Regionaler „Hot Spot“ der Bornaschen Krankheit in Oberösterreich entdeckt
Bornaviren verursachen bei Pferden und Schafen eine tödliche Hirnentzündung, die Bornasche Krankheit. In Österreich gab es bislang nur wenige Fälle. Nun erkrankten erstmals innerhalb von nur zwei Jahren vier Pferde in der gleichen oberösterreichischen Region.
Tests an regionalen Spitzmäusen, die der einzige bekannte Zwischenwirt für die Viren sind, bestätigten den Verdacht eines lokalen Virusreservoirs.
Der Großteil der untersuchten Kleinsäuger wurde von Forschenden der Vetmeduni Vienna positiv auf Bornaviren getestet, die sich genetisch außerdem von denen aus den Nachbarländern, wie Bayern, unterschieden.
Die mit der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und lokalen TierärztInnen in Emerging Microbes & Infections veröffentlichte Studie dokumentiert diesen seltenen Ausbruch der Bornaschen Krankheit in einem neuen inländischen Endemiegebiet.
Verhaltensstörungen und Desorientierung sind bei Pferden und Schafen Anzeichen der sogenannten Bornaschen Krankheit. Dabei lösen für den Menschen ungefährliche Erreger, die Bornaviren, eine für die Tiere tödliche Entzündung des Gehirns und Rückenmarks aus.
Übertragen werden die Viren ausschließlich über einen Zwischenwirt, der unter Artenschutz stehenden Feldspitzmaus. Infizierte Spitzmäuse sind ihr Leben lang Träger des Bornavirus, zeigen aber keinerlei Symptome.
Trotz rückläufiger Zahlen kommt es bis auf Österreich in Mitteleuropa gelegentlich zum sporadischen Auftreten dieser Krankheit.
Nun bestätigten Forschende der Vetmeduni Vienna und der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) erstmals einen Ausbruch der Bornaschen Krankheit in einem bisher nicht betroffenen Gebiet.
Vier Pferde erkrankten in nur zwei Jahren und innerhalb von 17 Kilometern in Oberösterreich. Tests zeigten, dass dort angesiedelte Feldspitzmäuse und sogar eine Waldspitzmaus ebenfalls virus-positiv waren. Die gefundenen Bornaviren sind genetisch nur entfernt mit Erregern in benachbarten Regionen, wie Bayern, verwandt.
Erster Ausbruch in Oberösterreich dank Diagnose lokaler TiermedizinerInnen erkannt
Den Hinweis auf einen möglichen Ausbruch der Bornaschen Krankheit gaben zwei aufmerksame TiermedizinerInnen aus der Region. Sie diagnostizierten bei vier oberösterreichischen Pferden eine neurologische Erkrankung und vermuteten, dass Bornaviren dafür verantwortlich sein könnten.
Eine Untersuchung der erkrankten Pferde bestätigte die Diagnose und die Vermutung. „Parallel dazu testeten wir auch die möglichen lokalen Überträger, Spitzmäuse, um die mehrfachen Krankheitsfälle dem lokalen Aspekt zuordnen zu können “, so Herbert Weissenböck vom Institut für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin.
Mehr als fünfzig Prozent der gefangenen Feldspitzmäuse wurden in diesen Tests als Träger des Virus bestätigt. Dazu kam unerwartet ein positiver Befund für eine andere in Oberösterreich ansässige Spitzmausart.
Virenstamm aus Rheinland-Pfalz auch in Waldspitzmäusen?
Unter den Tieren, die in der betroffenen Region gefunden wurden, waren auch Waldspitzmäuse. Bislang galt diese Art nicht als möglicher Träger der Bornaviren. „Nun wurde von uns erstmals auch eine hochgradig infizierte Waldspitzmaus identifiziert. Ob diese Art auch einen Zwischenwirt darstellt oder ob es sich um einen Einzelfall handelt, müssen weitere Studien zeigen“, sagt Norbert Nowotny vom Institut für Virologie.
Die Forschenden verglichen die nachgewiesenen Bornaviren außerdem mit den bisher in Mitteleuropa erfassten Stämmen. „Anders als man aufgrund der räumlichen Nähe vermuten könnte, waren die oberösterreichischen Bornaviren genetisch nicht mit jenen aus Bayern am nächsten verwandt, sondern mit einem Virusstamm aus Rheinland-Pfalz.
Dieser Stamm ist seit seiner Beschreibung auch in anderen Gebieten Deutschlands und nun auch in Österreich aufgetaucht“, erklärt Nowotny.
