrankung eine Plattform über die Krankheitsfälle europaweit gemeldet werden können und sollen. Dadurch kann eine epidemiologische Rückschlussanalyse erarbeitet und eine europaweite, länderspezifische Erhebung erstellt werden.

Das internationale Veterinärwesen kann in diesen Fällen nachhaltig unterstützt werden indem Besitzer betroffenen Pferde und Tierärzte die aufgetretenen Fälle an die Atypical Myopathy Alert Group (AMAG) über folgenden, englischsprachigen Link melden:

Link für PferdebesitzerInnen

Link für TierärztInnen

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Tierarztpraxis gründen und betreiben
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…
Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…