Vektorübertragene Erkrankungen bei Militärhunden des Österreichischen Bundesheeres
(14.09.2021) Militärhunde sind aufgrund des vermehrten Aufenthaltes im Freien mehr als andere Hunde Vektoren wie Zecken oder Stechmücken ausgesetzt. In einer Studie der Vetmeduni Vienna wurden fast 100 Hunde untersucht, die beim Österreichischen Bundesheer im Einsatz stehen.
Demnach waren die Militärhunde im Österreichischen Bundesheer von mehreren Infektionserregern betroffen, unter anderem auch vom Bakterium Borrelia burgdorferi s. l., dem Erreger der Lyme-Borreliose sowie dem Fadenwurm Dirofilaria repens bei beiden handelt es sich um Krankheitserreger von Hunden, die aber auch den Menschen befallen können.
Militärhundezentrum Kaisersteinbruch
Militärhunde sind aufgrund des
vermehrten Aufenthaltes im Freien mehr als andere Hunde Vektoren wie
Zecken oder Stechmücken ausgesetzt. Die Folge: Sie haben ein generell
erhöhtes Risiko, sich mit vektorübertragenen Krankheitserregern zu
infizieren.
Um vor diesem Hintergrund ein genaueres Bild der Infektionslage zu gewinnen, untersuchte ein Forschungsteam des Instituts für Parasitologie der Vetmeduni Vienna 94 klinisch gesunde Hunde im Zeitraum 2016 und 2020, die beim Österreichischen Bundesheer im Militärhundezentrum Kaisersteinbruch im Dienst stehen bzw. standen.
Zecken und Stechmücken als Überträger, Klimaerwärmung als Treiber
Zwei
der Hunde wurden positiv auf Dirofilaria repens getestet. Dieser
Fadenwurm ist ein Parasit des Unterhautgewebes von Hunden, als dessen
Zwischenwirt und Überträger Stechmücken fungieren.
Das Hauptverbreitungsgebiet des Parasiten ist Süd- und Osteuropa, im Zuge des Klimawandels breitet sich der Fadenwurm jedoch zunehmend nach Norden aus. Die von ihm verursachte kutane Dirofilariose betrifft nicht nur Hunde, auch eine Infektion des Menschen ist möglich.
Bei zehn Hunden konnten spezifische Antikörper gegen Borrelia burgdorferi s. l. dem von Zecken übertragenen Erreger der sowohl bei Hunden als auch Menschen die Lyme-Borreliose auslösen kann nachgewiesen werden.
Weitere
sechs klinisch gesunde Hunde wurden zudem positiv auf Babesia canis
getestet. Die durch Zecken übertragenen Einzeller der Gattung Babesia
rufen die potenziell tödliche Infektionskrankheit Babesiose hervor.
Während die Babesiose bis in die 1970er Jahre vor allem eine Reisekrankheit bei Hunden war, kommt sie durch die Ausdehnung des Verbreitungsgebiets der Buntzecke mittlerweile auch nördlich der Alpen vor.
Große Relevanz für das Österreichische Bundesheer sowie für die öffentliche Gesundheit
Das Aufrechterhalten der Einsatzbereitschaft der Militärhunde und des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung funktioniert am besten mit dem professionellen Zusammenwirken der Spezialisten des Bundesheeres und der Vetmeduni.
Durch die Ergebnisse mit dem Nachweis von Dirofilaria
repens, Borrelia burgdorferi s. l. und Babesia canis im Jahr 2016,
mussten und konnten die entsprechenden Maßnahmen gegen vektorübertragene
Krankheitserreger für Militärhunde spezifischer an die Situation
angepasst und verbessert werden.
Dass dies erfolgreich gelungen ist, ist durch die Ergebnisse aus den Folgejahren ersichtlich, so Studien-Erstautor Bernhard W. Sonnberger vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni.
Zudem sind damit laut Studien-Letztautor Hans-Peter Fuehrer, ebenfalls vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna, auch Gefahren für den Menschen verbunden: Die hohe Zahl der gefundenen vektorübertragenen Erkrankungen unterstreicht die Notwendigkeit, solche Infektionen sowohl bei Menschen als auch bei Hunden stärker zu überwachen und zwar nicht nur im Setting der Militärhunde. Denn von Vektoren übertragene Krankheitserreger sind von großer Relevanz für die öffentliche Gesundheit.
Dass unser Bundesheer im Bereich der Forschung gerne über den Tellerrand schaut, hat es bereits in der Vergangenheit bewiesen. Das ist auch in der aktuellen Studie zu sehen: Durch die Zusammenarbeit mit zivilen Forschungseinrichtungen, sorgen wir mit dem erlangten Wissen nicht nur für die Sicherheit unserer Soldaten, sondern auch für den Schutz unserer militärischen Vierbeiner, zeigt sich Verteidigungsministerin Klaudia Tanner über das Projekt mit der Vetmeduni erfreut.
Publikation
Der Artikel Vector-borne pathogens in clinically healthy military working dogs in eastern Austria von Bernhard W. Sonnberger, Barbara Graf, Reinhard K. Straubinger, Dietmar Rackl, Adelheid G. Obwaller, Roman Peschke, Bita Shahi Barogh, Anja Joachim, Hans-Peter Fuehrer wurde in Parasitology International veröffentlicht.