FWF bewilligt VUW-Projekt: "Hormonvermittelte maternale Effekte beim Vogel"
(12.06.2006) Wie Hormone und Stress sich auf die späteren Eigenschaften des Nachwuchses bei Vögeln auswirken, sind zwei der wesentlichen Faktoren, dessen sich das mit Juni 2006 vom FWF (Wissenschaftsfonds) mit 148.00 Euro auf die nächsten zwei Jahre bewilligte Projekt "Hormone-mediated maternal effects in birds" an der Veterinärmedizinsichen Universität Wien (VUW) annehmen wird.
Projektleiterin ist Dr. Sophie Rettenbacher von der Arbeitsgruppe "Stress" des Institutes für Biochemie.
Die Gene sind die Grundstruktur, die die Merkmale eines Individuums bestimmen. Zusätzlich beeinflusst die Umwelt das Erscheinungsbild und das Verhalten. Der Organismus reagiert auf veränderte Rahmenbedingungen wie Futterangebot, Klima oder Populationsdichte und passt sich an die neue Situation an.
Schon vor der Geburt werden Umweltinformationen auf das sich entwickelnde Lebewesen übertragen und spätere Eigenschaften wie beispielsweise Körpergröße, Immunsystem oder Charakterzüge modifiziert. Vögel sind zur Erforschung dieser pränatalen Einflussmechanismen besonders gut geeignet: Die Entwicklung des Embryos erfolgt außerhalb des Mutterleibes im Ei und ist daher leichter zu beobachten als bei Säugetieren.
Hormone fungieren als Botschafter zwischen Mutter und Küken
Hormone, welche die Vogelmutter bei der Eibildung in den Dotter abgibt, stellen eine Möglichkeit dar, spätere Eigenschaften des Nachwuchses gezielt zu beeinflussen. So erhalten beispielsweise Junge, die von attraktiveren Männchen gezeugt wurden, eine höhere Dosis an Androgenen und damit einen Startvorteil: Diese Küken sind forscher, durchsetzungsfähiger, neugieriger und weniger ängstlich als ihre Geschwister.
Mechanismus ungeklärt
Die Frage, wie die Hormonkonzentration im Ei beeinflusst werden kann, bleibt allerdings offen. Ein physiologischer Mechanismus, der es der Vogelmutter ermöglicht, Hormonkonzentrationen im Ei zu modifizieren, wurde bis dato nicht beschrieben. Unerforscht blieb bisher auch, wie sich Stresssituationen der Mutter auf den Nachwuchs übertragen.
Bislang wurden Stresshormone als Informationsüberträger vermutet, eigene Forschungsergebnisse konnten jedoch einen direkten Übertritt von Stresshormonen vom Blut ins Ei nicht bestätigen. In der neuen Studie sollen daher die Wechselwirkungen zwischen Hormonen der Stressachse und Geschlechtshormonen beim Vogel untersucht werden.
Dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt möchte einen bisher ungeklärten physiologischen Mechanismus aufklären, sowie den sich daraus ergebenden biologischen Konsequenzen, wie beispielsweise die Effekte von mütterlichem Stress auf die Küken, nachgehen.
FWF-Projekt: "Hormone-mediated maternal effects in birds"
Projektleiterin: Dr. Sophie Rettenbacher, Arbeitsgruppe "Stress", Biochemie;
bewilligte Summe: ~148.000 Euro;
Laufzeit: 24 mon.
Start: Juni 2006