Beatmung im Notfall – Einfacher Blasebalg rettet Pferdeleben auf dem Feld
Atemstillstand oder Herz-Kreislaufstillstand bei Pferden stellt im Feld ein unlösbares Problem für Tierärzte dar. Die notwendige Beatmung kann im Freien kaum durchgeführt werden, da herkömmliche Beatmungsgeräte zu groß sind und Strom sowie Druckluft benötigen.
Anästhesisten der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna) entwickelten ein simples und kostengünstiges Gerät zur Beatmung von Großtieren im Notfall, das einfach zu transportieren ist und am Feld im Ernstfall Tierleben retten kann. Dass ihre Erfindung auch wirklich funktioniert, zeigten die Wissenschafter in ihrer Veröffentlichung im Journal of Equine Veterinary Education.
Pferde sind stattliche Tiere. Ihre medizinische Behandlung erfordert besondere Kenntnisse aber auch die passenden Gerätschaften. Da Pferde ein entsprechend großes Lungenvolumen besitzen, ist eine künstliche Beatmung im Notfall gar nicht so leicht zu bewerkstelligen.
Während in Kliniken geeignete Beatmungsgeräte vorhanden sind, fehlen diese im Ernstfall überall dort, wo Pferde sich sonst aufhalten: im Stall, auf der Koppel, im Wald, während des Transports auf der Autobahn, etc...
Der Blasebalg der Leben rettet
Yves Moens von der Klinischen Abteilung für Anästhesiologie und perioperative Intensivmedizin und seine Mitarbeiter entwickelten eine handliche Beatmungspumpe für Großtiere. Mit diesem einfachen Gerät können Tierärzte auf dem Feld rasch und unkompliziert beatmen und so die Tiere reanimieren.

Das Gerät ist, ähnlich wie ein Blasebalg mit dem man Luftmatratzen aufpumpt, konstruiert, einfach zu transportieren und unkompliziert zu bedienen. Erleidet ein Pferd auf der Weide einen Atemstillstand, zum Beispiel während einer Operation, kann der Tierarzt vor Ort das Tier intubieren.
Das bedeutet, einen Beatmungsschlauch in die Luftröhre des Tieres einführen. Danach wird die Beatmungspumpe angeschlossen und mit dem Fuß betätigt.
Kleines Gerät mir großer Wirkung
Das neu entwickelte Beatmungsgerät hat ein Luftvolumen von 2,5 Liter. Ein ausgewachsenes Pferd benötigt für einen Atemzug aber mindestens fünf bis sechs Liter Luft, um mit genügend Sauerstoff versorgt zu sein.
Ein entsprechend großer Blasebalg wäre wiederum zu groß, um von einem Menschen einfach bedient werden zu können und hat in einem Praxiswagen kaum Platz. Die Wissenschafter zeigten, dass die Beatmung von Pferden auch mit einem kleineren Beatmungsgerät funktioniert.
Die Idee war, das vorhandene Ventil zu nutzen und den Blasebalg mehrmals kurz hintereinander rasch zu betätigen, um das benötigte Luftvolumen zu erhalten.
Die Ausatmung erfolgt dann über ein manuell gesteuertes zweites Ventil. Sie testeten ihre Hypothese an fünf Haflingern während einer Kastrationsoperation auf der Weide und konnten zeigen, dass die stufenweise Beatmung mit einer 2,5 Liter Pumpe ausreicht, um die Pferde in Narkose ausreichend mit Atemluft zu versorgen.
Beatmung am Feld bietet Sicherheit für Tier und Mensch
„Im Fach Anästhesie hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. So auch in der veterinärmedizinischen Anästhesie. Wir arbeiten an verbesserten Narkosetechniken und Beatmungsmaschinen um Risiken zu reduzieren.
Die von uns entwickelte Beatmungspumpe ermöglicht mehr Sicherheit bei Narkosen für Großtiere im Feld aber auch letztendlich mehr Rechtssicherheit für den Tierarzt entsprechende Vorkehrungen getroffen zu haben“, erläutert Klinikvorstand Yves Moens.
Die Beatmungspumpe ist preiswert herzustellen und bietet dem Tierarzt die Möglichkeit, Pferde adäquat zu behandeln.
Die Studie „A commercial foot pump for emergency ventilation of horses, proof-of-principle during equine field anaesthesia“ von Stephanie von Ritgen, Ulrike Auer, Johannes Schramel und Yves Moens wurde vor kurzem im Journal Equine Veterinary Education veröffentlicht.
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/eve.12069/abstract
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