Jagdhunde könnten versteckte Überträger der Infektionskrankheit Tularämie sein

(22.01.2018) Mit den bakteriellen Erregern der für Hasenartige oder Nagetiere lebensbedrohlichen Krankheit Tularämie können sich nicht nur Menschen, sondern auch Hunde infizieren.

Obwohl der Kontakt mit kontaminiertem Blut oder Fleisch JägerInnen zur Hochrisikogruppe macht, ist kaum untersucht, wie regelmäßig sich Jagdhunde anstecken. Forschende der Vetmeduni Vienna bestätigten nun mit einer an österreichischen Hunden durchgeführten Blutuntersuchung und einer positiven Quote von sieben Prozent eine relevante Häufigkeit von Infektionen.


Jagdhunde infizieren sich häufiger mit Tularämie-Erregern als gedacht

Damit könnte sich auch die Diskussion verstärken, ob sich hinter den meist symptomlosen Tieren ein zusätzliches Ansteckungsrisiko für den Menschen verbirgt.

Tularämie, die auch als „Hasenpest“ bezeichnet wird, ist eine für Wildtiere, wie Hasen, Wildkaninchen oder Nagetiere, zumeist tödlich verlaufende Krankheit. Als Zoonose stellt sie jedoch auch für den Menschen ein hohes Gesundheitsrisiko dar.

Ausgelöst wird sie durch unterschiedliche Subtypen des bakteriellen Erregers Francisella tularensis, der durch saugende und stechende Insekten, sowie direkt über kontaminiertes Heu und infiziertes Blut oder andere Flüssigkeiten übertragen werden kann. Auch rohes Fleisch erkrankter Wildtiere birgt ein hohes Ansteckungsrisiko durch die Erreger, die unter anderem auch Hunde befallen können.

Jagdhunde in Österreich regelmäßiger infiziert als gedacht

Da die Vierbeiner jedoch zumeist ohne Sekundärerkrankungen keine oder kaum Symptome sowie eine hohe natürliche Resistenz gegen eine geringe Menge an Bakterien zeigen, werden sie in Studien kaum berücksichtigt. Dennoch gibt es Theorien, dass Hunde als ein Zwischenwirt und damit als weiteres Ansteckungsreservior dienen könnten.

Und, vor allem bei Jagdhunden, die ähnlich wie Jägerinnen und Jäger, direkt mit infizierten Wildtieren, etwa beim Apportieren, in Kontakt kommen, ist die Frage berechtigt, wie regelmäßig sich gerade diese Vierbeiner mit den Erregern anstecken.

WissenschafterInnen des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna untersuchten daher nun erstmals das Blut 80 österreichischer Jagdhunde aus Landesgebieten, in denen die Tularämieerreger regelmäßig vorkommen.

„Nach zwei unabhängigen Analysen konnten wir fünf Hunde als eindeutig positiv identifizieren“, sagt Erstautorin Annika Posautz. Damit konnte gezeigt werden, dass die Anzahl an Hunden in den österreichischen Gebieten, in denen die Hasenpest endemisch ist, sprich regelmäßig vorkommt, häufiger infiziert werden.

Ansteckungsrisiko durch infizierte Hunde möglich, aber unbestätigt

„Die Quote von etwa sieben Prozent verdeutlicht, dass es auch regelmäßig zur Infektion von Jagdhunden kommen kann. Als Träger des Erregers, selbst ohne Symptome, könnten die Tiere auch als unerwarteter Überträger in Frage kommen“, so Posautz weiter.

Dafür fehlt laut den Forschenden aber noch ein eindeutiger wissenschaftlicher Beweis. Auch Faktoren wie das Alter, junge Hunde könnten zu Ausbildungszwecken etwa häufiger mit kontaminiertem Wild in Kontakt kommen, müssen allerdings genauso wie die Frage, ob die Vierbeiner ein Ansteckungsrisiko für Menschen sind, erst durch weitere Studien analysiert werden.

Getestet wurde das Blut mit zwei unterschiedlichen Agglutinationstests, um auf Antigene auf der Oberfläche der Erreger oder durch das Immunsystem gebildete Antikörper rückschließen zu können.

„Bei diesen Nachweisverfahren bewirkt man gezielt eine Verklumpung dieser Merkmale, die damit unter dem Mikroskop sichtbar werden. Bei Verdacht auf eine Tularämieerkrankung ist es notwendig, mehr als nur einen dieser Tests durchzuführen, da es auch zu Kreuzreaktionen mit anderen Erregern kommen kann. Sind alle Tests positiv, kann die Erkrankung eindeutig bestätigt werden. Das war bei fünf Tieren der Fall“, so die Forscherin.

