Neuer Test für Körperbewusstsein bei Schweinen entwickelt
Zur erstmaligen Untersuchung des Körperbewusstseins bei einer Nutztierart testete das Forschungsteam junge Hausschweine in einer Körper-als-Hindernis-Aufgabe.
Körperbewusstsein ermöglicht es gewissen Tierarten, ihren eigenen Körper bei der Interaktion mit ihrer Umwelt als Werkzeug oder sogar als Hindernis wahrzunehmen. Das belegen Tests an menschlichen Kleinkindern, Elefanten und Hunden.
Zum Einsatz kamen dabei sogenannte Körper-als-Hindernis-Aufgaben („body-as-an-obstacle task“). Mit diesem Test untersuchten Forscher:innen der Veterinärmedizinischen Universität Wien nun erstmals auch das Körperbewusstsein bei einer Nutztierart, und zwar bei jungen Hausschweinen. Dabei zeigte sich, dass auch sie möglicherweise ihren Körper als Hindernis wahrnehmen können.
Zur erstmaligen Untersuchung des Körperbewusstseins bei einer Nutztierart testete das Forschungsteam junge Hausschweine (Sus scrofa domesticus, N = 17, acht männlich und neun weiblich, sieben Wochen alt) in einer Körper-als-Hindernis-Aufgabe.
Die Schweine lernten, mit ihrer Schnauze eine Schiebeplatte zu verschieben, um an Futterbelohnungen zu gelangen. Dies war von zwei verschiedenen Positionen aus möglich: links oder rechts, d. h. auf oder neben einer Matte.
In der Testbedingung war die Matte, auf der sich die Schweine befanden, über eine Kette an der Platte befestigt – auf der Matte stehende Schweine verhinderten somit selbst das Öffnen der Schiebeplatte.
Tests bringen keine klaren Nachweise für bewusste Körperwahrnehmung
Ihr Verhalten wurde als körperbewusst bewertet, sofern sie – nach erfolglosem Öffnungsversuch von der Mattenseite aus – von der Matte herunterstiegen und die Platte von der anderen Seite her verschoben.
„In 52% der Fälle lösten die Jungschweine die Aufgabe erfolgreich. Außerdem schienen die Tiere unter dieser Bedingung, wenn ihr eigener Körper das Hindernis war, eher zu erkennen, dass sie von der anderen Seite schieben mussten, als wenn ein externes Hindernis die Matte sichtbar von hinten blockierte“, betont Studien-Co-Erstautorin Kimberly Brosche vom Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften der Vetmeduni.
Das Verhalten der Schweine in der Kontrollbedingung mit einem verdeckten externen Hindernis, bei der die Platte aus einem den Schweinen unbekannten Grund blockiert wurde, unterschied sich allerdings nicht signifikant von ihrem Verhalten in der Testanordnung mit der die Matte und die Platte verbindenden Kette.
„Die Schweine konnten also in dieser Kontrollbedingung nicht zwischen ihrem Körper als Hindernis und einem verdeckten externen Hindernis unterscheiden“, erklärt Studien-Co-Erstautor Jim McGetrick, ebenfalls vom Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften.
Klar ist nur, dass Schweine auf ihren Körper als Hindernis reagieren
Ähnlich wie zuvor getestete Tierarten können Schweine also ihr Verhalten flexibel anpassen, um eine Aufgabe zu lösen, bei der ihr Körper ein Hindernis darstellt.
Der dahinter liegende Grund ist laut Studien-Letztautor Jean-Loup Rault, stv. Leiter des Zentrums für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften, allerdings unklar: „Inwieweit Schweine bewusst oder unbewusst auf ihren Körper als Hindernis reagieren, darauf konnten unsere Tests keine schlüssige Antwort liefern.
Wichtig wäre es deshalb in Folgestudien herauszufinden, ob die Tiere einfach nur ihre Strategie wechseln, wenn das Hindernis verdeckt ist, und dadurch in Körper-als-Hindernis-Aufgaben erfolgreich sind, obwohl sie den Grund für das Hindernis auch in der Körper-als-Hindernis-Bedingung nicht identifizieren können, oder ob ihr Erfolg tatsächlich ein Beweis für Körperbewusstsein ist.“
Dennoch zeigt der neu entwickelte Test, dass die Reaktion von Schweinen in einer solchen Versuchsanordnung mit jener von Hunden und Elefanten vergleichbar ist. Diese beiden Arten lösten eine ähnliche Aufgabe, in der jedoch die Bedingung mit dem verdeckten/nicht ersichtlichen externen Hindernis fehlte.
„Schweine reagieren daher, genau wie Hunde, auf den Unterschied zwischen ihrem Körper als Hindernis und einem externen sichtbaren Hindernis“, so Rault weiter.
„Ob die beiden Arten ihren Körper tatsächlich gleich gut als Hindernis erkennen können, bleibt jedoch unklar, da Schweine nicht zwischen ihrem Körper als Hindernis und einem externen unsichtbaren Hindernis unterscheiden, während Hunde nie in einer solchen Bedingung getestet wurden“, fügt Kimberly Brosche hinzu.
Publikation
Der Artikel „Step Aside! Assessing Body Awareness In Pigs Using A Body-As-An-Obstacle Task “ von Kimberly Brosche, Jim McGetrick und Jean-Loup Rault wurde in „Animal Behavior and Cognition“ veröffentlicht.
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