VET-MAGAZIN logo
Rettungsinseln für Wildbienen: Die Bedeutung von Steinbrüchen
Annemarie Wurz
Weltweit größtes Doppelschleichen-Fossil entdeckt
Jaime Chirinos
Der Alpenschneehase ist das Tier des Jahres 2025
Stefan Huwiler
Der Alpenschneehase ist das Tier des...
Vorkommen von Blau- und Finnwalen in der Arktis
BBC
Vorkommen von Blau- und Finnwalen in...
Amphibienbiologie: Forschende am ISTA untersuchen das Nervensystem von Fröschen
Peter Rigaud / ISTA
«Genetische Zeitmaschine» enthüllt komplexe Kultur der Schimpansen
Tetsuro Matsuzawa
Eichhörnchen passen ihre tageszeitlichen Aktivitäten sehr flexibel an Menschen, Haustiere und Wildtiere in der Stadt an
Leibniz-IZW
Neue Studie am FBN entschlüsselt Genom des Afrikanischen Raubwelses
Wenzel/Nutrition & Food GmbH
Neue Studie am FBN entschlüsselt Genom...
Advisory Board on Cat Diseases
Allgemein

Infektion von Katzen mit dem Aviären Influenzavirus H5N1

Verfaßt von Etienne Thiry (Liege/B), in Zusammenarbeit mit Diane Addie (Glasgow/UK), Herman Egberink (Utrecht/NL), Katrin Hartmann (München/D), Hans Lutz (Zürich/CH) and Hervé Poulet (Lyon/F), Expertengruppe des Advisory Board on Cat Diseases (ABCD).

. . .

Der H5N1-Subtyp des aviären Influenzavirus Typ A, aus der Familie der Orthomyxoviridae, tritt vorrangig bei Vögeln auf. Eine Übertragung auf Säugetiere geschieht sporadisch, und die Infektion kann dann eine Erkrankung mit hoher Morbidität und Letalität auslösen. Menschen, Primaten, Nager, Hasenartige, Marder- und Katzenartige, einschließlich der Hauskatzen, können infiziert werden und der Krankheit erliegen. Eine Liste der empfänglichen Tierarten findet man unter der folgenden Adresse: http://www.nwhc.usgs.gov/disease_information/avian_influenza/affected_species_chart.jsp .

Einführung

Infektion von Katzen

Feliden können experimentell und auf natürlichem Weg mit dem H5N1-Virus infiziert werden. Im Februar 2004 wurde über eine Infektion von Hauskatzen in Thailand berichtet (WHO, 2004), und aus demselben Land zwei Ausbrüche mit hoher Letalität bei Tigern und Leoparden publiziert (Keawcharoen et al., 2004; Thanawongnuwech et al., 2005). Im Februar/März 2006 wurden drei tote Katzen auf der Insel Rügen gefunden und die Infektion mit dem H5N1-Virus durch Laboruntersuchungen nachgewiesen. Ebenfalls im März 2006 wurde das Virus bei drei lebenden Katzen in einem Tierheim in Graz gefunden. Der erste experimentelle Nachweis für die Pathogenität des aviären Influenzavirus H5N1 für die Hauskatze wurde von Kuiken et al. (2004) erbracht.

Veröffentlichung der WHO am 28.2.2006: "Zur Zeit gibt es keinen Hinweis dafür, daß Hauskatzen im Übertragungszyklus des H5N1-Virus eine Rolle spielen. Bis heute wurde kein einziger Erkrankungsfall beim Menschen nach Kontakt mit einer erkrankten Katze beschrieben. Ebenso ist kein Krankheitsausbruch bei Hauskatzen bekannt. Im Gegensatz zu Nutzgeflügel und Wildvögeln gibt es auch keinen Hinweis, daß Hauskatzen als Virusreservoir dienen. Alle verfügbaren Daten zeigen, daß Infektionen bei der Katze immer im Zusammenhang mit H5N1-Fällen in Nutzgeflügel-Beständen oder bei Wildvögeln auftreten."

Die angeführten Daten wurden durch experimentelle Infektionen ermittelt (Kuiken et al., 2004; Rimmelzwaan et al., 2006); sie spiegeln den aktuellen Wissenstand wider und müssen, überarbeitet und ergänzt werden, sobald zusätzliche Informationen verfügbar sind:

