Vektorübertragene Erkrankungen bei Militärhunden des Österreichischen Bundesheeres
Militärhunde sind aufgrund des vermehrten Aufenthaltes im Freien – mehr als andere Hunde – Vektoren wie Zecken oder Stechmücken ausgesetzt. In einer Studie der Vetmeduni Vienna wurden fast 100 Hunde untersucht, die beim Österreichischen Bundesheer im Einsatz stehen.
Demnach waren die Militärhunde im Österreichischen Bundesheer von mehreren Infektionserregern betroffen, unter anderem auch vom Bakterium Borrelia burgdorferi s. l., dem Erreger der Lyme-Borreliose sowie dem Fadenwurm Dirofilaria repens – bei beiden handelt es sich um Krankheitserreger von Hunden, die aber auch den Menschen befallen können.
Militärhunde sind aufgrund des vermehrten Aufenthaltes im Freien – mehr als andere Hunde – Vektoren wie Zecken oder Stechmücken ausgesetzt. Die Folge: Sie haben ein generell erhöhtes Risiko, sich mit vektorübertragenen Krankheitserregern zu infizieren.
Um vor diesem Hintergrund ein genaueres Bild der Infektionslage zu gewinnen, untersuchte ein Forschungsteam des Instituts für Parasitologie der Vetmeduni Vienna 94 klinisch gesunde Hunde im Zeitraum 2016 und 2020, die beim Österreichischen Bundesheer im Militärhundezentrum Kaisersteinbruch im Dienst stehen bzw. standen.
Zecken und Stechmücken als Überträger, Klimaerwärmung als Treiber
Zwei der Hunde wurden positiv auf Dirofilaria repens getestet. Dieser Fadenwurm ist ein Parasit des Unterhautgewebes von Hunden, als dessen Zwischenwirt und Überträger Stechmücken fungieren.
Das Hauptverbreitungsgebiet des Parasiten ist Süd- und Osteuropa, im Zuge des Klimawandels breitet sich der Fadenwurm jedoch zunehmend nach Norden aus. Die von ihm verursachte kutane Dirofilariose betrifft nicht nur Hunde, auch eine Infektion des Menschen ist möglich.
Bei zehn Hunden konnten spezifische Antikörper gegen Borrelia burgdorferi s. l. – dem von Zecken übertragenen Erreger der sowohl bei Hunden als auch Menschen die Lyme-Borreliose auslösen kann – nachgewiesen werden.
Weitere sechs klinisch gesunde Hunde wurden zudem positiv auf Babesia canis getestet. Die durch Zecken übertragenen Einzeller der Gattung Babesia rufen die potenziell tödliche Infektionskrankheit Babesiose hervor.
Während die Babesiose bis in die 1970er Jahre vor allem eine „Reisekrankheit“ bei Hunden war, kommt sie durch die Ausdehnung des Verbreitungsgebiets der Buntzecke mittlerweile auch nördlich der Alpen vor.
Große Relevanz für das Österreichische Bundesheer sowie für die öffentliche Gesundheit
Das Aufrechterhalten der Einsatzbereitschaft der Militärhunde und des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung funktioniert am besten mit dem professionellen Zusammenwirken der Spezialisten des Bundesheeres und der Vetmeduni.
„Durch die Ergebnisse mit dem Nachweis von Dirofilaria repens, Borrelia burgdorferi s. l. und Babesia canis im Jahr 2016, mussten und konnten die entsprechenden Maßnahmen gegen vektorübertragene Krankheitserreger für Militärhunde spezifischer an die Situation angepasst und verbessert werden.
Dass dies erfolgreich gelungen ist, ist durch die Ergebnisse aus den Folgejahren ersichtlich,“ so Studien-Erstautor Bernhard W. Sonnberger vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni.
