
Neue Diagnosemethode für Kryptosporidiose bei Reptilien
Was beim Menschen in den allermeisten Fällen wenig spektakulär verläuft, ist für Reptilien hochgefährlich
Eine durch Parasiten ausgelöste Entzündung des Verdauungstrakts ist die Kryptosporidiose. Sie ist bei diesen Tieren hoch ansteckend und verläuft oft tödlich. Eine Infektion der Tiere früh zu erkennen, ist schwer.
Forschende an der Vetmeduni Vienna haben nun eine auf Genanalysen aufbauende Methode entwickelt, mit der die Diagnose der Kryptosporidiose bei Reptilien früher und viel genauer möglich ist. Die Arbeit wurde in der Zeitschrift „Journal of Veterinary Diagnostic Investigation“ veröffentlicht.
Obwohl die Kryptosporidiose schon seit mehr als hundert Jahren bekannt ist, nahm man lange an, dass sie eine äußerst seltene Krankheit sei.
Erst mit der Entdeckung, dass sie auch Menschen betreffen und besonders bei Personen mit geschwächtem Immunsystem auch problematisch verlaufen kann, bekam die Kryptosporidiose breitere Aufmerksamkeit.
Die Krankheit wird von einem einzelligen Parasiten verursacht, der zur Familie der Kryptosporidia gehört. Einige ihrer Vertreter infizieren auch Reptilien, die nach einer unterschiedlich langen Inkubationszeit bei sonst gesund erscheinenden Tieren Erkrankungen des Verdauungstrakts auslösen.
Bei Reptilien verläuft die Kryptosporidiose chronisch und ist unheilbar. Um Infektionsraten niedrig zu halten, werden verlässliche Diagnosetechniken gebraucht.
Parasiten an den Genen erkennen
Die Krankheit wird über den Nachweis des Parasiten im Reptilienkot diagnostiziert. Schwierig wird die Sache dadurch, dass besonders Schlangen auch Parasiten ausscheiden, die sie zuvor mit ihren Beutetieren aufgenommen haben. Deshalb lässt sich auch bei Nachweis von Kryptosporidien im Kot nicht sagen, ob die Tiere auch tatsächlich mit der für sie gefährlichen Parasitenart infiziert sind.
Es ist deshalb wichtig, zwischen den Parasiten der Schlangen und denen ihrer Beutetiere unterscheiden zu können.
Barbara Richter und ihre Kolleginnen und Kollegen vom Institut für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben eine auf DNA-Analysen basierende Methode entwickelt, die nicht nur Kryptosporidien allgemein nachweist, sondern auch zwischen den spezifischen Parasitenarten von Reptilien und Säugetieren unterscheiden kann.
Sehr hohe Ansteckungsgefahr
Mit dem neuen Test konnte Richter erstmals zeigen, dass eine von sechs der als Haustiere beliebten Kornnattern und einer von zwölf eine bestimmte, für die Tiere gefährliche Kryptosporidienart in sich tragen.
Diese Zahlen sind weit höher als bisher vermutet und lassen auf eine weite Verbreitung des Erregers bei bestimmten Reptilienarten schließen, die als Haustiere gehalten werden. Kornnattern scheinen besonders häufig infiziert zu sein. Leopardgeckos tragen verschiedene Arten von Kryptosporidien.
Auch wenn diese Tiere möglicherweise nicht selbst erkranken, können sie doch andere Reptilienarten anstecken, mit denen sie in Kontakt kommen. Viele Reptilienfreunde halten mehrere Arten in Gemeinschaft, deshalb besteht ein hohes Ansteckungsrisiko zwischen den einzelnen Reptilienarten.
Regelmäßige Tests nötig
Das neue Diagnoseverfahren ermöglicht eine frühe und präzise Bestimmung von Kryptosporidien bei Echsen und Schlangen, noch bevor die Tiere Krankheitssymptome zeigen.
Dennoch mahnt Pathologin Richter zur Vorsicht: „Ein weiteres Problem ist, dass Kryptosporidien im Tierkot oft nur in sehr kleinen Mengen vorkommen, so dass man sie nur schwer nachweisen kann. Wir arbeiten daran, unsere Methode noch empfindlicher zu machen, man sollte die Tiere aber regelmäßig testen. Ein einzelner negativer Test bedeutet nicht, dass das Tier sicher frei von Parasiten ist.“
Der Artikel “Detection of Cryptosporidium species in feces or gastric contents from snakes and lizards as determined by polymerase chain reaction analysis and partial sequencing of the 18S ribosomal RNA gene” von Barbara Richter, Nora Nedorost, Anton Maderner und Herbert Weissenböck wurde in der Maiausgabe 2011 der Zeitschrift “Journal of Veterinary Diagnostic Investigation” (Vol. 23 pp. 430–435) veröffentlicht.
Link: Artikel im Volltext
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