Fallbericht: Leopardgecko mit postovulatorischer Legenot
Die Geckodame Lily wurde nach 5 wöchiger Inappetenz und hochgradiger Abmagerung in der Exotenambulanz vorgestellt. Der Allgemeinzustand zeigte sich mgr vermindert, das Tier war hgr dehydriert und kachektisch.
Die Maulschleimhaut wies eine ggr livide Verfärbung auf. Im Bauchraum konnte eine derbe Struktur palpiert werden.
Mittels Zahnröntgen wurde ein Grundbilderpaar angefertigt (Bild 1 und 2), welches eine unregelmäßige mgr verschattete längsovale Struktur im Cölom zeigte. Damit konnte der Verdacht einer postovulatorischen Legenot bestätigt werden.

Aufgrund der rauen Oberfläche und Größe des Eies, der Dauer der Erkrankung und des schlechten Allgemeinzustandes konnte nur ein chirurgisches Vorgehen nach Stabilisierung des Geckos erwägt werden.
Diese erfolgte mit Glucose 5%/Ringer/Traumeel s.c.. Darüberhinaus wurde auch Meloxidyl 0,2mg/kg s.c. verdünnt mit Engystol subcutan verabreicht.
Am nächsten Tag wurde Lily bei der Morgenvisite mit angewärmter Infusion s.c. Versorgt. Die Prämediaktion mittels Butomidor/Sedator i.m. erfolgte am frühen Nachmittag. 20 Minuten später wurde der Gecko mittels Maske und Ayers System an das Narkosesystem mit Isofluran angeschlossen.
Die Lagerung erfolgte auf einer Wärmematte. Nach Anflutung mit 5% und Überwachung der Atmung konnte der Gecko nach ca. 10 Minuten in Rückenlage gebracht werden (Bild 3).

Nach Überprüfung der Narkosetiefe wurde das Isofluran nun auf 2% reduziert. Nach Desinfektion des Operationsfeldes erfolgte ein medianer Schnitt unter Schonung der abdominalen Vene.
Der Schnitt mußte noch zweimal verlängert werden, damit der Legedarm mit dem pathologisch verändertem Ei vorverlagert werden konnte (Bild 4). Nach doppelter Ligatur mit Monosyn 5/0 erfolte das Absetzen des Legedarms.

Daraufhin wurden auch beide Eierstöcke vorverlagert und nach Ligatur mit Monosyn 5/0 entfernt. Die Kontrolle der Bauchhöhle auf Blutungen zeigte keine Anzeichen einer undichten Ligatur.
Durch die Entfernung des Legedarms inklusive Inhalt entstand eine akutes Volumendefizit im Bauchraum, weshalb zur Unterstützung des Kreislaufes angewärmte Ringerlösung in die Bauchhöhle eingebracht wurde. Der Verschluß des Peritoneums erfolgte fortlaufend, die äußere Haut mit liegenden U-Nähten. In beiden Fällen wurden die Ligaturen mit Monosyn 5/0 gesetzt.
Zur Abwendung jeglicher postoperativen Komplikationen erhielt der Gecko einmalig Marbocyl 10mg/kg s.c..
Die Naht wurde daraufhin mit verdünnter Calendula Urtinkturlösung gespült. "Lily" wurde wieder in Brustbauchlage verbracht. Zügig wurde ein post operatives Foto des Geckos mit dem gefüllten Legedarm und den inaktiven Ovarien angefertigt (Bild 5).
Damit kann dem Tierhalter gut Auskunft über den OP Verlauf gegeben werden. Nach Applikation von Antisedan i.m. wurde "Lily" im Terrarium bei optimaler Temperatur untergebracht. Schon eine Stunde später kletterte sie in ihre Höhle.

Aufgrund der hochgradigen Austrocknung durch den pathologischen Prozess im Legedarm benötigte "Lily" noch vier Tage Infusionen und Schmerzmittel. Zur Stärkung wurde sie auch einmal täglich mit RC Recovery 20ml/kg zwangsgefüttert.
Bei ihrer Entlassung am fünften Tag post OP zeigte sich die OP Naht trocken, alle Nähte in situ, keine Wundschwellung. Das Allgemeinbefinden war ruhig und aufmerksam, Reflexe prompt und die Schleimhäute blassrosa. Die Faltenbildung am lateralen Thorax durch die Austrocknung war nur mehr geringgradig zu sehen.
Um eine ungestörte Wundheilung zu gewährleisten wurde dem Tierhalten noch eine Kotuntersuchung empfohlen. Fünf Tage post OP ist die Heilung des Hautschnittes bereits ausreichend fortgeschritten, um eine Verbringung in das Terrarium mit Sand ohne Risiko durchführen zu können.
Wir freuen uns schon, wenn wir "Lily" zur Entfernung der Nähte in sechs Wochen wiedersehen!
Diskussion
Leopardgeckos, Eublepharis macularius, kommen ursprünglich aus dem südwestlichen Asien und gehören zu den Lidgeckos (Eublepharidea). Ihr Habitat besteht aus felsigen Steppen und Halbwüsten. Sie werden ca 25 bis 30cm lang und können bei artgerechter Haltung ein Alter von 25 Jahren erreichen. Die Ernährung besteht aus Insekten und Kleinsäugern.
Leopardgeckos sind dämmerungs- und nachtaktiv. Sie sind Einzelgänger, nutzen aber oft gemeinsame Verstecke, weshalb sich eine Rangordnung entwickelt. Die Verpaarung erfolgt unter natürlichen klimatischen Verhältnissen Mitte März, wonach nach ca. 4 Wochen zwei Eier gelegt werden.
Diese werden in warmen Bodengrund vergraben. Die Geschlechterdetermination erfolgt aufgrund der Umgebungstemperatur. In einem Jahr werden bei günstigen Bedingungen mehrmals Eier abgelegt.
Bei suboptimaler Haltung, einseitiger nicht artgerechter Fütterung, chronischer Parasitose oder Stress mit Artgenossen kann es zu schwerwiegenden Störungen im Reproduktionstrakt kommen. Dies äußert sich meist in Problemen bei der Eiablage. Hypokalzämie, Entzündungen des Legedarms oder schwache Bemuskelung im Zusammenhang mit Eiablageproblemen zu beobachten.
Das Fehlen eines jahreszeitlichen Rhythmus mit konstant hoher Temperatur und Anwesenheit eines Männchens kann zu Dauerlegen führen, was den weiblichen Körper in Folge signifikant schwächen kann. Die Tiere verlieren an Gewicht und es fehlt schlußendlich die Kraft und Energie für einen physiologischen Legevorgang.
Ist das Weibchen ohne Männchen untergebracht besteht ein erhöhtes Risko der Entwicklung einer präovulatorischen Legenot, da die hormonelle Stimulation aufgrund der Abwesenheit eines männlichen Tieres fehlt.
Mag. Helene Widmann
AniCura Tierarztpraxis Aspern
[email protected]
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