  • Katzen können durch intratracheale Injektion und oral durch Verfütterung infizierter Küken angesteckt werden;
  • Die Infektion kann durch Kontakt mit infizierten Vögeln erfolgen;
  • Infizierte Katzen können das Virus auf Kontaktkatzen übertragen
  • Bereits geringe Virusmengen reichen für eine Infektion der Katze aus
  • Die Virusausscheidung erfolgt über Nasensekret und Kot; die nasalen Ausscheidung
  • beginnt drei Tage nach der Infektion und dauert vier Tage oder länger an;
  • Die Inkubationsphase nach experimenteller Infektion beträgt ca. zwei Tage
  • Klinische Symptome sind Fieber, Lethargie, Abgeschlagenheit, Atemnot, Konjunktivitis; sobald klinische Symptome auftreten, ist innerhalb einer Woche mit einem schweren Krankheitsverlauf zu rechnen; auch Ikterus wurde beobachtet.
  • Bei der Sektion wurden multifokale Lungenläsionen und petechiale Blutungen in den Tonsillen, mandibulären und retropharyngealen Lymphknoten und der Leber beschrieben;
  • Histologisch sieht man entzündliche und nekrotische Läsionen in Lunge, Herz, Gehirn, Nieren, Leber und den Nebennieren. Bei Katzen, die mit infizierten Küken gefüttert wurden, fand man Läsionen im Dünndarm.



Risikoanalyse – Fragen und Antworten

1. Wie könnte sich eine Katze durch den Kontakt mit Vögeln oder Geflügelprodukten angesteckt haben?

Voraussetzung ist, daß die Katze in einer Region mit durch Labortests nachweislich mit dem H5N1-Virus infizierten Vögeln lebt; wenn dies zutrifft, müssen folgende Risikofaktoren bedacht werden:

  • Die Katze lebt in einer Umgebung, wo Wasservögel vorkommen
  • Die Katze darf ins Freie
  • Die Katze hat Kontakt zu Geflügel (Freiland- oder konventionelle Haltung)
  • Die Katze ist mit rohem Geflügelfleisch gefüttert worden

2. Wie kann sich eine Katze bei einer anderen anstecken?

  • Enger Kontakt mit einer H5N1-infizierten und erkrankten Katze ist erforderlich, zumindest während der ersten sieben Tage der Infektion. Obwohl inapparente Infektionen für kurze Zeit auftreten können, sind persistierende H5N1-Virusinfektionen nicht bekannt.

3. Wie kann eine Katze die Infektion auf den Menschen übertragen?

Bis jetzt (März 2006) gibt es keine Berichte über eine Virusübertragung von der Katze auf den Menschen.

Wie auch immer,

  • ein H5N1-Virus, das eine Katze infiziert hat, ist schon an einen Säugetier-Organismus angepaßt; Virusisolate von Menschen zeigten erhöhte Virulenz für Säuger (Maines et al., 2005)
  • das Virus wird über den Respirationstrakt und mit dem Kot ausgeschieden

    o die Ausscheidungsrate ist hoch genug, um eine Infektion von Kontaktkatzen zu ermöglichen;
  • in Anbetracht des meist engen Kontaktes zwischen Katzen und deren Besitzer kann eine infizierte Katze einen Menschen leicht anstecken;
  • das Risiko einer Infektion und Erkrankung kann zur Zeit für den Menschen nicht abgeschätzt werden;

4. Wann sollte ein Tierarzt bei einer kranken Katze eine Infektion mit dem H5N1-Virus vermuten?

  • Bevor man einen Verdacht ausspricht, muß das Risiko nach den oben genannten Punkten abgeschätzt werden;
  • Wenn ein Risiko besteht, muß eine klinische Untersuchung erfolgen, und auf die oben genannten klinischen Symptome geachtet werden: Fieber, Lethargie, Depression, Dyspnoe, Konjunktivitis, schneller Tod; neurologische Symptome sind ebenfalls beobachtet worden;
  • Die Differenzialdiagnose sollte andere Infektionen mit ähnlichen systemischen und respiratorischen Symptomen ausschließen, wie sie vom Felinen Herpesvirus, den Caliciviren und von Bakterien (Bordetella bronchiseptica, Chlamydophila felis und Mycoplasmen) ausgelöst werden können;
  • Klinische Symptome können nur eine Verdachtsdiagnose ergeben, die durch Laboruntersuchungen bestätigt werden muß.

5. Wie sollten Tupferproben für die Labordiagnostik genommen werden?

Die Behörden müssen gemäß den nationalen Bestimmungen informiert werden und das diagnostische Labor muß für detaillierte Informationen kontaktiert werden. Folgende Grundregeln für die Entnahme von oropharyngealen, nasalen, und rektalen Tupfern oder Kotproben sind zu beachten:

  • Kunststoffröhrchen sollten mit einem alkoholbeständigen Marker beschriftet werden;
  • Die befüllten Proberöhrchen sind gut zu verschließen;
  • Die Außenseite der Röhrchen wird mit Ethylalkohol gereinigt, um das Infektionsrisiko für das Untersuchungspersonal zu reduzieren;
  • Das in einem Kunststoffsack verpackte Material wird gemäß den behördlichen Regeln an das nationale Referenzlabor überstellt;
  • Proben von Lungengewebe und mediastinalen Lymphknoten sollten in 10%iger steriler Kochsalzlösung aufbewahrt und transportiert werden.
  • Von der Durchführung eigener Influenza-Tests wird abgeraten.