Publikation

Der Artikel „Seroprevalence of Francisella tularensis in Austrian Hunting Dogs“ von Annika Posautz, Miklós Gyuranecz, Béla Dénes, Felix Knauer, Helmut Dier und Christian Walzer wurde in Vector-Borne and Zoonotic Diseases veröffentlicht.
http://online.liebertpub.com/doi/10.1089/vbz.2017.2193



Weitere Meldungen

Wadenstecher ; Bildquelle: Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna

Wadenstecher – ein noch selten wahrgenommenes Schadinsekt in der Schweinezucht

Fliegen, so glaubt man, gehören zum Stall wie der Mistkäfer zum Misthaufen. Aber: Der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) – auch bekannt als Stallfliege – ist ein blutsaugender Schädling
Weiterlesen

Militärhundezentrum Kaisersteinbruch; Bildquelle: Vetmeduni Vienna

Vektorübertragene Erkrankungen bei Militärhunden des Österreichischen Bundesheeres

Militärhunde sind aufgrund des vermehrten Aufenthaltes im Freien – mehr als andere Hunde – Vektoren wie Zecken oder Stechmücken ausgesetzt. In einer  Studie der Vetmeduni Vienna wurden fast 100 Hunde untersucht
Weiterlesen

Gemeine Stechfliege (Wadenstecher); Bildquelle: M. Bernkopf/Vetmeduni Vienna

Die Stechfliege: ein gefährlicher Krankheitsüberträger für Schweine

Die Gemeine Stechfliege (lat.: Stomoxys calcitrans) – auch bekannt als „Wadenstecher“ – ist weltweit verbreitet und sieht der Stubenfliege ähnlich
Weiterlesen

Ovitrap; Bildquelle: Hans-Peter Führer/Vetmeduni Vienna

Asiatische Tigermücke und Japanische Buschmücke: gefährliche neue Stechmücken werden in Tirol heimisch

In Österreich sind rund 50 Stechmückenarten bekannt – und es kommen neue potenziell invasive Arten hinzu, wie eine soeben präsentierte Studie der Vetmeduni Vienna zeigt
Weiterlesen

Thelazia callipaeda - 'orientalischer Augenwurm' ; Bildquelle: Georg Duscher/Vetmeduni Vienna

Gefährlicher Augenwurm breitet sich aus

In den letzten Jahrzehnten wurde in Europa der „orientalische Augenwurm“ bei Haustieren und Menschen vermehrt festgestellt. Allerdings war der Erreger von Augenkrankheiten bislang in Österreich nicht heimisch
Weiterlesen

Erstmals wurde eine adulte Zecke der Art Hyalomma marginatum, die das Krim-Kongo-Fieber-Virus übertragen kann, in Österreich nachgewiesen.; Bildquelle: Georg Duscher/Vetmeduni Vienna

Gefährliche, subtropische Zeckenart Hyalomma marginatum erstmals in Österreich nachgewiesen

Die subtropische Zeckenart Hyalomma marginatum kann das lebensbedrohliche Krim-Kongo-Fieber-Virus übertragen. Bislang stand den mit Zugvögeln mitreisenden Larven und Nymphen unser Klima im Weg
Weiterlesen

Auch wenn in Wien im Vergleich mit dem ländlichen Raum wenig Parasiten im Hundekot zu finden sind, gilt es auf die Hygiene zu achten; Bildquelle: Susanna Berger/Vetmeduni Vienna

Studie zu Parasiten im Hundekot liefert überraschendes Ergebnis

Eine repräsentative Studie der Vetmeduni Vienna zeigt: Der Kot von Wiener Hunden enthält im Vergleich zu Vierbeinern aus dem ländlichen Raum vergleichsweise wenig Endoparasiten
Weiterlesen

Die ersten Zahlen der diesjährigen Zeckensammlung bestätigen nun die Prognose; Bildquelle: Katharina Brugger/Vetmeduni Vienna

Forschende prognostizieren: 2018 wird ein „Zecken-Rekordjahr“

Heuer könnte das Risiko höher sein, durch Zeckenbisse an FSME oder Borreliose zu erkranken. Denn 2018 wird es besonders viele Zecken geben
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen