Zugvögel fliegen immer früher nach Europa
Als Reaktion auf den Klimawandel verschiebt sich die Frühlingswanderung vieler Zugvögel immer weiter nach vorne. Laut einer soeben von einem internationalen Forschungsteam unter Leitung der Vetmeduni Vienna (Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung) präsentierten Studie folgt diese Änderung jedoch keinem einheitlichen Muster.
Im Gegenteil, bei näherer Betrachtung ergibt sich ein vielschichtiges Bild: Wesentlich für den Start der Wanderung ist die Region des Überwinterns.
Aus bisherigen Studien ist bekannt, dass Zugvögel ihre Frühjahrsankunft in den europäischen Brutgebieten aufgrund des Klimawandels vorverlegen. Zudem leiden jene Arten, die schlechter in der Lage sind, ihre Zugzeit anzupassen, in Europa unter einem Rückgang ihres Bestands.
Naheliegend ist deshalb die Vermutung, dass die Ursache ihres Rückgangs in der Unfähigkeit liegt, den Zeitpunkt ihres Zuges anzupassen.
Je nach Ort des Überwinterns kommen Zugvögel früher oder später
Um diese und weitere Fragen zu beantworten, untersuchte eine Forschungsgruppe um Ivan Maggini und Leonida Fusani vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung an der Vetmeduni Vienna den Zeitpunkt des Vogelzuges im zentralen Mittelmeerraum.
Und zwar auf der im Tyrrhenischen Meer gelegenen Insel Ponza, etwa 50 km von der italienischen Küste entfernt. Ein großer Teil der mittel- und nordeuropäischen Wandersingvögel macht auf dieser Insel Halt, um sich von einer fast 500 km langen Meeresüberquerung zu erholen.
Fusani und Maggini analysierten in Zusammenarbeit mit einem internationalen Forschungsteam auf Ponza die Zugzeiten der 30 während der letzten 18 Jahre auf der Insel am häufigsten gezählten Arten.
Dazu Maggini: „Als allgemeines Muster konnten wir eine Vorverlegung der Zugzeit beobachten. Allerdings haben die in Nordafrika und der Sahelzone überwinternden Arten ihre Zugzeit stärker nach vorne verschoben als jene Arten, die weiter südlich, in den tropischen Wäldern Zentralafrikas, überwintern.“
Wichtige Erkenntnisse für die Anpassungsfähigkeit von Zugvögeln angesichts des Klimawandels
Für dieses Phänomen könnte es laut den beiden Wissenschaftern zwei Erklärungen geben: Entweder verbessern sich die Bedingungen in der Sahelzone, so dass sich die Vögel schneller auf den Zug vorbereiten und somit früher aufbrechen können, oder die Bedingungen entlang der Route begünstigen eine schnellere Zugbewegung.
„Herauszufinden, welches dieser beiden Szenarien das wahrscheinlichere ist, ist der nächste Schritt, um besser zu verstehen, ob und welche Zugvögel in Zukunft in der Lage sein werden, sich an den Klimawandel anzupassen“, so Fusani.
Maggini und Fusani arbeiten bereits an der Beantwortung dieser Fragen, indem sie die Physiologie und das Verhalten der Vögel auf Ponza und in der Sahara-Wüste in Marokko untersuchen, wodurch in naher Zukunft klarer sein sollte, welche Zugvogelarten besonders unter dem Klimawandel leiden.
Klimawandel bewirkt Kettenreaktion in der Tierwelt
Der Klimawandel wirkt sich auf verschiedene Lebewesen auf unterschiedlichste Weise aus. In Europa begünstigt der frühere Frühlingsbeginn ein früheres Erscheinen von Insekten, was sich wiederum auf die Brutzeit der insektenfressenden Vögel auswirkt. Indem sie früher brüten, stellen sie sicher, dass sie genügend Nahrung finden, um ihre Jungen zu ernähren.
Viele Zugvögel sind jedoch nicht in der Lage, jahreszeitlich veränderte, günstige Bedingungen in ihren europäischen Brutgebieten zu beobachten, weil sie den Winter Tausende von Kilometern entfernt in Afrika verbringen. Ihre innere Uhr regt sie dazu an, ihr Winterquartier zum geeigneten Zeitpunkt zu verlassen.
Angesichts des Klimawandels ist daher zunehmend eine Herausforderung die Abflugzeiten so anzupassen, dass sich den Zugvögeln bei der Ankunft am Zielort Europa auch tatsächlich ein Höchstmaß an Nahrungsquellen bietet.
Publikation
Der Artikel „Recent phenological shifts of migratory birds at a Mediterranean spring stopover site: species wintering in the Sahel advance passage more than tropical winterers “ von Ivan Maggini, Massimiliano Cardinale, Jonas Hentati Sundberg, Fernando Spina und Leonida Fusani wurde in PLOS ONE veröffentlicht
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