Zudem sind damit laut Studien-Letztautor Hans-Peter Fuehrer, ebenfalls vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna , auch Gefahren für den Menschen verbunden: „Die hohe Zahl der gefundenen vektorübertragenen Erkrankungen unterstreicht die Notwendigkeit, solche Infektionen sowohl bei Menschen als auch bei Hunden stärker zu überwachen und zwar nicht nur im Setting der Militärhunde. Denn von Vektoren übertragene Krankheitserreger sind von großer Relevanz für die öffentliche Gesundheit.“
„Dass unser Bundesheer im Bereich der Forschung gerne über den Tellerrand schaut, hat es bereits in der Vergangenheit bewiesen. Das ist auch in der aktuellen Studie zu sehen: Durch die Zusammenarbeit mit zivilen Forschungseinrichtungen, sorgen wir mit dem erlangten Wissen nicht nur für die Sicherheit unserer Soldaten, sondern auch für den Schutz unserer militärischen Vierbeiner“, zeigt sich Verteidigungsministerin Klaudia Tanner über das Projekt mit der Vetmeduni erfreut.
Publikation
Der Artikel „Vector-borne pathogens in clinically healthy military working dogs in eastern Austria “ von Bernhard W. Sonnberger, Barbara Graf, Reinhard K. Straubinger, Dietmar Rackl, Adelheid G. Obwaller, Roman Peschke, Bita Shahi Barogh, Anja Joachim, Hans-Peter Fuehrer wurde in „Parasitology International“ veröffentlicht.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit. Museumskäfer, Motten, Schimmel und der Klimawandel
Die Sonderausstellung im Naturhistorischen Museum Wien ist von 19. März bis 15. Juni 2025 im Saal 21 zu sehen
Rinderzucht Austria-Seminar zum Thema „30 Jahre Nutzungsdauer in der Rinderzucht“
Damals ein Meilenstein, heute eine Selbstverständlichkeit, morgen noch modern? Das diesjährige Rinderzucht Austria-Seminar stand ganz im Zeichen der Nutzungsdauer
Die Alligatoren von Hernals – das jüngste Krokodil-Fossil Mitteleuropas
Die Sammlungen des Naturhistorischen Museums sind großartige Archive der Natur. Allein die Geologisch-Paläontologische Abteilung bewahrt mehr als 5,6 Millionen Objekte
Melkroboter bereits in 2.000 Betrieben in Österreich im Einsatz
Der Trend zur Automatisierung in der Milchwirtschaft setzt sich ungebremst fort. Immer mehr Betriebe in Österreich setzen auf Automatische Melksysteme (AMS), um Effizienz und Tierkomfort zu steigern
13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien
Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar, die das Naturhistorische Museums Wien mitgestaltet haben - herausgegeben von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf
Luchsdame Elli übersiedelte aus dem Alpenzoo Innsbruck in den Wildnispark Zürich
Die Luchsdame Elli hat Innsbruck am 4. März 2025 im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) verlassen und ist nach Zürich gezogen
HUNDERUNDEN #34: Tiermedizin print & online
Die 34. Ausgabe der HUNDERUNDEN, dem Fachmagazin für Tierärzt:innen, ist am Aschermittwoch 2025 erschienen.
Inventur im Tiergarten Schönbrunn: 6.043 Tiere aus 518 Arten und Haustierrassen
Von den wendigen Mähnenrobben bis zu den gemächlichen Afrikanischen Schnabelbrustschildkröten - im Tiergarten Schönbrunn wurde wieder gezählt.
Backstagetour bei Cavalluna Grand Moments: Einblicke in Tierwohl und Tierschutz
Die europaweit tourende Pferdeshow Cavalluna fasziniert mit beeindruckenden Darbietungen, präziser Freiheitsdressur und kunstvollen Reitvorführungen. Doch was geschieht hinter den Kulissen?
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Röntgen Hund und Katze: Thorax und…
(21. Mär 2025) Röntgenbilder sicher befunden Gebundene Ausgabe - herausgegeben von…Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…13 Frauen. Aus der Geschichte des…
(07. Mär 2025) Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar…Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(28. Feb 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…Der Erfindergeist der Tiere
(17. Feb 2025) Werkzeuge, Ideen und Innovationen. Faszinierende Einblicke in tierische…Meine Patienten laufen Trab
(11. Feb 2025) Unterwegs als Pferdeärztin auf dem Land - von…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EVECC-Kongress 2025
(01. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
