40 Prozent mehr Tiere mit Parvovirose an der Vetmeduni Vienna behandelt

(09.04.2021) Vetmeduni Vienna und Tierschutzombudsstelle Wien warnen vor unseriösen Tierhändlern aus dem Ausland

Das seit Beginn der Corona-Krise gewachsene Interesse an vierbeinigen Begleitern hat zu einem enormen Anstieg an schwer kranken Hundewelpen geführt: An der Veterinärmedizinischen Universität Wien werden aktuell 40 Prozent mehr Tiere mit Parvovirose behandelt, als vor der Pandemie.

Die betroffenen Hunde stammen meist aus dem östlichen Ausland. Die Tierschutzombudsstelle Wien und die Vetmeduni Vienna warnen eindringlich davor, Welpen aus unbekannten Quellen über das Internet zu bestellen.


„Sie riskieren damit nicht nur großes Leid bei Ihrem Tier und Ihnen, sondern gefährden auch die Gesundheit anderer Hunde und Katzen“, betonen Eva Persy, Wiener Tierschutzombudsfrau, und Iwan Burgener, Leiter der Kleintierklinik an der Vetmeduni Vienna. Zusätzlich entstehen den HalterInnen extrem hohe Kosten für die Behandlung der Tiere.

Parvovirose – hochansteckend und lebensbedrohlich

Bei der Parvovirose, auch als „Hundeseuche“ bekannt, handelt es sich um eine Infektionskrankheit mit starkem Durchfall und Erbrechen, die für junge Hunde schnell lebensbedrohlich wird. Über den Kot wird das Virus an andere Tiere – sowohl Hunde als auch Katzen – übertragen.

„Es reicht aus, wenn Hund oder Mensch zum Beispiel in der Hundezone mit den infektiösen Ausscheidungen in Kontakt kommen. Über die Schuhe bzw. über Pfoten, Fell oder Schnauzen der Hunde werden die Viren überall verteilt“, erläutert Iwan Burgener. Je nach Umweltbedingungen können diese bis zu einem Jahr überleben. „Mit einem Gramm infektiösem Kot könnte man so Hunderte Hunde infizieren.“

Langwierige und kostspielige Behandlung

Vor allem junge Tiere im ersten Lebensjahr, bei denen die Welpen-Impfserie noch nicht vollständig abgeschlossen ist, sind gefährdet. Die betroffenen Hunde benötigen eine intensive, stationäre Therapie und müssen bis zu zwei Wochen in der Tierklinik verbleiben. Die Kosten hierfür liegen bei durchschnittlich 1.500 bis 2.500 Euro.

„Was den HalterInnen klar sein muss: Da die Hunde oftmals mit Folgeschäden zu kämpfen haben, können weitere Kosten für tierärztliche Behandlungen, Spezialfutter etc. auf sie zukommen“, so Burgener. „Manche Vierbeiner werden zu Dauergästen in den Ordinationen.“  

Die an der Vetmeduni Vienna behandelten Welpen stammen meist aus Nachbarländern wie der Slowakei, aber auch aus Serbien oder Rumänien. „Viele Menschen wollen unbedingt sofort ein Tier haben und scheuen sich nicht davor, ihr neues Familienmitglied im Internet zu bestellen, wo unseriöse HändlerInnen auf Webseiten mit AT-Endung Welpen aus dem Ausland anbieten“, so Eva Persy.

Die Krankengeschichten dieser jungen Tiere lassen Rückschlüsse auf die katastrophalen Zustände in diesen ausländischen „Zuchtstätten“ zu. „Diese Vermehrer präsentieren sich gerne als verantwortungsvolle und seriöse Hundezüchter – doch genau das Gegenteil ist der Fall. Hier geht es nur darum, Profit auf Kosten der Tiere – und ihrer Menschen – zu erzielen.“

Interesse an Welpen enorm gestiegen

Wie sehr das Interesse der ÖsterreicherInnen an einem vierbeinigen Begleiter seit der Pandemie zugenommen hat, zeigen folgende Zahlen: Die Google-Suchanafragen zum Thema „Welpen kaufen“ haben sich seit dem ersten Lockdown im März 2020 in Österreich mehr als verdoppelt (+ 120 Prozent), wie eine Auswertung der Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) zeigt.

Die Teilnahmezahlen am Kurs zum Wiener Sachkundenachweis für neue HundehalterInnen sind um 70 Prozent gestiegen. Und: Im „Corona-Winter“ 2020/21 wurden ein Viertel mehr Hunde in Wien für die Hundeabgabe angemeldet als im Vorjahr.  

Mit der WAU-Methode gegen illegalen Welpen-Handel

Die Tierschutzombudstelle rät Hundeinteressenten, bei der Suche nach einem neuen Begleiter nach der WAU-Methode, dem tierschutzgerechten 3-Schritte-Plan für eine vernünftige Hundeanschaffung, vorzugehen.

„Wissen aneignen, Angebot im Tierheim checken, Unterstützung bei der Suche von ExpertInnen wie der Tierschutzombudsstelle oder den Sachkundekurs-AnbieterInnen einholen: Werden die einfachen Empfehlungen Schritt für Schritt befolgt, dann vermindert diese umsichtige Vorgangsweise bei der Suche nach einem Hund das Risiko, ein krankes Tier von unseriösen HändlerInnen zu kaufen“, betont Eva Persy.



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