Bienenstöcke messen Druckwellen

(27.01.2022) Der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga im Pazifik schickte Druckwellen bis nach Deutschland. Sie wurden hier auch von High-Tech-Bienenstöcken registriert.

Am frühen Morgen des 15. Januar 2022 brach im Pazifik der Unterwasservulkan Hunga Tonga aus. Am Abend wurden die Luftdruckwellen der Explosion von Messgeräten des Deutschen Wetterdienstes über Deutschland registriert: zuerst im Norden auf Helgoland, 38 Minuten danach auch im Süden, in Hohenpeißenberg.


Die Luftdruckwelle (gelbe Fläche) der Explosion des Vulkans Hunga Tonga über Deutschland. Die Punkte repräsentieren die Standorte der we4bee-Bienenstöcke

Nachdem die Druckwelle den Globus umrundet hatte und über Algerien aufeinandergeprallt war, kam es wenige Stunden später zur einer Gegenwelle aus südlicher Richtung.

Diese beiden Hauptdruckwellen wurden auch von den rund 70 aktiven Bienenstöcken des Projekts we4bee registriert, die mit Luftdrucksensoren ausgestattet und über ganz Deutschland verteilt sind. Ein Forschungsteam um Informatik-Professor Andreas Hotho von der Uni Würzburg hat die Wellen auf Landkarten visualisiert.

Das Ergebnis (animierte gifs) ist auf den Webseiten der Informatik veröffentlicht:

Bienen als Biosensoren

In den High-Tech-Bienenstöcken von we4bee stecken nicht nur Luftdrucksensoren, sondern viele weitere Messgeräte. Sie erfassen unter anderem Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Schall, Vibration und Feinstaubbelastung. Gleichzeitig werden Wetterdaten aufgezeichnet.

An Andreas Hothos Lehrstuhl für Data Science werden die Daten gesammelt und analysiert, auch mit Methoden des maschinellen Lernens. Damit sollen Muster im Verhalten von Bienenvölkern erkennbar und möglichst auch vorhersagbar werden.

Die Analysen kommen der Forschung und der Lehre ebenso zugute wie der Imkerei: Hothos Team hat bereits ein Modell erstellt, mit dem sich sehr gut automatisch erkennen lässt, zu welchem Zeitpunkt ein Bienenvolk ausschwärmt.

Zu den Zielen des we4bee-Projekts gehört es, mit Bienen als Biosensoren künftig Unwetter, Trockenperioden oder Erdbeben vorhersagen zu können. Denn aus dem Verhalten des Insektenstaats lässt sich womöglich frühzeitig ablesen, ob Extremwetter oder Naturkatastrophen drohen.

Das Projekt verfolgt außerdem Ziele der Umweltbildung: Seine Bienenstöcke stehen zum großen Teil an Schulen und können dort mitsamt ihres Daten-Outputs für den Unterricht genutzt werden.

we4bee wurde von dem emeritierten Würzburger Biologieprofessor Jürgen Tautz ins Leben gerufen. Er leitet das Projekt gemeinsam mit Andreas Hotho und der Geschäftsführerin Dr. Claudia Leikam, die unter anderem für die Betreuung der Bienenstöcke an den Schulen zuständig ist. Anfangs wurde we4bee von der Audi Stiftung für Umwelt gefördert (2018/2019), der aktuelle Förderer ist das Bayerische Staatsministerium für Digitales.


Weitere Meldungen

Dr. Vincent Doublet, Biologe und Erstautor der Studie; Bildquelle: Daniela Stang

Varroamilben schaden Honigbienen doppelt: parasitische Milben begünstigen die Verbreitung opportunistischer Viren

Die Varroamilbe schädigt Honigbienen nicht nur durch ihr Parasitentum, sondern auch, weil Varroa-infizierte Bienenvölker eine höhere Belastung mit schädlichen Viren aufweisen als nicht-infizierte Völker
Weiterlesen

Die Interaktion von Hummeln mit Blüten wird deutlich effizienter, wenn die Blüten gemustert sind. Links ein Männchen der hellen Erdhummel, rechts eine Arbeiterin der dunklen Erdhummel.; Bildquelle: Anna Stöckl und Johannes Spaethe/Universität Würzburg

Blütenmuster machen Hummeln effizienter

Die Suche nach Nektar kostet Insekten viel Energie, sie müssen also möglichst effizient vorgehen. Bunte Muster auf den Blütenblättern helfen dabei kräftig mit
Weiterlesen

Bienen

FASTest Bee 3T: Wiener Forscher:innen entwickeln ersten Schnelltest zum Nachweis von Bienenviren

Forscher:innen des Instituts für Virologie an der Vetmeduni Vienna entwickelten in Kooperation mit der Firma Megacor einen Schnelltest für den Nachweis von drei wichtigen Viruserkrankungen von Honigbienen
Weiterlesen

Querschnitt eines Nestes der Apis mellifera (Europäische Honigbiene / Westliche Honigbiene).; Bildquelle: Michael L Smith

Architektonische Meisterwerke von Honigbienen und Wespen

Obwohl die Evolution Honigbienen und soziale Wespen vor 179 Millionen Jahren getrennt hat, entwickelten beide Arten eine ähnliche Lösung für den Nestbau.
Weiterlesen

Platterbsen-Mörtelbiene; Bildquelle: Björn von Reumont

Erbgutanalyse beleuchtet Herkunft des Bienengifts

Bienen, Wespen und Ameisen gehören zur Gruppe der Hautflügler und injizieren bei einem Stich einen ganzen Cocktail an Giftkomponenten. Trotz ihrer immensen ökologischen und ökonomischen Bedeutung war bislang wenig über die Herkunft ihres Gifts bekannt
Weiterlesen

Varroamilbe in einer offene Brutzelle; Bildquelle: Lina Sprau/Universität Hohenheim

Ungewöhnlich hohe Population von Varroa-Milben in Baden-Württemberg

Bienenkundler warnen: Hohes Risiko von Winterverlusten bei Honigbienenvölkern
Weiterlesen

Honigbienen

Ganz und gar nicht faul: männliche Honigbienen (Drohnen)

In einer kürzlich in der Zeitschrift Animal Behaviour veröffentlichten Studie zeigten Forschenden, dass männliche Honigbienen (Drohnen) zeitweise die aktivsten Mitglieder des Bienenvolkes sind
Weiterlesen

Bienen

Wie das Geschlecht der Bienen festgelegt wird

Ein Forschungsteam der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) aus Biologen und Chemikern hat nun ein Schlüsselgen gefunden und den molekularen Mechanismus, der mit dem Gen verbunden ist
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen