Wichtiger Krebs-Prognosefaktor bei Hunden und Katzen nur unzureichend erforscht
Einer der wichtigsten prognostischen Indikatoren für Tumoren ist die zelluläre Proliferation, die am häufigsten anhand der mitotischen Aktivität der Krebszellen gemessen wird.
Die Mitose ist jene Teilung des Zellkerns, bei der zwei Tochterkerne mit, im Normalfall, gleicher genetischer Information entstehen. Zwei aktuelle internationale Studien unter Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersuchten anhand vorhandener wissenschaftlicher Erkenntnisse den prognostischen Wert der mitotischen Aktivität für Tumoren bei Hunden sowie bei Katzen.
Demnach sind die mehr als 180 untersuchten internationalen Studien in ihrer Aussagekraft nur unzureichend und eine sichere Aussage kann nur für wenige Tumortypen getroffen werden.
Ziel der beiden systematischen Übersichtsarbeiten war es, die Methoden und die prognostische Relevanz der histologischen Messung der mitotischen Aktivität zu analysieren, über die in der Literatur für Hunde- und Katzentumoren berichtet wurde.
Durch eine Literaturrecherche und ein Eignungs-Screening wurden insgesamt 137 Artikel identifiziert, die die mitotische Aktivität bei Hundetumoren zum Überleben der vierbeinigen Patienten in Bezug setzten.
Die Methoden zur mitotischen Aktivität umfassten in 126 Studien die Mitosezahl (MC, Anzahl der Mitosefiguren pro Tumorfläche), in sechs Studien vermutlich die MC (Methode nicht angegeben) und in fünf Studien den Mitoseindex (MI, Anzahl der Mitosefiguren pro Anzahl der Tumorzellen).
Katzen-Studien: Kleine Stichproben, statistische Mängel, Diversität an Methoden
Weitere 42 in Frage kommende Artikel wurden für Katzen identifiziert, wobei hier die MC in 39 Studien und der MI in drei Studien bewertet wurde.
Das Risiko einer Verzerrung wurde bei den meisten Katzen-Studien als hoch eingestuft, da die Studienpopulationen klein waren, die MC/MI-Methoden nicht ausreichend beschrieben wurden und statistische Mängel vorlagen. Auch die MC/MI-Methoden variierten von Studie zu Studie.
Ein signifikanter Zusammenhang zwischen hohen MC und kurzen Überleben der Katzen wurde in 20 von 28 (71 %) Studien festgestellt, während eine Studie einen umgekehrten Effekt beobachtete.
Lediglich für cutane Mastzelltumore, Mammakarzinome und cutane Weichteilsarkome lagen mindestens drei Studien vor, welche zusammen eine sichere Aussage der prognostischen Relevanz der MC erlauben.
Hunde-Studien: Hohes Verzerrungsrisiko, statistische Schwächen, Vielzahl an Methoden
Auch die untersuchten Hunde-Studien waren hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Qualität nicht über alle Zweifel erhaben. So stellten die Wissenschaftler aus Österreich, USA (Schwarzman Animal Medical Center, New York) und Deutschland (Freie Universität Berlin) ein besonders hohes Verzerrungsrisiko hinsichtlich der MC-Methoden und der statistischen Analysen fest, bei denen die prognostische Unterscheidungsfähigkeit der MC oft nicht quantifiziert wurde.
Ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer hohen MC und einem kurzen Überleben wurde in 72 von 109 (66 %) Studien festgestellt. Keine der Studien, die den MI verwendeten, wies eine prognostische Relevanz nach.
Bei Betrachtung der verschiedenen Studien zu einem Tumortyp konnte eine sichere Aussage zu einem hohen prognostischen Wert der MC für folgende Tumortypen getroffen werden: (sub)cutane Mastzelltumore, cutane Melanome, und (sub)cutane Weichteilsarkome.
Bessere, aussagekräftigere Studien gefordert
Aufgrund der Datenlage zieht Christof A. Bertram, Assistenzprofessor für Pathologie an der Vetmeduni, folgendes Resümee: „Unsere beiden Übersichtsarbeiten unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Studien mit standardisierten Methoden und einer angemessenen Analyse der Unterscheidungsfähigkeit, um den prognostischen Wert von MC und MI bei verschiedenen Tumorarten besser zu belegen.“
Zudem betont er, dass zukünftige Studien erforderlich sind, um den Einfluss der Leistung einzelner Patholog:innen auf die Qualität der prognostischen Schwellenwerte zu bewerten und Methoden zu entwickeln, um die Reproduzierbarkeit der Untersuchungsergebnisse zu verbessern.
Publikationen
Die Artikel „Mitotic activity: A systematic literature review of the assessment methodology and prognostic value in canine tumors “ und „Mitotic activity: A systematic literature review of the assessment methodology and prognostic value in feline tumors “ von Christof A. Bertram, Taryn A. Donovan und Alexander Bartel wurden in „Veterinary Pathology“ veröffentlicht.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Tiergarten Schönbrunn und Universität Wien richten gemeinsame Stiftungsprofessur „Zoo Conservation Science“ ein
Der Tiergarten Schönbrunn und die Universität Wien verstärken massiv ihre langjährige Kooperation durch die Einrichtung der neuen durch den Tiergarten finanzierten Professur "Zoo Conservation Science"
"Nacht der Kinder" für Future for Kids an der Vetmeduni Vienna
Der Verein Future for Kids - Zukunft für Kinder in Ruanda lädt am 6. Dezember 2024 zum Charity Event "Nacht der Kinder" ein.
ÖKV startet Kampagne „Ohne Hund ist alles doof“
Mit einer spannenden Kampagne startet der ÖKV eine starke Initiative für mehr Aufmerksamkeit für die vielfältigen und unverzichtbaren Aufgaben von Hunden in unserer Gesellschaft.
Die Vogelgrippe ist in Österreich zurück
Am 9. Oktober 2024 wurde ein erster Fall der hochpathogenen Aviären Influenza (Geflügelpest, Vogelgrippe) in einem Geflügelbetrieb in Braunau (OÖ) nachgewiesen
HUNDERUNDEN #32
Die neue Ausgabe der HUNDERUNDEN 32, dem Fachmagazin für Tierärzt:innen, ist erschienen. Neben Interviews, Reportagen, Fortbildungen, einer Hunderunde, Produktneuheiten und News von der VÖK-Tagung hat die Ausgabe fachlich einiges zu bieten
David Ebmer mit dem Rudolf Ippen Young Scientist Award 2024 ausgezeichnet
Auszeichnung der European Association of Zoo and Wildlife Veterinarians (EAZWV) für den Parasitologen des Tiergarten Schönbrunn
BirdLife Österreich kürt die Krickente zum Vogel des Jahres 2025
Bis in die frühen 1980er-Jahre war die Krickente (Anas crecca) nach der Stockente die verbreitetste Schwimmentenart in Österreich. Mit weniger als 100 Brutpaaren ist sie nunmehr sehr stark gefährdet
Sebastian Glatt zum Universitätsprofessor für Systemgenetik an der Vetmeduni Vienna berufen
Mit 1. Oktober 2024 hat Sebastian Glatt die Professur für Systemgenetik an der Veterinärmedizinischen Universität Wien übernommen
Herbstfest im Papageienschutzzentrum Wien
Am 6. Oktober 2024 lädt die ARGE Papageienschutz von 14:00 bis 18:00 Uhr zum Herbstfest ins Papageienschutzzentrum Wien