Wie Haie das Ende der Dinosaurier überstanden
Gesteinsschichten, die kurz vor und unmittelbar nach dem Asteroiden-Einschlag abgelagert wurden und Hinweise auf diese Umweltkatastrophe überliefern, sind äußert selten.
In Österreich gibt es sogar zwei Stellen an denen diese Grenzschichten zugänglich sind. Durch mehrere umfangreiche Grabungskampagnen in Salzburg und der Steiermark wurden durch das Team des Naturhistorischen Museums Wien mehr als vier Tonnen Gestein entnommen, aus denen nach mühevoller Aufbereitung und Präparation über 9.000 fossile Zähne und Schuppen von Haien und Knochenfischen ausgepickt werden konnten.
Die Analyse der tiefmarinen Ablagerungen zeigte einen deutlichen Wechsel in der Häufigkeit der Zähne von Knochenfischen und Haien. Doch überraschenderweise waren die beiden Gruppen ganz unterschiedlich betroffen.
Während Knochenfische in der Kreidezeit dominanter waren als Haie, verschwanden sie nach dem Asteroiden-Einschlag beinahe vollständig. Dafür wurden die Haie nach dem Aussterbe-Ereignis wesentlich häufiger. Wahrscheinlich übernahmen sie die freigewordenen ökologischen Nischen der Knochenfische.
„Der unterschiedliche Erfolg beider Tiergruppen, die eigentlich denselben Lebensraum bewohnten, war das Resultat verschiedener Fortpflanzungsstrategien bei Haien und Knochenfischen,“ so Iris Feichtinger.
„Wir sehen, dass einige Organismen, die am Beginn der Nahrungskette standen, durch die Umweltkatastrophe stark dezimiert wurden. Das führte zu einem Kollaps der Primärproduktion in den Ozeanen,“ vermutet die Mikropaläontologin Anna Weinmann.
„Im Gegensatz zu Haien produzieren die meisten Knochenfische viele Eier, aus denen kleine, empfindlich Fischlarven schlüpfen. Diese kleinen Fischlarven sind besonders sensibel gegenüber äußeren Umwelteinflüssen und Nahrungsverfügbarkeit, wodurch das Überleben der Fischlarven stark an die Primärproduktion gekoppelt ist.
Haie hingegen setzten auf weniger und besser entwickelten Nachwuchs. Daher haben ihre Jungtiere eine höhere Überlebenschance und können sofort aktiv Beute jagen. So sind sie flexibler in der Nahrungsaufnahme,“ resümiert Feichtinger.
Die unterschiedlichen Häufigkeiten von Haien und Knochenfischen waren bei beiden Fundstellen signifikant, obwohl sie vor 66 Millionen Jahren durch einen tiefen Meerestrog getrennt waren. Damit war klar, dass der Niedergang der Knochenfische kein regionales Phänomen war, sondern in ganz verschiedenen Meeresregionen auftrat.
Um weitere Erkenntnisse über die Lebensbedingungen und die sich verändernden Umweltparameter zu erhalten, rekonstruierte das Team anhand von Mikrofossilien auch die ehemalige Wassertiefe und den Sauerstoffgehalt des Bodenwassers. Rasch wurde klar, dass das Vorkommen einiger Haiarten an den Sauerstoffgehalt des Wassers am Meeresgrund gekoppelt war.
„Unsere Analysen zeigen deutlich, dass sich der Bodensauerstoff auf die Lebensbedingungen für bodenlebende Haie auswirkte. Schon kurz nach der Krise stabilisierte sich das Laben am Meeresboden wieder,“ so Mitautor Mathias Harzhauser.
Diese umfangreiche Studie ist richtungsweisend für zukünftige Interpretationen des letzten großen Massenaussterbens vor 66 Millionen Jahren und wurde nun in dem renommierten Journal Proceedings of the National Academy of Sciences publiziert. Ganz nebenbei entdeckte das Team noch neun neue Haiarten aus Österreich.
Publikation
Feichtinger I., Harzhauser M., Pollerspöck J., Auer G., Ćorić S., Kranner M., Kallanxhi M-E, Weinmann A.E., and Guinot G. 2025. Ecological restructuring of North Tethyan marine vertebrate communities triggered by the end-Cretaceous extinction .
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