ZZF unterstützt Koi-Herpesvirus-Infektionen Forschungsprojekt
(20.01.2005) Die WZF, Tochtergesellschaft des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe, finanziert Forschungsprojekt zur Übertragung von Koi-Herpesvirus-Infektionen durch symptomlose Trägerfische an der Tierärztlichen Hochschule Hannover
Seit einigen Jahren sterben weltweit immer mehr Zierkarpfen an Infektionen mit dem Koi Herpesvirus (KHV). Um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern und Möglichkeiten des Schutzes vor der Infektion zu finden, finanziert die WZF GmbH, Tochtergesellschaft des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF), auf Anregung des Verbandes ein zweijähriges KHV-Forschungsprojekt der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Auch das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Insel Riems arbeitet an dem Projekt mit.
Existenz des Koihandels sichern
"Mit unserer Unterstützung wollen wir die Existenz des deutschen und internationalen Koihandels sichern, und wir hoffen, im Sinne der Tiere geeignete Schutzmaßnahmen vor dem hoch ansteckenden Virus zu finden", erklärt WZF-Geschäftsführer Herbert Bollhöfer. An der meist tödlich verlaufenden KHV-Infektion können sowohl Speise- als auch Koi-Karpfen erkranken. Für den Menschen ist das Virus ungefährlich. "Kranke Koi sind an Hautverletzungen, massiver Schleimbildung, der in Fetzen abgestoßen wird, und teilweise absterbenden Kiemen zu erkennen", erläutert Prof. Dr. Dieter Steinhagen, Professor im Fachgebiet Fischkrankheiten und Fischhaltung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Bisherige Maßnahmen nicht ausreichend
In Mitteleuropa tritt die Erkrankung vor allem in den Sommermonaten Juni bis Oktober bei Wassertemperaturen von etwa 16 bis 28 Grad Celsius auf. Einige Zuchtländer haben versucht, in Anlehnung an diese Beobachtung eine Immunisierung ihrer Koi aufzubauen. Sie haben ganze Koi-Bestände mit dem Virus in Kontakt gebracht, die Krankheit aber in über 30 Grad warmem Wasser ausheilen lassen. Überlebende Koi zeigen bei einem späteren Kontakt mit dem Virus keine Krankheitsanzeichen mehr. Allerdings ist inzwischen bekannt, daß sie Träger des Virus bleiben und bisher nicht infizierte Fische anstecken können: "Die Immunität hält nicht lebenslang und da bislang unklar ist, aufgrund welcher Bedingungen das Virus wieder ausbricht und Tiere daran sterben, ist eine weltweite Durchseuchung zu riskant. Denn bei einer epidemischen Verbreitung der Krankheit beispielsweise in südostasiatischen Ländern mit der Folge eines Massensterbens von Speisekarpfen würde dies massive Ernährungsengpässe verursachen, da der Karpfen dort eine zentrale Bedeutung als Eiweißlieferant für die Bevölkerung hat", erklärt Dr. med.vet. Markus Biffar, Fachtierarzt bei der amtra Aquaristik GmbH und Aquarium Glaser GmbH und Mitglied der ZZF-Fachgruppe Zierfisch- und Wasserpflanzengroßhandel.
Die im ZZF organisierten Zierfischgroßhändler haben daher bereits zu Beginn des Jahres 2003 beschlossen, alle importierten Koi stichprobenweise mittels der damals neu etablierten PCR-Nachweismethode testen zu lassen. Sie verpflichteten sich, ausschließlich Fische aus KHV-negativen Chargen zu vermarkten. "Diese Selektionsmaßnahme hat dazu beigetragen, daß es in Deutschland 2003 und 2004 deutlich weniger KHV-Ausbrüche bei Koi gab, was auch von den bei entsprechenden Ausbrüchen hinzugezogenen Tierärzten bestätigt wird", so Dr. Markus Biffar. Sogar international sei der von den ZZF-organisierten Koi-Importeuren eingeschlagene Weg auf großes Interesse gestoßen.
Da jedoch auch die PCR-Methode, bei der Virus-DNA im Fischgewebe nachgewiesen wird, und andere Testverfahren nicht hundertprozentig zuverlässig sind, gibt es im Bereich der Diagnostik nach wie vor Forschungsbedarf. Insbesondere bei infizierten Fischen, die klinisch gesund erscheinen, kann das Virus oft nicht festgestellt werden. Zudem ist noch unklar, unter welchen Bedingungen Fische, die die Krankheit überlebt haben, die Infektion verschleppen und gesunde Koi anstecken können.
Forschungsprojekt gibt Hoffnung
Bei dem von ZZF/WZF finanzierten Forschungsprojekt wird daher insbesondere untersucht, in welches Fisch-Gewebe das Virus sich zurückzieht: "Wir werden Koi nach überstandener Infektion mit dem KH-Virus über einige Monate beobachten und auf Virus in Blut, Kiemen, Milz, Niere, Gehirn, Kot oder Urin untersuchen. Nur dann können wir spontane Ausscheidungen von infektionsfähigem Virus erkennen. Außerdem gehen wir der Frage nach, ob die Tiere bei Belastungen wie Transportstreß, Mangelernährung oder bei der Infektion mit anderen Krankheitserregern erneut infektiöses Virus produzieren und ausscheiden", erklärt Prof. Dr. Dieter Steinhagen das Projekt.
Neue Nachweisverfahren und Impfschutz
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit wurde zu dem Forschungsprojekt hinzugezogen, weil dort intensiv daran gearbeitet wird, die KHV-Nachweisverfahren zu verbessern. Beispielsweise sucht das Institut nach Antikörpern gegen das KHV im Blutserum befallener Fische, woraus eine neue Nachweismethode entwickelt werden könnte. Darüber hinaus will die Tierärztliche Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit dem FLI versuchen, einen Impfstoff gegen KHV aus bereits bekannten Viren, für die Koi nicht anfällig sind, zu entwickeln. Dabei wird darauf gebaut, daß der Organismus oft zwei verwandte Viren nicht auseinanderhalten kann und Abwehrkräfte entwickelt, die auch den KHV angreifen. Prof. Dr. Steinhagen ist zuversichtlich, daß die Forschungsarbeit interessante Ergebnisse liefern wird: "Wir werden hilfreiche Befunde bekommen, auch wenn der Herpesvirus einer der unberechenbarsten Viren ist."