Westafrikanische Fischbestände besser managen

(15.06.2014) Afrika-Projekte des Thünen-Instituts für Seefischerei gehen in die praktische Phase, Forschungsschiff Walther Herwig III bricht in die Gewässer vor Westafrika auf

Die Fischgründe vor der westafrikanischen Küste zählen zu den produktivsten Meeresgebieten weltweit und werden nicht nur von den angrenzenden Staaten, sondern in hohem Maße auch von Trawlern anderer Länder befischt.

Unzureichende Fischereikontrolle, aber auch Defizite in der fischereiwissenschaftlichen Infrastruktur und im Fischereimanagement sorgen dafür, dass ein Großteil der dortigen Fischbestände als überfischt und nicht nachhaltig bewirtschaftet gilt.


Unterwegs in westafrikanische Gewässer: Das Fischereiforschungsschiff Walther Herwig III

Diesem Mangel will das Hamburger Thünen-Institut für Seefischerei begegnen; zum einen mit der durch BMBF und BMEL geförderten deutsch-französisch-afrikanischen Forschungskooperation AWA (Umsetzung des Ökosystemansatzes im Fischereimanagement vor West-Afrika), zum anderen mit dem EU-Projekt PREFACE (Vorhersage und Auswirkungen von Klimaänderungen im tropischen Nord-Atlantik).

Im Rahmen dieser Projekte ist das deutsche Fischereiforschungsschiff Walther Herwig III am 12. Juni 2014 zu einer gut fünfwöchigen Reise aufgebrochen, um Arbeiten in den westafrikanischen Gewässern vor Mauretanien, Senegal und vor den Kapverdischen Inseln durchzuführen.

Die Zusammensetzung der wissenschaftlichen Crew spiegelt den neuen interdisziplinären und internationalen Ansatz der deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit in Bildung und Forschung wider: Neben fünf deutschen Wissenschaftlern sind sechs weitere Kollegen aus Senegal, Marokko, Mauretanien und Spanien an Bord.

Am 20. Juli wird die Walther Herwig III wieder in ihrem Heimathafen Bremerhaven zurück erwartet. Während der Reise berichten die Thünen-Forscher in einem online-Blog über aktuelle Geschehnisse. Das Seetagebuch kann in den kommenden Tagen über http://www.ti.bund.de/seetagebuecher abgerufen werden.

Zentrales Ziel der deutsch-französisch-afrikanischen Forschungszusammenarbeit ist das ‚capacity building‘, speziell die Ausbildung von Doktoranden, wechselseitiger Austausch von Wissenschaftlern sowie die Durchführung von Seminaren und Workshops. Das soll die teilnehmenden afrikanischen Staaten in die Lage versetzen, ihre Meeresressourcen besser managen zu können.

Die westafrikanischen Fischbestände bilden eine wesentliche Komponente für die heimische Fischerei und sind zusätzlich auch durch den Export und den lizensierten Fang durch Drittstaaten ein bedeutender ökonomischer Faktor.

Mit Hilfe von schiffsgestützen Untersuchungen und gekoppelten biologisch-ökonomischen Modellen werden am Ende Bewirtschaftungsempfehlungen für eine nachhaltige Nutzung der dortigen Fischbestände entwickelt.

Das EU-Projekt PREFACE baut darauf auf und widmet sich dem Einfluss von Klimafolgen auf die Nutzbarkeit der lebenden Meeresschätze in der Region. Das Thünen-Institut konzentriert sich hier auf Fische der Tiefsee, die immer mehr ins Zentrum der Begehrlichkeit der Fischerei rücken, aber gleichzeitig eine extrem wichtige Rolle in den Meeresökosystemen spielen.

Inwieweit Folgen des Klimawandels die Verbreitung dieser sensiblen Fischarten im subtropischen Atlantik beeinflussen, soll nun untersucht werden.

Deutsche Partner des Thünen-Instituts in diesen Projekten sind die Universität Kiel, GEOMAR Kiel, das Zentrum für Marine Tropenforschung Bremen und das Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft der Universität Hamburg.



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