VET-MAGAZIN logo
Miteinander, oder nur nebeneinander her? Wie sich Tiere in der Landschaft bewegen
Rick marin via Wikimedia Commons
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr bei Fledertieren
Zoharby via Wikimedia Commons
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr…
Zauneidechsen fühlen sich an Bahngleisen wohl
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN
Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Helene Widmann
Allgemein

Fallbericht: Leopardgecko mit postovulatorischer Legenot

Die Geckodame Lily wurde nach 5 wöchiger Inappetenz und hochgradiger Abmagerung in der Exotenambulanz vorgestellt. Der Allgemeinzustand zeigte sich mgr vermindert, das Tier war hgr dehydriert und kachektisch.

. . .

Die Maulschleimhaut wies eine ggr livide Verfärbung auf. Im Bauchraum konnte eine  derbe Struktur palpiert werden.

Mittels Zahnröntgen wurde ein Grundbilderpaar angefertigt (Bild 1 und 2), welches eine unregelmäßige mgr verschattete längsovale Struktur im Cölom zeigte. Damit konnte der Verdacht einer postovulatorischen Legenot bestätigt werden.

Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Bild 2
Helene Widmann

Aufgrund der rauen Oberfläche und Größe des Eies, der Dauer der Erkrankung und des schlechten Allgemeinzustandes konnte nur ein chirurgisches Vorgehen nach Stabilisierung des Geckos erwägt werden. 

Diese erfolgte mit Glucose 5%/Ringer/Traumeel s.c.. Darüberhinaus wurde auch Meloxidyl 0,2mg/kg s.c. verdünnt mit Engystol subcutan verabreicht.

Am nächsten Tag wurde Lily bei der Morgenvisite mit angewärmter Infusion s.c. Versorgt. Die Prämediaktion mittels Butomidor/Sedator i.m. erfolgte am frühen Nachmittag. 20 Minuten später wurde der Gecko mittels Maske und Ayers System an das Narkosesystem mit Isofluran angeschlossen. 

Die Lagerung erfolgte auf einer Wärmematte. Nach Anflutung mit 5% und Überwachung der Atmung konnte der Gecko nach ca. 10 Minuten in Rückenlage gebracht werden (Bild 3). 

Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Bild 3
Helene Widmann

Nach Überprüfung der Narkosetiefe wurde das Isofluran nun auf 2% reduziert. Nach Desinfektion des Operationsfeldes erfolgte ein medianer Schnitt unter Schonung der abdominalen Vene. 

Der Schnitt mußte noch zweimal verlängert werden, damit der Legedarm mit dem pathologisch verändertem Ei vorverlagert werden konnte (Bild 4). Nach doppelter Ligatur mit Monosyn 5/0 erfolte das Absetzen des Legedarms.

Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Bild 4
Helene Widmann

Daraufhin wurden auch beide Eierstöcke vorverlagert und nach Ligatur mit Monosyn 5/0 entfernt. Die Kontrolle der Bauchhöhle auf Blutungen zeigte keine Anzeichen einer undichten Ligatur. 

Durch die Entfernung des Legedarms inklusive Inhalt entstand eine akutes Volumendefizit im Bauchraum, weshalb zur Unterstützung des Kreislaufes angewärmte Ringerlösung in die Bauchhöhle eingebracht wurde. Der Verschluß des Peritoneums erfolgte fortlaufend, die äußere Haut mit liegenden U-Nähten. In beiden Fällen wurden die Ligaturen mit Monosyn 5/0 gesetzt.

Zur Abwendung jeglicher postoperativen Komplikationen erhielt der Gecko einmalig Marbocyl 10mg/kg s.c..

Die Naht wurde daraufhin mit verdünnter Calendula Urtinkturlösung gespült. "Lily" wurde wieder in Brustbauchlage verbracht. Zügig wurde ein post operatives Foto des Geckos mit dem gefüllten Legedarm und den inaktiven Ovarien angefertigt (Bild 5).

