Neu entdeckt: fossile Schlupfwespen

(23.08.2018) Senckenberg-Wissenschaftlerin Dr. Sonja Wedmann hat mit einem internationalen Team sieben neue Arten und zwei neue Gattungen fossiler Wespen aus dem UNESCO Welterbe Grube Messel beschrieben.

Die Fossilien gehören zur Familie der Schlupfwespen – ihre Larven ernähren sich parasitär. Die neuentdeckte Art Scambus fossilobus ist die älteste bekannte Art der Untergruppe der Pimplinae. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „PLoS ONE“.


Neu in Messel entdeckt: die Art Scambus fossilobus ist weltweit der älteste gesicherte Vertreter der Unterfamilie Pimplinae.

Wespen treten im diesjährigen Sommer besonders zahlreich auf. „Die kürzlich entdeckten etwa 47 Millionen Jahre alten Fossilien sind aber eher weitläufig mit den ‚echten’ Wespen verwandt“, erklärt Dr. Sonja Wedmann vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt und fährt fort: „Insgesamt haben wir sieben neue Arten und zwei Gattungen fossiler Schlupfwespen aus der Fossilienlagerstätte Grube Messel neu beschrieben.“

Schlupfwespen (Ichneumonidae) bilden in Mitteleuropa die artenreichste Familie der Hautflügler. Mit ihrem Legebohrer, der noch einmal so lang sein kann wie der Körper der Wespe selber, bringt sie ein Ei in ihren Wirt – meistens Schmetterlinge, Käfer oder andere Insekten – ein.

Nach einigen Tagen schlüpft aus dem Ei eine Schlupfwespenlarve, die ihren Wirt von innen her auffrisst und zum Abschluss der Parasitierung tötet.

„Die einzigartige Erhaltung der fossilen Insekten erlaubt es uns fünf der sieben Schlupfwespen-Arten bereits bekannten Unterfamilien und Gattungen zu zuordnen“, so Wedmann. So konnte die Wissenschaftlerin aus Messel auch erstmalig fossilisierte gelappte Fußklauen beschreiben – ein typisches Merkmal der Schlupfwespen-Unterfamilie Pimplinae.

Damit ist die neu in Messel entdeckte Art Scambus fossilobus deren ältester gesicherter Vertreter weltweit.

„Mit der neu beschriebenen Art Trigonator macrocheirus konnten wir zudem erstmalig ein Fossil aus der Schlupfwespen-Gruppe der Labeninae in Europa nachweisen“, ergänzt Wedmann. Heutzutage hat diese Unterfamilie eine Verbreitung, die man als „Gondwana-Verbreitung“ interpretiert hat, denn sie wird nur in Südamerika, Teilen Nordamerikas, Australien, und Neuguinea gefunden.

„Diese Entdeckung wirft nun neue Fragen auf. Bislang ist man davon ausgegangen, dass sich diese Schlupfwespen vom westlichen Teil des früheren Großkontinent Gondwana ausbreiteten – nun sehen wir, dass es die Insekten vor 47 Millionen Jahren auch in Europa gab.

Wahrscheinlich war diese Gruppe nicht nur auf dem Gondwana-Kontinent, sondern viel ausgedehnter verbreitet. Warum sie dann in Teilen ihres ehemaligen Verbreitungsgebietes ausgestorben sind, ist unklar“, gibt Wedmann einen Ausblick auf folgende Forschungsthemen.



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