Methylquecksilber und anorganisches Quecksilber in Lebensmitteln

(27.12.2012) EFSA aktualisiert Bewertung des Risikos durch Methylquecksilber und anorganisches Quecksilber in der Ernährung für öffentliche Gesundheit

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat tolerierbare wöchentliche Aufnahmemengen (Tolerable Weekly Intakes – TWI) bzw. „unbedenkliche Werte“ festgelegt, um die Verbraucher vor gesundheitsschädlichen Wirkungen durch das mögliche Vorhandensein der wichtigsten Formen von Quecksilber in Lebensmitteln – Methylquecksilber und anorganisches Quecksilber – zu schützen.

Methylquecksilber ist die vorherrschende Form von Quecksilber in Fisch und anderen Meeresfrüchten und besonders giftig für das sich entwickelnde Nervensystem einschließlich des Gehirns.

Zwar ist unwahrscheinlich, dass die durchschnittliche Exposition gegenüber Methylquecksilber in Lebensmitteln den TWI-Wert überschreitet, bei Verbrauchern mit hohem und häufigem Fischkonsum jedoch steigt die Wahrscheinlichkeit, diesen Wert zu erreichen. Da zu dieser Gruppe auch Schwangere zählen können, kann es zu einer Exposition des Fötus in einer kritischen Entwicklungsphase des Gehirns kommen.

Anorganisches Quecksilber ist weniger giftig und findet sich ebenfalls in Fisch und anderen Meeresfrüchten sowie in Fertiggerichten. Für die meisten Menschen ist die Wahrscheinlichkeit niedrig, dass die lebensmittelbedingte Exposition gegenüber anorganischem Quecksilber den TWI-Wert überschreitet, sofern keine anderen Expositionsquellen hinzukommen.

Auf Ersuchen der Europäischen Kommission hat das Wissenschaftliche Gremium der EFSA für Kontaminanten in der Lebensmittelkette (CONTAM) unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Toxizität dieser Formen von Quecksilber die vorläufigen TWI-Werte, die 2003 und 2010 vom gemeinsamen FAO/WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) festgelegt wurden, bewertet.

Das CONTAM-Gremium hat in seinem Gutachten einen TWI-Wert von 4 µg/kg Körpergewicht (KG) für anorganisches Quecksilber festgesetzt, der mit dem des JECFA übereinstimmt.

Für Methylquecksilber deuten neue Studien darauf hin, dass vorteilhafte Wirkungen im Zusammenhang mit langkettigen Omega-3-Fettsäuren in Fisch bisher möglicherweise dazu geführt haben, dass die potenziellen schädlichen Wirkungen von Methylquecksilber in Fisch unterschätzt wurden.

Das Gremium hat daher einen TWI-Wert von 1,3 µg/kg KG für Methylquecksilber vorgeschlagen, der niedriger als der vom JECFA festgelegte Wert von 1,6 µg/kg KG ist.

Genauere Daten zum Lebensmittelverzehr und zu den Quecksilberkonzentrationen in Lebensmitteln haben es dem Gremium ermöglicht, die Exposition des Menschen gegenüber Methylquecksilber durch die Ernährung genauer abzuschätzen.

Fischfleisch, vor allem Thunfisch, Schwertfisch, Kabeljau, Weißfisch und Hecht, wurden für alle Altersgruppen als Hauptquellen der Methylquecksilber-Exposition in Europa identifiziert, während für Kinder noch Seehecht hinzukommt.

Die Exposition von Frauen im gebärfähigen Alter wurde besonders berücksichtigt, und es zeigte sich, dass sie nicht von derjenigen der erwachsenen Allgemeinbevölkerung abweicht. Die lebensmittelbedingte Exposition bei Verbrauchern mit hohem und häufigem Fischkonsum war im Allgemeinen etwa doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung.

Das vorliegende Gutachten befasst sich ausschließlich mit Risiken im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber anorganischem Quecksilber und Methylquecksilber durch die Ernährung und bewertet nicht die ernährungsphysiologischen Vorteile bestimmter Lebensmittel (z.B. von Fisch und anderen Meeresfrüchten).

Das CONTAM-Gremium fügte jedoch hinzu, dass die potenziellen vorteilhaften Wirkungen des Fischkonsums ebenfalls berücksichtigt werden sollten, falls Maßnahmen zur Verringerung der Methylquecksilber-Exposition von Risikomanagern geprüft werden.

Link: Scientific Opinion on the risk for public health related to the presence of mercury and methylmercury in food



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