Damit kann dem Tierhalter gut Auskunft über den OP Verlauf gegeben werden. Nach Applikation von Antisedan i.m. wurde "Lily" im Terrarium bei optimaler Temperatur untergebracht. Schon eine Stunde später kletterte sie in ihre Höhle.

Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Bild 5
Helene Widmann

Aufgrund der hochgradigen Austrocknung durch den pathologischen Prozess im Legedarm benötigte "Lily" noch vier Tage Infusionen und Schmerzmittel. Zur Stärkung wurde sie auch einmal täglich mit RC Recovery 20ml/kg zwangsgefüttert. 

Bei ihrer Entlassung am fünften Tag post OP zeigte sich die OP Naht trocken, alle Nähte in situ, keine Wundschwellung. Das Allgemeinbefinden war ruhig und aufmerksam, Reflexe prompt und die Schleimhäute blassrosa. Die Faltenbildung am lateralen Thorax durch die Austrocknung war nur mehr geringgradig zu sehen.

Um eine ungestörte Wundheilung zu gewährleisten wurde dem Tierhalten noch eine Kotuntersuchung empfohlen. Fünf Tage post OP ist die Heilung des Hautschnittes bereits ausreichend fortgeschritten, um eine Verbringung in das Terrarium mit Sand ohne Risiko durchführen zu können.

Wir freuen uns schon, wenn wir "Lily" zur Entfernung der Nähte in sechs Wochen wiedersehen!

Diskussion

Leopardgeckos, Eublepharis macularius, kommen ursprünglich aus dem südwestlichen Asien und gehören zu den Lidgeckos (Eublepharidea). Ihr Habitat besteht aus felsigen Steppen und Halbwüsten. Sie werden ca 25 bis 30cm lang und können bei artgerechter Haltung ein Alter von 25 Jahren erreichen. Die Ernährung besteht aus Insekten und Kleinsäugern.

Leopardgeckos sind dämmerungs- und nachtaktiv. Sie sind Einzelgänger, nutzen aber oft gemeinsame Verstecke, weshalb sich eine Rangordnung entwickelt. Die Verpaarung erfolgt unter natürlichen klimatischen Verhältnissen Mitte März, wonach nach ca. 4 Wochen zwei Eier gelegt werden. 

Diese werden in warmen Bodengrund vergraben. Die Geschlechterdetermination erfolgt aufgrund der Umgebungstemperatur. In einem Jahr werden bei günstigen Bedingungen mehrmals Eier abgelegt.

Bei suboptimaler Haltung, einseitiger nicht artgerechter Fütterung, chronischer Parasitose oder Stress mit Artgenossen kann es zu schwerwiegenden Störungen im Reproduktionstrakt kommen. Dies äußert sich meist in Problemen bei der Eiablage. Hypokalzämie, Entzündungen des Legedarms oder schwache Bemuskelung im Zusammenhang mit Eiablageproblemen zu beobachten.

Das Fehlen eines jahreszeitlichen Rhythmus mit konstant hoher Temperatur und Anwesenheit eines Männchens kann zu Dauerlegen führen, was den weiblichen Körper in Folge signifikant schwächen kann. Die Tiere verlieren an Gewicht und es fehlt schlußendlich die Kraft und Energie für einen physiologischen Legevorgang.

Ist das Weibchen ohne Männchen untergebracht besteht ein erhöhtes Risko der Entwicklung einer präovulatorischen Legenot, da die hormonelle Stimulation aufgrund der Abwesenheit eines männlichen Tieres fehlt.

Mag. Helene Widmann

AniCura Tierarztpraxis Aspern
[email protected]

Bildergalerie mit 5 Bildern

Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Helene Widmann
Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Helene Widmann
Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Helene Widmann
Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Helene Widmann
Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
Helene Widmann
Postovulatorische Legenot beim Leopardgecko
. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Tierarztpraxis gründen und betreiben
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…
Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…