Wiederkäuer produzieren große Mengen von Krebs- Antikörpern:
Rinder in der humanen Krebstherapie
In einem "gene farming" genannten Prozess könnten Rinder schon bald als Bioreaktoren zur Herstellung von großen Mengen sehr effizienter Anti-Tumor Wirkstoffe verwendet werden. Forscher des Institutes für Tierzucht & Genetik unter Gottfried Brem haben gemeinsam mit Tumorimmunologen der Universität Tübingen und Biotechnologen der LMU München eine Methode entwickelt, mit der das Immunsystem der Rinder diese Leistung vollbringen könnte, wie die Wissenschaftler in den "Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)" berichten.
Sogenannte "bispezifische Antikörper" sind Hoffnungsträger der humanen Krebstherapie: Diese Eiweißstoffe vermögen das körpereigene Immunsystem bei der Tumorbekämpfung erfolgreich zu unterstützen. Bispezifische Antikörper können nämlich an zwei Zellen andocken, zum einen binden sie also an eine Tumorzelle selbst, zum andern auch an einer Immunzelle des Körpers. Damit helfen sie, die entartete Zelle zu detektieren und sie anschließend zu vernichten. Ohne bispezifische Antikörper werden Tumorzellen leider oft vom Immunsystem übersehen.
Bis dato galt die Produktion von bispezifischen Antikörpern jedoch als aufwändig, schwierig und teuer. Geht es nach den Forschern des Instituts für Tierzucht und Genetik der VUW, so wird es in Bälde eine elegante und effiziente Methode zur Produktion großer Mengen der hilfreichen Antikörper geben: Rinder werden als "Bioreaktoren" für die Produktion von bispezifischen Krebs-Antikörpern im großen Maßstab dienen.
Im Laborversuch hat es bereits funktioniert: in das Genom von kultivierten Rinderzellen wurde jene genetische Sequenz eingebracht, welche die erwünschten bispezifischen Antikörper kodiert. Das Ergebnis: die auf diese Weise erzeugten neun Klonrinder produzierten therapeutische Antikörper gegen Krebszellen im großen Stil. Anschließend wurden die begehrten Eiweißstoffe aus dem Tierblut isoliert und ihre Wirkung in Versuchen an Zellkulturen nachgewiesen. Die zur Produktion verwendeten Tiere nehmen bei diesem Prozedere keinen Schaden.
Die zitierte Studie erscheint am 21. April 2004 als "PNAS Online Early Edition" unter dem Titel: "Cloned transgenic farm animals produce a bispecific antibody for T cell-mediated tumor cell killing" by Ludger Grosse-Hovest, Sigrid Muller, Rosa Minoia, Eckhard Wolf, Valeri Zakhartchenko, Hendrik Wenigerkind, Caroline Lassnig, Urban Besenfelder, Mathias Muller, Simon D. Lytton, Gundram Jung, and Gottfried Brem.
Weitere Informationen erhalten Sie gerne bei:
Univ.Prof.Dr.Dr.hc. Gottfried Brem
Institut für Tierzucht und Genetik der VUW
Tel: 01-25077- 5600, 5630
eMail: gottfried.brem@vu-wien.ac.at