VET-MAGAZIN logo
Säugetiere meiden Saures, viele Vögel hingegen fressen gerne saure Früchte.
Gabriel Weijie Low
Forschende können Gesichtsausdrücke von Bonobo-Affen genau analysieren
Paul Kuchenbuch
Miteinander, oder nur nebeneinander her? Wie sich Tiere in der Landschaft bewegen
Rick marin via Wikimedia Commons
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Prof. Dr. Christian Schlötterer
Vetmeduni Vienna/Wassermann
Allgemein

ERC Advanced Grant: 2,5 Millionen Euro für die Evolutionsforschung an der Vetmeduni Vienna

Christian Schlötterer, Leiter des Instituts für Populationsgenetik an der Vetmeduni Vienna, erhält einen der begehrten ERC Advanced Investigator Grants der EU.

. . .

Mit einem Forschungsetat von 2,5 Millionen Euro werden Schlötterer und sein Team in den nächsten fünf Jahren untersuchen, wie sich Tiere an veränderte Umweltbedingungen anpassen können.

Der European Research Council (ERC) hat sich zum Ziel gesetzt, durch gezielte Förderung herausragender Forschungspersönlichkeiten die Grundlagenforschung in Europa zu stärken.

Einer der neu gekürten Preisträger ist Christian Schlötterer, Leiter des Instituts für Populationsgenetik an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna). „Dank der großzügigen Dotation dieses Forschungspreises kann ich endlich dieses von mir schon lange geplante Forschungsprojekt angehen“ freut sich Schlötterer.

Anpassung an Klimawandel

Schlötterers Aufmerksamkeit gilt der Frage, wie sich Tiere an neue Umweltbedingungen anpassen. „Mit der Klimaerwärmung konfrontiert, bleiben Tieren und Pflanzen nur zwei Möglichkeiten: entweder wandern sie in kühlere Regionen aus, oder sie passen sich an“ erklärt er.

Dabei liegt sein Interesse auf der zweiten Möglichkeit. Ausgehend von einer natürlich vorkommenden Fruchtfliegenpopulation wird er im Labor verfolgen, wie sich diese Population an veränderte Temperaturbedingungen anpasst. Über einen Zeitraum von 5 Jahren werden die Veränderungen in den Genen (DNA), den Genprodukten (RNA) und schließlich auch dem Aussehen der Fliegen (Phänotyp) untersucht.

Wie Züchtung auf Gene wirkt

Eines ist Schlötterer klar: „In jeder natürlichen Population gibt es viele Genvarianten, die Tieren helfen, sich an neue Umweltbedingungen anzupassen. Das beste Bespiel ist die Tier- und Pflanzenzucht. Durch Zucht wurden die Eigenschaften unserer Nutztiere und Kulturpflanzen schnell und effektiv verändert.

Doch so offensichtlich das Ergebnis ist, der Weg dorthin ist noch gänzlich unverstanden.“ Im ERC-Projekt werden Schlötterer und sein Team am Institut für Populationsgenetik jetzt diese Anpassungsprozesse mit den modernsten genetischen Methoden auf molekularer Ebene aufzeichnen.

Einzigartiger Datensatz wird ausgewertet

Die große Herausforderung liegt jedoch nicht im Datensammeln, sondern in der Analyse und intelligenten Auswertung der enormen Datenmengen, die entstehenden werden. Hier hat das Team des Instituts für Populationsgenetik bereits wichtige Pionierarbeit geleistet, doch der einzigartige neue Datensatz, der die zeitliche Abfolge von Veränderungen in der DNA, RNA und dem Phänotyp kombinieren wird, stellt eine neue Herausforderung dar.

Ein interdisziplinäres Team von Statistikern, Bioinformatikern und Biologen wird sich deshalb gemeinsam der Datenanalyse widmen.

Auf die Frage, ob seine Forschung die Folgen der Klimaerwärmung verhindert, muss Schlötterer lächeln: „Sicher nicht, doch wir werden die Bedeutung natürlicher Variation für Anpassungsprozesse auf molekularer Ebene zeigen können. Das wird nicht nur erklären, warum natürliche Populationen so vielfältig sind, sondern auch wie viele Gene sich ändern müssen, um in einer neuen Umwelt erfolgreich sein zu können.“

Der nun eingeworbene ERC Advanced Investigator Grant für Christian Schlötterer ist schon der zweite ERC Grant, den Mitarbeitende des Instituts für Populationsgenetik der Vetmeduni Vienna einwerben konnten. Schon 2008 bekam der bis Ende 2010 an der Vetmeduni tätige Genetiker Alistair McGregor einen ERC Starting Grant für ein Projekt zur Untersuchung der Sinnesorgane von Fruchtfliegen zugesprochen.

Christian Schlötterer studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Biologie und promovierte bei Diethard Tautz am dortigen Zoologischen Institut. Er verbrachte Forschungsaufenthalte in Cambridge, New York und Chicago, ehe er 1995 an die Vetmeduni Vienna kam. Schlötterer war zunächst Universitätsassistent, habilitierte sich 1999 für das Fach Genetik und wurde außerordentlicher Professor an der Vetmeduni Vienna.

Im Jahr 2006 erhielt er einen Ruf an die Universität Innsbruck, ein Jahr später wurde er zurück an die Vetmeduni Vienna berufen, wo er seither das dort angesiedelte Institut für Populationsgenetik leitet. Trotz Angeboten aus England, Frankreich und Deutschland blieb Schlötterer Österreich treu, ein wesentliches Kriterium für diese Entscheidung war die vorbildliche Förderung der Grundlagenforschung durch den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.

Schlötterer ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Spitzenforschung nicht nur an spezialisierten Forschungsinstituten, sondern auch an Universitäten beheimatet ist. Als bisher einziger Forscher einer österreichischen Universität wurde ihm 2000 der angesehene Young Investigator Award der European Molecular Biology Organization (EMBO) verliehen.

Mit dem nun an ihn verliehenen ERC Advanced Investigator Grant wurde Schlötterer nicht nur für ein innovatives Forschungsprojekt, sondern auch für seine gesamte bisherige Forschungstätigkeit an der Vetmeduni Vienna ausgezeichnet.

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis 
Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis 
(20. Jun. 2025) Andrea Beetz und Meike Heyer führen in die…
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EERVC 2025 in Ljubljana
shutterstock.com/tokar
EERVC 2025 in Ljubljana
(12. Jun. 2025) Die 8. Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC)…
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…