Agrarlandschaften mit kleinen Feldern fördern Bestäubung durch Wildbienen

(18.09.2018) Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Göttingen hat herausgefunden, dass in Agrarlandschaften mit kleinen Feldern mehr Wildbienen vorkommen als in Landschaften mit großen Feldern.

Das höhere Aufkommen von Wildbienen führte zu einer verbesserten Bestäubung der dort angebauten Pflanzen. Überraschenderweise fanden sich weniger Wildbienen in Landschaften, in denen viele verschiedene Feldfrüchte angebaut wurden. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B – Biological Sciences erschienen.


Wildbiene bei der Bestäubung.

Viele Pflanzen, darunter Erdbeeren, Kirschen und Raps, sind für eine optimale Fruchtentwicklung auf bestäubende Insekten angewiesen. Von großer Bedeutung sind daher deren Lebensräume außerhalb der Felder wie Hecken oder Kalkmagerrasen. Oft ist es jedoch schwierig, das Vorkommen von wildlebenden Bestäubern zu erhöhen.

„Wir haben untersucht, ob eine höhere Heterogenität der Anbauflächen durch kleinere Felder und mehr verschiedene Feldfrüchte einen positiven Effekt hat“, so Annika Hass, Erstautorin und Doktorandin in der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen.

„Kleinere Felder führen zu mehr Feldrändern. Diese sind wichtig, da sie den Bestäubern Nistplätze und Blütenangebot bieten und auch zur Orientierung dienen können, sodass sie geeignete Lebensräume besser finden.“

Überraschend war hingegen der starke Rückgang von Wildbienen in Landschaften mit vielen verschiedenen Kulturpflanzen. „Beim Anbau vieler unterschiedlicher Pflanzen in Agrarlandschaften spielt die Auswahl der Kulturen eine große Rolle“, betont Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie und Co-Autor der Studie.

„Ein höherer Anteil von besonders intensiv bewirtschafteten Kulturen kann sich negativ auf Bestäuber auswirken.“

Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass die Heterogenität der Agrarlandschaften, wie sie durch kleine Äcker gefördert wird, die Bestäubung von Pflanzen stark begünstigen kann und in zukünftigen Agrarumweltmaßnahmen berücksichtigt werden sollte.

Publikation

Hass, Annika et al., 2018. Landscape configurational heterogeneity by small-scale agriculture, not crop diversity, maintains pollinators and plant reproduction in western Europe. Proc R Soc B 285, 20172242. https://doi.org/10.1098/rspb.2017.2242



Weitere Meldungen

Wildbienen im Anflug auf eine Nisthilfe.; Bildquelle: Thünen-Institut/Lara Lindermann

Ehrenamt trifft Wissenschaft: Wildbienen in Nisthilfen bestimmen

Wildbienen und Wespen sind anhand ihrer Brutzellen bestimmbar. Ein neuer Ratgeber des Thünen-Instituts für Biodiversität unterstützt Interessierte jenseits aller Artenkenntnis dabei, Bestäuber-Insekten zu identifizieren
Weiterlesen

Schlürfbienen bei der Paarung am Wald-Ziest; Bildquelle: Julia Wittmann

Neue Bienenart für Deutschland: Regensburger Masterstudent entdeckt die Östliche Schlürfbiene erstmals in Regensburg

Neben der allseits bekannten Honigbiene sind aus Deutschland nach neuestem Stand 604 Wildbienenarten bekannt. Während viele dieser Arten stark gefährdet, oder in Deutschland sogar bereits ausgestorben sind, kommen aber auch immer wieder neue Arten hinzu
Weiterlesen

Naturhistorisches Museum Wien

Dramatischer Rückgang der Wildbienenvielfalt im östlichen Marchfeld

Mit über 700 nachgewiesenen Arten ist Österreich ein Hotspot der Wildbienen-Artenvielfalt in Europa. Allein die Anzahl der in Niederösterreich nachgewiesenen Arten übertrifft die Artenvielfalt ganz Deutschlands
Weiterlesen

Totholz mit Käferbohrlöchern, welche vermutlich von Wildbienen genutzt werden.; Bildquelle: Tristan Eckerter

Wildbienen brauchen Totholz im Wald

Wie viele Baumarten gibt es im Wald? Wie sind die Bäume verteilt? Wie hoch sind die einzelnen Baumkronen? Gibt es umgestürzte Bäume oder ausgehöhlte Baumstämme?
Weiterlesen

Erdhummel an Rotkleeblüte; Bildquelle: Frank Sommerlandt/Thünen-Institut

Hummel-Challenge per App: Hummel-Fotos für die Wissenschaft gesucht

Nach dem Erfolg der Hummel-Challenge im letzten Jahr heißt es auch 2023 wieder: Wer fotografiert die meisten Hummeln? Naturbegeisterte in ganz Deutschland können vom 24. Juli bis 6. August 2023 mit der Bestimmungs-App ObsIdentify mitmachen
Weiterlesen

Vom Aussterben bedroht: Große Sandgängerbiene, Ammobates punctatus, im ÖBG; Bildquelle: Daniel Schanz/Universität Bayreuth

Ökologisch-Botanischer Garten der Uni Bayreuth ist Hotspot für Wildbienen in Mitteleuropa

214 Wildbienenarten, und damit etwas mehr als 40 Prozent der in Bayern vorkommenden Bienenarten, wurden im vergangenen Jahr nachgewiesen
Weiterlesen

Steppen-Buntbiene Camptopoeum frontale auf Flockenblume; Bildquelle: Sylvia Wanzenböck

Seltene Wildbienen in Breitenlee

Wien weist im Vergleich zu anderen Städten eine sehr hohe Wildbienen-Diversität auf. Grund dafür sind die klimatischen Bedingungen, die geographische Lage und ausreichend vorhandene naturnahe Lebensräume
Weiterlesen

Rainfarn-Maskenbiene auf Färber-Kamille; Bildquelle: Hans-Richard Schwenninger

Die Rainfarn-Maskenbiene ist die Wildbiene des Jahres 2022

Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ hat für 2022 eine Biene gewählt, die auf den ersten Blick eher an eine kleine schwarze Wespe oder eine Ameise erinnert, als an eine Biene
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen