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Feldhasenmischlinge sind fruchtbarer

Seit Charles Darwin gilt die Variation neben der Selektion als entscheidender Motor der Evolution. Variation ermöglicht erst, besser passende Eigenschaften über Generationen hinweg zu fördern.

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Hinweise mehren sich heute jedoch, dass sich Variation in den Genen nicht nur für ganze Arten, sondern auch für einzelne Tiere vorteilhaft auswirken könnte.

Steve Smith und Franz Suchentrunk, beide vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien, konnten zeigen, dass Feldhasen mit zwei unterschiedlichen Versionen eines bestimmten Gens mehr Junge bekommen als Tiere mit zwei gleichen Genversionen.

Die Ergebnisse ihrer Forschung wurden in der Oktoberausgabe der Zeitschrift Molecular Ecology veröffentlicht.

Wie der Faktor Vielfalt auf der Ebene einzelner Gene den Fortpflanzungserfolg beeinflusst, ist eine der Schlüsselfragen der modernen Evolutionsbiologie.

Gemeinsam mit Kollegen aus Großbritannien und Belgien haben Steve Smith und Franz Suchentrunk vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien diese Frage untersucht.

Sie verwendeten ein ausgeklügeltes Modell, um die Auswirkung genetischer Variation auf den Reproduktionserfolg beim europäischen Feldhasen zu berechnen. Für ihre Arbeit verwendeten sie Daten von Feldhasen aus Belgien und Ostösterreich.

Ursache für Kinderlosigkeit?

Smith und seine Kollegen untersuchten den Einfluss von Variation bei zwei Genen des so genannten Major Histocompatibility Complex (MHC) auf die Zahl der Nachkommen.

Der MHC beeinflusst Immunreaktionen, deshalb gelten MHC-Gene als mögliche Vermittler zwischen genetischer Variation und Fitness. Eine Reihe von Studien weist zudem auf eine mögliche Rolle des MHC als Verursacher für Kinderlosigkeit beim Menschen hin. Zur Rolle des MHC auf die Fruchtbarkeit von Wildtierpopulationen gibt es jedoch bis heute keine Untersuchungen.

Vielfalt macht fit

Grundsätzlich beeinflussen zwei Faktoren den Fortpflanzungserfolg: Ob ein Tier überhaupt Junge zeugen kann, und die Anzahl der gezeugten Nachkommen der tatsächlich fruchtbaren Individuen.

Smith und seine Kollegen konnten zeigen, dass MHC-heterozygote Weibchen, also Tiere, die zwei verschiedene Versionen des gleichen Gens tragen, deutlich seltener steril sind als MHC-homozygote Weibchen, die zwei gleiche MHC-Genversionen tragen. Auch bei der Anzahl der Nachkommen haben die heterozygoten Feldhasen die Nase leicht vorn.

Österreichische Feldhasen sind anders

Obwohl dieser Zusammengang bei den untersuchten belgischen Feldhasen deutlich zu Tage trat, konnten die Forschenden bei den ostösterreichischen Populationen  keinen Einfluss der Genversionen auf die Fruchtbarkeit finden.

Die Ursache dafür ist möglicherweise in einem unterschiedlichen Selektionsdruck auf die beiden Populationen zu finden. So gibt es in Österreich beispielsweise wärmere Sommer und kältere Winter als in Belgien, das macht die Futtersuche für Feldhasen in Österreich schwieriger.

Dazu Steve Smith: „Der Unterschied zwischen Österreich und Belgien weist darauf hin, wie komplex diese Fragen sind, und wie schwierig es ist, von einem untersuchten System direkt auf ein anderes zu schließen.“ Trotz dieses Vorbehalts bestätigen die Daten erstmals, dass Variation an einem bestimmten Genort mit erhöhtem Reproduktionserfolg gekoppelt ist.

Für die Steuerung des Wachstums von Wildtierpopulationen könnten diese Ergebnisse von großer Bedeutung sein, zudem könnten sie laut Smith auch Hinweise für die Ursachen von Unfruchtbarkeit beim Menschen liefern.

Der Artikel Homozygosity at a class II MHC locus depresses female reproductive ability in European brown hares von Steve Smith, Thomas Mang, Joelle Gouy de Bellocq, Helmut Schaschl, Claudia Zeitlhofer, Klaus Hackländer und Franz Suchentrunk wurde in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift Molecular Ecology (Vol. 19, 4131-4143) veröffentlicht.

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