6. Welche tierärztlichen Maßnahmen müssen getroffen werden, wenn eine H5N1-Infektion bei einer Katze vermutet wird?

Für den eigenen Schutz:

  • Körperkontakt mit der Katze muß minimiert, Kratzen und Beißen verhindert werden;
  • Handschuhe, Mundmaske und Schutzbrille (Visier) sollten während des Umgangs mit der Katze getragen werden;
  • Eine Sedierung der Katze vor der Probenentnahme wird empfohlen;
  • Für die Oberflächendekontamination wird ein medizinisches Standarddesinfektionsmittel verwendet.

Zum Schutz von Kontaktpersonen und anderen Tieren:

  • Die verdächtige Katze ist in der Tierarztpraxis isoliert in einem Käfig unterzubringen.

Zum Schutz der Besitzer und Angehörigen:

  • Im Haus des Besitzers muß die Katze in einem eigenen gesonderten Raum untergebracht werden;
  • Körperkontakt mit der Katze muß vermieden, Kratzen und Beißen verhindert werden;
  • Katzenstreu, Schüsseln, Körbe und andere potenziell kontaminierte Objekte müssen mit einer Hypochlorid-Lösung desinfiziert werden;
  • Räume, zu denen die Katze vor dem Besuch des Tierarztes Zugang hatte, sollten gewissenhaft mit einem Haushaltsspülmittel, der das Influenza-Virus inaktiviert, gereinigt werden.

7. Was können Besitzer tun, um das Risiko einer H5N1 -Infektion zu minimieren?

  • Die Ausbreitung der Epidemie muß in den nationalen und lokalen Medien verfolgt werden;
  • Verfüttern von ungekochtem Geflügelfleisch an Katzen muß vermieden werden;
  • Sollten in der Umgebung tote Wildvögel gefunden worden sein, ist es ratsam Katzen im Haus zu halten, bis weitere Informationen über die Todesfälle verfügbar sind.
. . .

weitere Meldungen

Kurzmeldungen aus der Wissenschaft

. . .

Universtitäten

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Textbook of Small Animal Pathophysiology
Textbook of Small Animal Pathophysiology
(06. Dez 2024) The comprehensive overview of the essential discipline of...
Faszientherapie beim Hund
(29. Nov 2024) Das osteopathisch versierte Autorenteam Barbara Welter-Böller, Maximilia...
Bevor du vor die Hunde gehst
(21. Nov 2024) Mental gesund durch den Praxisalltag - von Tierärztin...
Warum Hunde uns zu besseren Menschen...
(14. Nov 2024) Kurt Kotrschal über die Mensch-Hund-Verbindung, wissenschaftliche Erkenn...
Jetzt neu vom Purina Institut: deutsche...
(08. Nov 2024) Kostenloses Nachschlagewerk für Veterinärteams mit praktischem Ernährung...
Handbuch der Geriatrie bei Hund und...
(03. Nov 2024) Unsere Haustiere erreichen ein zunehmend höheres Lebensalter. Die...

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

Hill's Global Symposium 2024
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25,...
7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis...
EERVC 2024 in Belgrad
(21. Jul 2024) Die Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC) findet...
29. FECAVA EuroCongress in Athen
(11. Jul 2024) Die FECAVA lädt vom 12. bis 14. September...
2.700 Veterinärmediziner auf dem Weltkongress rund...
(11. Jun 2024) Veterinärmediziner aus 65 Ländern versammelten sich vom 4....
Registration opens for Companion Animal Nutrition...
(29. Mär 2024) The annual Purina Institute Companion Animal Nutrition (CAN)...

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

Die Superpower von Katzen und Hunden in unserem Leben
Royal Canin Foundation
Die Superpower von Katzen und Hunden...
(08. Nov 2024) Wir feiern die internationale Woche der Mensch-Tier-Beziehung mit...
MSD & FVE Stipendienprogramm 2024
(17. Okt 2024) MSD Tiergesundheit und FVE stellen 34 Stipendien in...
David Ebmer mit dem Rudolf Ippen...
(10. Okt 2024) Auszeichnung der European Association of Zoo and Wildlife...
WSAVA ehrt Dr. Bao Lei mit...
(05. Aug 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Gemma Campling wird mit dem WSAVA...
(24. Jul 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Verleihung des Förderpreises 2022/2023 der H....
(17. Jul 2024) Den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis der H....