Neu entdeckte Schlangenart „Madatyphlops eudelini“ beschrieben

(10.03.2021) Ein internationales Team unter Leitung des Centrums für Naturkunde der Universität Hamburg hat nun erstmals die neue Schlangenart „Madatyphlops eudelini“ beschrieben.

Die Erkenntnisse wurden in der Fachzeitschrift „The Anatomical Record“ veröffentlicht.

Auf den ersten Blick ist Madatyphlops eudelini kaum von einem Regenwurm zu unterscheiden – zumal sie wie ein Wurm unter der Erde lebt.

Universität Hamburg Erst die genauere Betrachtung zeigt, dass das maximal 20 Zentimeter lange Tier, wie andere Reptilien auch, ein festes Schuppenkleid trägt, das auch die verkümmerten Augen bedeckt. Und wie andere Schlangen besitzt sie eine gespaltene Zunge.

Nun hat ein Forschungsteam unter Leitung des Centrums für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg herausgefunden, dass es sich bei der auf der Insel Mayotte lebenden Schlange um eine bisher unbeschriebene Art handelt. Mayotte liegt zwischen Mosambik und Madagaskar im Indischen Ozean und ist als französisches Übersee-Department Teil der Europäischen Union.

Der französische Biologielehrer Rémy Eudeline hatte das erste Exemplar auf einer Expedition entdeckt. Nach ihm ist die neue Art nun benannt worden.

„Ich selbst habe die Fundstelle davor schon mindestens zehnmal untersucht, aber die Wurmschlange noch nie zuvor gesehen“, erklärt Dr. Oliver Hawlitschek. Er ist Manager des Molekularlabors am Centrum für Naturkunde (CeNak) und Leiter der Studie.

Die Forschenden haben das Tier in einem Mikro-Computertomographen untersucht und wie sich herausstellte, ist die neue Art für eine Schlange extrem klein, besitzt aber ein außergewöhnlich robustes Skelett – mit einem echten Dickschädel: „Die verstärkten Knochen vor allem am Kopf sind eine Anpassung an die grabende Lebensweise", sagt Dr. Mark Scherz von der Universität Potsdam.

Mithilfe genetischer Analysen untersuchte das Team zudem die Abstammung der neuen Art und entdeckte, dass die Vorfahren der Art auf Madagaskar leben. Kathleen Webster von der Zoologischen Staatssammlung München erklärt: „Tatsächlich kommt es immer wieder vor, dass auch an Land lebende Kleintiere durch Drift auf Treibholz abgelegene Inseln besiedeln.“ Die Vermutung ist, dass das auch bei den prähistorischen Vorfahren von Madatyphlops eudelini der Fall war – über 300 Kilometer offenen Ozean.

Obwohl die Insel laut Ivan Ineich vom Muséum national d’Histoire naturelle in Paris im Vergleich zu vielen tropischen Regionen eigentlich sehr gut untersucht sei, scheint die kleine Wurmschlange aufgrund ihr unscheinbaren Äußeren und ihrer unterirdischen Lebensweise bisher von Forschenden übersehen worden zu sein.

„Ich würde auch die Entdeckung weiterer unbekannter Arten keinesfalls ausschließen“, sagt Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung München, der seit mehr als 30 Jahren auf Madagaskar arbeitet und auch dort zahlreiche neue Arten entdeckt hat. Auf Mayotte herrscht – wie auf Madagaskar – ein tropisches Klima und die Fauna ist sehr artenreich.

Allerdings sind bisher erst zwei Individuen von Madatyphlops eudelini bekannt, was darauf hindeutet, dass es sich um eine gefährdete Art handeln könnte.

Publikation

Hawlitschek, O, Scherz, MD, Webster, KC, Ineich, I, Glaw, F. Morphological, osteological, and genetic data support a new species of Madatyphlops (Serpentes: Typhlopidae) endemic to Mayotte Island, Comoros Archipelago. Anat Rec. 2021; 1– 15


Weitere Meldungen

Durch gut erhaltene Knorpelringe ist die Luftröhre des Reptils sehr gut erkennbar.; Bildquelle: Senckenberg/Behr

Messelfund: Schlangenfossil mit Luftröhrenerhaltung

Das Senckenberg-Grabungsteam hat innerhalb von vier Wochen im Juni und Juli über 800 Funde aus den 47 Millionen Jahre alten Ölschiefern der Grube Messel geborgen
Weiterlesen

Im hinteren Abschnitt der weiblichen Schlange sind Knochen von mindestens zwei Embryonen zu erkennen.; Bildquelle: Senckenberg

Weltweit erster fossiler Beleg für lebendgebärende Schlangen

Ein argentinisch-deutsches Wissenschaftler*innen-Team, unter ihnen Senckenberger Krister Smith, hat den weltweit ersten fossilen Beleg für eine Lebendgeburt bei Schlangen erbracht
Weiterlesen

Die neu beschriebene Krötenkopf-Lanzenotter Bothrocophias tulitoi sp. nov.; Bildquelle: Juan Pablo Hurtado-Gómez

Neue Giftschlangen in Kolumbien entdeckt

Senckenberg-Wissenschaftler Juan Pablo Hurtado-Gómez hat gemeinsam mit einem südamerikanischen Team zwei neue Arten aus der Gattung der Krötenkopf-Lanzenottern beschrieben
Weiterlesen

Exemplar der Schlangenart Myanophis thanlyiensis.; Bildquelle: Gunther Köhler

Neue Schlangenart in Myanmar entdeckt

Senckenberg-Wissenschaftler Prof. Dr. Gunther Köhler hat zusammen mit einem internationalen Team der Universität East Yangon in Myanmar eine neue Wasserschlangenart entdeckt und erstmals beschrieben
Weiterlesen

Die neu beschriebene Pythonart Messelopython freyi ist der älteste bekannte fossile Nachweis eines Pythons weltweit.; Bildquelle: Senckenberg

Weltweit ältester Python gefunden

Senckenberg-Wissenschaftler Krister Smith hat gemeinsam mit seinem Kollegen Hussam Zaher von der Universität in São Paulo die weltweit ältesten bekannten Fossilien einer Pythonart beschrieben
Weiterlesen

Cylindrophis slowinskii; Bildquelle: Justin Bernstein

Neue Schlangenart aus Myanmar im Museum entdeckt

Bisher unbekannte, ungiftige Schlangenart aus Myanmar nach dem Reptilienkundler Joe Slowinski benannt
Weiterlesen

Alpen-Barrenringelnatter (Natrix helvetica) von der oberen Isar bei Mittenwald.; Bildquelle: Frank Glaw (SNSB-ZSM)

Neue Schlangenart in Bayern: die Alpen-Barrenringelnatter

Forscher der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) haben in der Alpenregion Bayerns eine bisher übersehene Schlangenart entdeckt
Weiterlesen

Museum für Naturkunde Berlin

Forscher am Naturkundemuseum Berlin entdeckt neue Erdviper in Westafrika

Ein internationales Forscherteam unter Leitung von Mark-Oliver Rödel vom Museum für Naturkunde Berlin fand im Nordwesten Liberias und im Südosten Guineas drei Erdvipern, die später als eine bisher unbekannte Art (Atractaspis branchi) identifiziert wurden
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen