Legenot bei einer Boa constrictor
Im Juli 2005 wurde in der Kleintierpraxis Alkoven eine ausgewachsene Boa constrictor (Abbildung 1) mit folgendem Problem vorgestellt: Dem Besitzer war nach der Geburt eine Zubildung in der Nähe der Kloake aufgefallen. Nachdem diese über ca. 4 Wochen unverändert blieb, stellte er die Schlange in der Kleintierpraxis vor.
Bei der Untersuchung zeigte sich die Schlange in gutem Allgemeinzustand. Ihr Gewicht betrug 1,49 kg und sie zeigte arttypisches Verhalten.
Die Untersuchung der Schleimhäute bzw. der Maulhöhle waren ohne Besonderheit.

Ungefähr 10 cm cranial der Kloake fiel eine etwa hühnereigroße, harte, nicht schmerzhafte Vorwölbung auf. Der vermutete Zusammenhang mit dem Geburtsvorgang ließ sich röntgenologisch bestätigen.
Die Vorwölbung war als schattendichte Masse erkennbar, cranial davon befand sich das deutlich erkennbare Skelett der Wirbelsäule einer noch ungeborenen Schlange (Abbildung 2).
Aufgrund des Röntgenbildes und des guten Allgemeinzustands des Tieres entschlossen wir uns zur Operation.
Das Tier wurde mit Marbofloxacin (Marbocyl ®) in der Dosis von 10 mg/kg und subcutanen Depots einer 0,9 %igen NaCL Lösung auf die OP vorbereitet.

Zur Sedierung verabreichten wir Ketamin (Narketan ®10%) in einer Dosierung von 20 mg/kg. Dadurch zeigte sich nach etwa 10 Minuten eine deutliche Beruhigung des Tieres. Zur weiteren Vertiefung wurde ein Isofluran-Sauerstoffgemisch über eine Atemmaske verabreicht.
So konnte eine ausreichend tiefe Narkose mit Aufhebung der Reflexe erzielt werden. In diesem Zustand wurde das Tier intubiert (Abbildung 3).
Die Erhaltung der Narkose erfolgte mit Isofluran/Sauerstoff.
Nach Durchtrennung der Haut und Eröffnung der Bauchwand über der klinisch und röntgenologisch sichtbaren Vorwölbung, konnte eine braune, harte Masse entwickelt werden (Abbildung 4).
Sie konnte problemlos entfernt werden. Die Naht des Uterusgewebes erfolgte mit einem langsam resorbierbaren Nahtmaterial der Stärke 5/0.

Cranial davon wurde der abgestorbene Schlangenkörper aufgesucht. Auch dieser konnte zur Gänze entfernt werden (Abbildung 5).
Nach Spülung der Wundhöhle mit steriler NaCl-Lösung wurde auch diese Wunde, sowie im Anschluss die Haut mit einem monofilem, nicht resorbierbaren Faden der Stärke 3/0 verschlossen.

Während der gesamten Operation wurde die Schlange mit warmen Wasserbeuteln warmgehalten und in der Aufwachphase zusätzlich mit warmen Infusionen s.c. versorgt.
Zusätzlich wurde sie mit reinem Sauerstoff vorsichtig beatmet bis die Reflexe wieder erkennbar waren. Danach wurde extubiert.

Die Nachbehandlung erfolgte während der nächsten 4 Tage mit Marbofloxacin 10 mg/kg 1 x tgl. Eine langsame Anfütterung ca. 1 Woche post OP wurde empfohlen.
Der Zustand des Patienten ist äußerst zufriedenstellend, die postoperative Phase verlief laut Besitzer problemlos. Die Nahtentfernung erfolgte 6-8 Wochen nach der Operation.
Dr. Birgit Seitlinger
Kleintierpraxis Alkoven
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