Zusätzliche Fettreserven helfen Siebenschläfern ihren Winterschlaf zu optimieren
Siebenschläfer können sich über den Sommer beachtliche Mengen an Bauchspeck anfressen. Den brauchen sie auch, denn während sie in Erdlöchern vergraben sind, gibt es für die Tiere nichts zu fressen.
Wissenschafter vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna entdeckten, dass fettere Siebenschläfer ihre Energie für häufige Aufwachphasen nutzen und so öfter ihren Stoffwechsel ankurbeln als dünnere Artgenossen.
Damit schützen sie ihren Körper vor Kälteschäden. Ein langer Winterschlaf stellt auch ein gutes Versteck vor Fressfeinden dar. Die aktuellen Forschungsergebnisse sind im Journal Functional Ecology nachzulesen.
Obwohl ihr Name vermuten lässt, dass sie sieben Monate des Jahres schlafen, ruhen die Siebenschläfer (Glis glis) im Durchschnitt sogar acht Monate lang. Jetzt, wenn der Wald bunt wird und die Temperaturen fallen, haben Siebenschläfer bereits ihre Winterquartiere bezogen.
Während des Winterschlafs begeben sich Siebenschläfer in sogenannte Torporphasen, in denen sie ihre Stoffwechselrate stark verringern, die Körpertemperatur senken und so der Umgebungstemperatur anpassen.
Unterbrochen werden diese Torporphasen aber alle paar Wochen für mehrere Stunden. Während dieser kurzen Aufwachphasen (Arousals) bringen sie ihren Stoffwechsel wieder in Gang und kehren zu einer normalen Körpertemperatur zurück.
Dabei werden die Tiere nicht wirklich wach und bleiben in ihrem Winterschlafquartier. Arousals treten bei allen winterschlafenden Säugetieren auf und sind die Hauptursache für Energieaufwand und Fettverbrennung während des Winterschlafs.
Erstautorin Claudia Bieber erklärt: „Wir vermuten, dass diese Phasen der periodischen Wiedererwärmung dazu dienen, den Körper vor Schäden zu schützen. Der verlangsamte Stoffwechsel und die niedrige Körpertemperatur schwächen beispielsweise das Immunsystem der Tiere.“
Fettreserven werden für Aufwachphasen genutzt
Bislang war nicht bekannt, wie Siebenschläfer das angefressene Übergewicht für den Winterschlaf verwenden.
Wildtierökologin Bieber und Kollegen der Vetmeduni Vienna haben gemeinsam mit Fritz Geiser von der University of New England kontinuierlich die Körpertemperatur von 42 Siebenschläfern über den gesamten Winterschlaf gemessen.
Sie fanden heraus, dass die Tiere ihre extra Fettreserven für häufigere Aufwachphasen verwenden. So kurbeln sie öfter ihren Stoffwechsel an als dünnere Tiere und verbringen mehr Zeit bei normaler Körpertemperatur.
Das angefressene Fettpolster schützt also vor Belastungen im Winterschlaf. Durchschnittlich war die Körpertemperatur der fetteren Tiere währen des Winterschlafes höher.
Schlafend sind die Tiere vor Feinden geschützt
Die untersuchten Tiere erwachten erst im Hochsommer aus dem Winterschlaf. Die hohen Temperaturen hätten es den Siebenschläfern aber längst erlaubt, wieder aus dem Ruhezustand zu erwachen.
Die Forscher sprechen von einem vorteilhaften „Nebeneffekt“ für die Tiere: „Gut versteckt unter der Erde entgehen die Tiere ihren Fressfeinden und können so ihr Überleben sichern.
Solange die Siebenschläfer sich also nicht auf Partnersuche für die Reproduktion begeben müssen, sind sie besser in ihrem unterirdischen Versteck aufgehoben“, so Wildtierökologin Bieber. Die Dauer des Winterschlafs hängt also nicht nur von klimatischen Umweltbedingungen ab.
„Alleine durch Klimaveränderungen wird sich das Winterschlafverhalten der Tiere also nicht vorhersagen lassen“, schlussfolgert Bieber.
Der Artikel “Body mass dependent use of hibernation: Why not prolong the active season, if they can?“, von Claudia Bieber, Karin Lebl, Gabrielle Stalder, Fritz Geiser, und Thomas Ruf wurde am 15. Oktober in der Zeitschrift Functional Ecology veröffentlicht. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2435.12173/abstract
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