Die Macht der Wiederholung: Sie entscheidet über die Dominanz von Teichrohrsängern
Die Art des Gesangs von Vögeln ist wichtig für die Partnerwahl. Das ist bekanntes Wissen aus der Verhaltensforschung. Doch wie steht es um die Bedeutung des Vogelgesangs für die Konkurrenz zwischen männlichen Vögeln?
Mit einem Playback-Experiment ging eine internationale, von der Veterinärmedizinischen Universität Wien geleitete Studie, anhand von Teichrohrsängern (Acrocephalus scirpaceus) – ein heimischer Singvogel, der in Afrika südlich der Sahara überwintert – dieser Frage nach. Demnach vermitteln monotone Vogellieder Dominanz. Stereotype Schreihälse sind also im Vorteil?
In der Verhaltensforschung wurde die Virtuosität (Komplexität) mit der ein Vogelmännchen seinen Gesang vorträgt bereits vor langem als ein wichtiges Kriterium bei der Partnerwahl der Weibchen identifiziert.
Demgegenüber ist die Rolle des Gesangs bei Interaktionen zwischen Rivalen weniger klar – und man weiß sehr wenig darüber, welche Gesangsmerkmale speziell bei der Revierverteidigung und Auseinandersetzungen zwischen Männchen wichtig sind.
Eine Möglichkeit unmissverständlich und mit Nachdruck seine Standpunkte und Ansichten an den „Mann“ (Adressaten) zu bringen, ist die zu transportierende „Message“ immer wieder zu wiederholen. Auch bei uns Menschen werden Wiederholungen eingesetzt, um Aussagen mehr Nachdruck zu verleihen, sie glaubhafter zu machen.
Bei Teichrohrsängern erhöhen Männchen ihre Gesangskomplexität, um den Weibchen zu imponieren, während sie diese bei Revierstreitigkeiten reduzieren. Eine Möglichkeit, die Komplexität des Gesangs zu reduzieren, wird durch die Wiederholung einzelner Silben erreicht. In ihrer kürzlich veröffentlichten Studie untersuchte das Wissenschaftsteam deshalb die Bedeutung der Wiederholung von Silben bei territorialen Disputen mit Rivalen.
Playback-Experiment mit unterschiedlich häufiger Silbenwiederholung
Als Hypothese ihrer Untersuchung gingen die Forscher:innen davon aus, dass die Wiederholung von Silben die allgemeine Kampffähigkeit, den aggressiven Status oder die Angriffsbereitschaft eines Männchens signalisiert.
Dazu Studien-Letztautor Herbert Hoi vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Vetmeduni: „In einem Playback-Experiment untersuchten wir die Verhaltensreaktion von unverpaarten, territorialen Teichrohrsänger-Männchen auf zwei gleichzeitig singende Eindringlinge, wobei sich der Gesang der beiden durch Playbacks simulierten Eindringlinge im Ausmaß der Silbenwiederholungen unterschied.“
Eine deutliche Verhaltensreaktion: Wer sich wiederholt, demonstriert Dominanz
Die Reaktion des Revierinhabers wurde anhand mehrerer Verhaltensparameter ermittelt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Komplexität des Gesangs keine Rolle dabei spielt, ob sich die Männchen prinzipiell an das Playback heranwagen, beziehungsweise, wie nahe sie herankommen.
Es stellte sich jedoch heraus, dass sich Revierinhaber schneller näherten und signifikant länger in der Nähe des komplexen Playbackgesanges, also jenem mit wenig Wiederholungen, bleiben.
„Diese schwächere Reaktion auf den Gesang mit viel wiederholten Silben deutet darauf hin, dass territoriale Männchen durch den aggressiven Charakter dieses Gesangstyps stärker eingeschüchtert werden“, so Herbert Hoi.
Da die sonstigen Unterschiede der Reaktion, in Relation zu den im Playback-Experiment extrem divergierenden Gesangsmerkmalen, jedoch eher schwach ausgeprägt waren, wäre es laut Hoi für künftige Studien interessant, den sozialen Status, sowie die Motivation derjenigen Männchen zu erforschen, die die Nähe eines Artgenossen suchen, der den einen oder den anderen Gesangstyp verkörpert.
Publikation
Der Artikel „Is syllable repetitions a song parameter important for male-male interactions in Eurasian reed warbler (Acrocephalus scirpaceus)? “ von Alžbeta Darolová, Ján Krištofík, Lucia Rubáčová, Felix Knauer und Herbert Hoi wurde in „Biologia“ veröffentlicht.
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