„Dadurch zeigt sich, dass uns noch wichtige Erkenntnisse zur Verbreitung der verschiedenen Bornavirus-Stämme fehlen. Die Identifizierung eines bisher unbekannten Bornavirus-Endemiegebietes in Oberösterreich war jedenfalls für uns Alle überraschend.“
Bornaviren nutzen Spitzmaus als lebenslängliches Reservoir
Eine frühere Studie des Teams bestätigte, dass die Feldspitzmaus ein sogenanntes Reservoir für Bornaviren darstellt. Die Erreger sind hochgradig in allen Organen nachweisbar, ohne dass die Spitzmäuse selbst irgendwelche Symptome zeigen.
„Nach einer Infektion bleiben Spitzmäuse lebenslang mit dem Virus infiziert und scheiden dieses auch aus“, sagt Nowotny. Bei einem geschützten Tier stellt sich allerdings die Frage, wie man zukünftig gegen Bornavirus-Infektionen vorgehen kann.
Es gilt die Spitzmäuse von den Stallungen fernzuhalten, etwa durch selbstschließende Türen oder Barrieren. Hygienestandards und regelmäßige Kontrollen spielen auch eine wesentliche Rolle.
„Die Studie hat gezeigt, dass am Beginn einer wissenschaftlichen Studie die aufmerksame diagnostische Tätigkeit von praktizierenden Tierärzten steht. Dieses Bewusstsein gilt es weiter zu stärken.
Die gute Zusammenarbeit mit der AGES hat gezeigt, dass wir schnell gemeinsam vorgehen können. Der gleichzeitige Nachweis der Bornaviren in Pferd und Spitzmaus bestätigte nicht nur die Diagnose der TiermedizinerInnen, sondern hilft uns auch zukünftige Strategien zu entwickeln“, so Weissenböck.
Publikation
Der Artikel „Infections of horses and shrews with Bornaviruses in Upper Austria: a novel endemic area of Borna disease” von Herbert Weissenböck, Zoltán Bagó, Jolanta Kolodziejek, Barbara Hager, Günter Palmetzhofer, Ralf Dürrwald und Norbert Nowotny wurde in Emerging Microbes & Infections veröffentlicht.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit. Museumskäfer, Motten, Schimmel und der Klimawandel
Die Sonderausstellung im Naturhistorischen Museum Wien ist von 19. März bis 15. Juni 2025 im Saal 21 zu sehen
Rinderzucht Austria-Seminar zum Thema „30 Jahre Nutzungsdauer in der Rinderzucht“
Damals ein Meilenstein, heute eine Selbstverständlichkeit, morgen noch modern? Das diesjährige Rinderzucht Austria-Seminar stand ganz im Zeichen der Nutzungsdauer
Die Alligatoren von Hernals – das jüngste Krokodil-Fossil Mitteleuropas
Die Sammlungen des Naturhistorischen Museums sind großartige Archive der Natur. Allein die Geologisch-Paläontologische Abteilung bewahrt mehr als 5,6 Millionen Objekte
Melkroboter bereits in 2.000 Betrieben in Österreich im Einsatz
Der Trend zur Automatisierung in der Milchwirtschaft setzt sich ungebremst fort. Immer mehr Betriebe in Österreich setzen auf Automatische Melksysteme (AMS), um Effizienz und Tierkomfort zu steigern
13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien
Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar, die das Naturhistorische Museums Wien mitgestaltet haben - herausgegeben von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf
Luchsdame Elli übersiedelte aus dem Alpenzoo Innsbruck in den Wildnispark Zürich
Die Luchsdame Elli hat Innsbruck am 4. März 2025 im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) verlassen und ist nach Zürich gezogen
HUNDERUNDEN #34: Tiermedizin print & online
Die 34. Ausgabe der HUNDERUNDEN, dem Fachmagazin für Tierärzt:innen, ist am Aschermittwoch 2025 erschienen.
Inventur im Tiergarten Schönbrunn: 6.043 Tiere aus 518 Arten und Haustierrassen
Von den wendigen Mähnenrobben bis zu den gemächlichen Afrikanischen Schnabelbrustschildkröten - im Tiergarten Schönbrunn wurde wieder gezählt.
Backstagetour bei Cavalluna Grand Moments: Einblicke in Tierwohl und Tierschutz
Die europaweit tourende Pferdeshow Cavalluna fasziniert mit beeindruckenden Darbietungen, präziser Freiheitsdressur und kunstvollen Reitvorführungen. Doch was geschieht hinter den Kulissen?
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Röntgen Hund und Katze: Thorax und…
(21. Mär 2025) Röntgenbilder sicher befunden Gebundene Ausgabe - herausgegeben von…Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…13 Frauen. Aus der Geschichte des…
(07. Mär 2025) Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar…Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(28. Feb 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…Der Erfindergeist der Tiere
(17. Feb 2025) Werkzeuge, Ideen und Innovationen. Faszinierende Einblicke in tierische…Meine Patienten laufen Trab
(11. Feb 2025) Unterwegs als Pferdeärztin auf dem Land - von…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EVECC-Kongress 2025
(01. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
