Forschende rufen zum Schutz wandernder Huftiere in der Mongolischen Steppe auf
In einem gemeinsamen Aufruf machen mongolische und internationale WissenschafterInnen, darunter Forschende der Vetmeduni Vienna, auf die mögliche Bedrohung der Steppen-, Halbwüsten- und Wüstenökosysteme in der südlichen Mongolei aufmerksam.
In dem Gobi-Steppenökosystem leben große Herden wandernder Huftiere, allen voran asiatische Wildesel und Mongolische Gazellen. Ihre Weidegründe werden bereits heute durch bestehende Bahnstrecken und Zäune teilweise begrenzt. Es droht jedoch eine weitere Zerschneidung durch neue Verkehrswege.
Die AutorInnen empfehlen in ihrer Publikation in der Zeitschrift Conservation Biology, die voranschreitende Infrastrukturentwicklung mit den Bedürfnissen wandernder Arten in Einklang zu bringen.
In den letzten Jahren hat die Mongolei einen rasanten Wirtschaftsboom erlebt, der vor allem auf den Rohstoffreichtum des Landes zurückgeht. Für die Erschließung und den Abtransport dieser Rohstoffe werden zunehmend Straßen und Bahnstrecken geplant und gebaut. Diese neuen Verkehrswege drohen, ohne entsprechende Planung, die Wanderwege von Wildeseln, Gazellen und anderen Arten zu zerschneiden.
Wildesel und Gazellen sind ständig auf Achse
Das Gobi-Steppenökosystem ist weltweit für seine wandernden Huftiere bekannt. Diese legen auf ihrer ständigen Suche nach günstigen Weidebedingungen riesige Distanzen zurück.
WissenschafterInnen am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben unter anderem gezeigt, dass Wildesel im Gobi-Steppenökosystem in einem Jahr auf einer Fläche von bis zu 70.000 km2 umherstreifen.
„Da Niederschläge im Gobi-Steppensystem nur sporadisch und oft auch sehr lokal fallen, ist die Weide lückenhaft.
Die besten Weidegründe sind für die Tiere daher schlecht vorherzusehen. Wildesel und Gazellen müssen ständig auf Achse sein, um genug Futter und Wasser zu finden“, erklärt Autorin Petra Kaczensky von der Vetmeduni Vienna.
Wanderschaft mit Hindernissen
Obwohl es in der Mongolei noch große Landstriche ursprünglichen Charakters gibt, treffen wandernde Huftiere inzwischen auf Hindernisse. Bis vor kurzem waren dies vor allem die Zäune entlang der internationalen Grenzen zu Russland und China und der trans-mongolischen Eisenbahn.
Der Zaun entlang dieser Bahnstrecke stellt inzwischen die östliche Verbreitungsgrenze des Wildesels dar. Westlich der Bahnstrecke ist der Wildesel bereits ausgestorben.
Auch für Gazellen stellt der Zaun eine massive Barriere dar, Im Gegensatz zum Wildesel versuchen Gazellen, gerade in Notzeiten, immer wieder den Zaun zu queren, bleiben dabei jedoch oft hängen oder müssen umdrehen.
Raumplanung auf Landschaftsebene
Eine Änderung des Zaundesigns und das Entfernen des Zauns in Gebieten mit geringer Viehdichte kann bestehende Barrieren entschärfen. „Wir raten zu einem Planungsprozess, der die negativen Einflüsse der Wirtschaftsentwicklung auf das Ökosystem mindert.
So sollten neue Bahnlinien entlang bereits bestehender Verkehrsadern geführt werden statt durch bisher unzerschnittene Gebiete. Beim Neubau sollten notwendige strukturelle Ausgleichsmaßnahmen wie Grünbrücken eingeplant werden.
Bei bestehenden Barrieren sollte nachgerüstet werden“, sagt Autor und Initiator des gemeinsamen Aufrufs Kirk Olson von Fauna & Flora International, einer weltweit tätigen Naturschutzorganisation mit Sitz in Großbritannien.
Der mongolische Autor Nyamsuren Batsaikhaan von der Nationaluniversität der Mongolei ergänzt: „Raumplanung muss großräumig, also auf Landschaftsebene passieren, denn nur so kann man dem riesigen Raumanspruch der wandernden Arten gerecht werden.“
Wissenschaft muss Politik informieren
Seit Jahren betreibt das AutorInnenteam Forschung zu Raumbedarf und Bewegungsmustern der Wildtiere im Gobi-Steppenökosystem der Südmongolei.
Dabei wird es immer wichtiger, Konflikte zwischen Naturschutz und dringend benötigter Wirtschaftsentwicklung aufzuzeigen und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten.
„Die Wissenschaft kann und sollte in Planungsprozessen eine Rolle spielen“, resümiert Autor Chris Walzer von der Vetmeduni Vienna.
„Universitäten sind auch dafür verantwortlich, Brücken zwischen Wissenschaft und Politik zu bauen“, betont Walzer und fügt hinzu: „Wenn wir es nicht schaffen unsere Ergebnisse in praktische Empfehlungen für den Naturschutz zu übersetzen, haben wir unseren Bildungsauftrag verfehlt.“
Die AutorInnen arbeiten am Erhalt des einmaligen Naturerbes in der südlichen Mongolei. Die Tierwanderungen im Gobi-Steppenökosystem sollen für zukünftige Generationen erhalten bleiben.
Literatur
Der Artikel “Conserving the World’s Finest Grassland Amidst Ambitious National Development” von N. Batsaikhan et al. wurde in der Zeitschrift Conservation Biology veröffentlicht. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/cobi.12297/abstract
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst
Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht
Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze
Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland
Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet
ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?
Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.
Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen
Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut
KATZENMEDIZIN #23
Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen
Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür
Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben
Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)
MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle
Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien
Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…Manual of Clinical Procedures in Pet…
(1. Mai. 2025) Easy-to-follow step-by-step techniques for common clinical procedures in…Esel- und Maultierkrankheiten
(22. Apr. 2025) Erstes deutsches Fachbuch zum Thema Esel- und Maultierkrankheiten…Das stille Sterben der Natur
(17. Apr. 2025) Wie wir die Artenvielfalt und uns selbst retten…Es war einmal das Huhn
(9. Apr. 2025) Eine Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
