Tierseuchen und Seuchenprävention: Als Forschungsobjekte immer aktuell
(21.11.2008) Gerade im Bereich der Seuchenprävention entstehen laufend neue Herausforderung für die Veterinärmedizin beispielsweise aufgrund der Globalisierung und des Klimawandels. Die Veterinärmedizinische Universität Wien ist an nationalen wie internationalen Projekten der Seuchenpräventation und Zoonoseforschung maßgeblich beteiligt.
Die veterinärmedizinische Praxis zeigt uns, wie sehr laufende wissen-schaftliche Erforschung von neuen, aber auch bereits bekannten Seuchen notwendig ist: Der Klimawandel macht die Ausbreitung neuer Krankheitserreger in Österreich möglich - wie die des Usutu-Virus oder des Bluetongue-Virus.
Dass Lebensmittel sicher sind und deren Verzehr uns nicht krank macht, scheint eine Selbstverständlichkeit. Tatsächlich richten aber Lebensmittelinfektionen selbst in Ländern mit hohen Sicherheitsstandards bedeutende gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden an.
So erläutert Rektor Wolf-Dietrich von Fircks die Motivation der Veterinärmedizinischen Universität Wien, sich in diesen Forschungs-feldern umfangreich zu engagieren.
Wir haben dazu viele Beispiele in unseren Einrichtungen, wobei die angewandte Forschung vor allem in den Nutztierkliniken, an den Instituten Milchhygiene, Parasitologie sowie Öffentliches Gesundheits-wesen und an der Klinischen Virologie angesiedelt ist.
Verständnis von Seuchenzügen
Klimawandel und Globalisierung bringen neue Infektionskrankheiten nach Österreich. 2006 ist die Blauzungenkrankheit erstmals nördlich der Alpen aufgetreten, mittlerweile haben wir den ersten nachgewiesenen Fall in Österreich, nennt Rektor v. Fircks ein aktuelles Beispiel.
Der Krankheitserreger, der Bluetonguevirus, wird durch Mücken übertragen. Die Blauzungenkrankheit ist für den Menschen zwar ungefährlich, aber Wiederkäuerbestände können massiv geschädigt und dezimiert werden.
Unser Know-how können wir in solchen Fällen auf mehreren Ebenen einbringen: in der Ausarbeitung von Impfkonzepten oder Transportregelungen (Quarantänekonzept), in der Klärung der Ausbreitung über die aufgetretenen Serotypen eines Virus, aber auch in der Entwicklung und Anwendung epidemiologischer Modelle, die Daten wie die Populationsdynamik der Mücken, die Virusübertragung, aber auch meteorologische Parameter oder geographische Informationssysteme miteinbeziehen.
Medikamenteneinsatz und gesetzliche Rahmenbedingungen
Die Klinik für Geflügel hat in den vergangenen Jahren einen Forschungs-schwerpunkt rund um die Schwarzkopfkrankheit oder Histomonose aufgebaut. Diese Erkrankung war jahrzehntelang durch Medikamente kontrolliert und deshalb kaum noch erforscht worden. Doch wurde der Einsatz der Therapeutika verboten, weil sie in Verdacht kamen, kanzerogene Rückstände im Fleisch zu hinterlassen.
Die Klinik für Geflügel arbeitet daher an verbesserten Nachweismethoden und Charakterisierung der Krankheit, letzteres im Rahmen eines vom FWF geförderten Projektes. Damit soll ein wichtiger Beitrag für die Entwicklung neuer Präventions- und Therapiemethoden geliefert werden.
Konsumentenschutz durch schnelle Reaktionszeit
In seiner Bedeutung stetig steigend ist gerade in Anbetracht inter-nationaler Märkte die Sicherheit tierischer Lebensmittel. Das Christian Doppler-Labor für molekularbiologische Lebensmittelanalytik an der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat sich neuen Analysemethoden verschrieben, welche die Reaktionszeiten der Lebensmittelaufsicht bei der Bekämpfung von Zoonosen, also von Tieren auf Menschen übertragbare Krankheiten, verkürzen sollen.
Die zurzeit hauptsächlich verwendeten mikrobiologischen Nachweismethoden sind aufwändig und es kann bis zu 14 Tage dauern, bis ein valides Ergebnis vorliegt.
Wertvolle Zeit für den Schutz der Konsumenten geht verloren. Und sobald das, was wir essen und trinken, negative Schlagzeilen macht, geraten die Märkte aus den Fugen: Export- oder Importverbote, Einbrüche bei Verkaufszahlen, sinkende Umsätze, schwere Verluste, wenn nicht gar Insolvenzen von Betrieben sind mögliche Folgen.
Schnellere Analysemethoden können daher Menschen wie Märkte sichern. Ein erster Erfolg der Mitarbeiter dieses CD-Labors ist ein Patent, das bereits an einen Industriepartner verkauft wurde.
Ebenfalls am Institut für Milchhygiene angesiedelt ist das EU-Forschungsprojekt Biotracer. Dieses internationale Projekt untersucht vor allem Keime der Gattung Listeria und Staphylococcus, die Lebens-mittelvergiftungen verursachen. Partner aus 40 Ländern sind daran beteiligt.
Es geht auch um die Biotraceability, also die Nachverfolgbarkeit von Krankheitserregern und ihrer Stoffwechselprodukte in der Produktionskette dieser Nahrungsmittel.