Lebensraum in Flammen: Neu entdeckte Froschart bedroht

(12.09.2019) Senckenberg-Wissenschaftler haben in einer im Fachjournal „Vertebrate Zoology“ erschienenen Studie die neue Froschart Dendropsophus rozenmani beschrieben.

Der Lebensraum des winzigen Froschs aus der Familie der Laubfrösche begrenzt sich ausschließlich auf den Osten Boliviens – ein Gebiet, das aktuell von verheerenden Waldbränden betroffen ist.

Erstautor der Studie Martin Jansen warnt vor dem Verlust der – noch größtenteils unbekannten – bolivianischen Artenvielfalt und appelliert zum Umdenken in der Agrar-, Handels- und Umweltpolitik.


Dendropsophus rozenmani: neu entdeckt und akut bedroht.

In Südamerika wüten derzeit zahlreiche Waldbrände. Allein in Bolivien sollen bis jetzt über 2,1 Millionen Hektar Land betroffen sein – vor allem in der Region Chiquitania im östlichen Bolivien.

„Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass von den dortigen Bränden mindestens 1600 Tier- und 4000 Pflanzenarten betroffen sind. Darunter etwa 150 Säugetiere, wie Jaguar, Tapir oder großer Ameisenbär, sowie 60 bis 90 Froscharten“, erläutert Dr. Martin Jansen vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt und ergänzt: „Genaue Zahlen fehlen, weil die Region noch wenig erfasst ist und zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bislang noch nicht wissenschaftlich beschrieben wurden.“

Auch die erst kürzlich von Jansen und einem internationalen Team anhand von morphologischen, bioakustischen und genetischen Merkmalen neu beschriebene Laubfroschart Dendropsophus rozenmani ist direkt von den Feuern bedroht.

Der Lebensraum des nur etwa 20 Millimeter, braun-gestreiften Froschs beschränkt sich auf den Osten Boliviens. Der Frankfurter Herpetologe: „Die Mobilität dieser Tiere ist sehr eingeschränkt. Dort, wo die Feuer brannten, werden keine Frösche überlebt haben.“

Benannt wurde die winzige und akut gefährdete Amphibie nach Jaimé Rozenman, Besitzer eines privaten Naturschutzgebiets, in dem der Frosch entdeckt wurde. Die Forschenden möchten mit der Namensgebung ein Zeichen für den aktiven Naturschutz setzen.

„Jedes noch so kleine Schutzgebiet macht einen Unterschied, und das Engagement von Landbesitzer*innen wie Rozenman sollte honoriert werden“, erklärt Jansen und resümiert: „Um die Lebensräume zahlreicher Tiere und Pflanzen zu erhalten, muss sich die Agrar-, Handels- und Umweltpolitik grundlegend ändern. Ich meine nicht nur in Bolivien, sondern auch bei uns – die Flächen in Südamerika brennen auch, weil die Nachfrage nach Soja und Fleisch vor allem aus Europa und China befriedigt wird.“


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