LokaLaStern: Forellenfutter aus lokalen Ressourcen
Forschende der Hochschule Bremerhaven arbeiten an Forellenfutter aus lokalen Ressourcen.
Aquakultur ist seit Jahren weltweit der am stärksten wachsende Sektor in der Lebensmittelerzeugung und könnte einen maßgeblichen Beitrag zur Ernährungssicherheit zukünftiger Generationen leisten. Allerdings ist die Fütterung mit Fischmehl sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nicht optimal.
Forschende der Hochschule Bremerhaven wollen daher im Projekt „LokaLaStern“ ein nährstoffoptimiertes Futtermittel für Forellen entwickeln, das vollständig aus regionalen Quellen stammt.
Projektpartner sind das Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven und das Forschungsinstitut Futtermitteltechnik der IFF e.V. in Braunschweig. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der industriellen Gemeinschaftsforschung.
13,4 Kilogramm Fisch landeten 2023 laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich pro Person auf deutschen Tellern – Tendenz steigend. Gleichzeitig schrumpfen die Fischbestände in heimischen Gewässern aufgrund von Überfischung, Umweltverschmutzung und Auswirkungen des Klimawandels.
Auch die Aufzucht von Fischen in sogenannten Netzgehegeanlagen ist mit Umweltschäden verbunden. Eine Alternative dazu sind Aquakulturen, bei denen das Wasser gereinigt und wiederverwendet wird, um die Umwelt nicht zusätzlich zu belasten. Doch auch diese funktionieren derzeit nicht optimal.
„Ein bedeutendes ökologisches und wirtschaftliches Problem in der heutigen Aquakultur besteht darin, dass sie weiterhin stark von Fischmehl als Proteinquelle und Fischöl als Fettkomponente abhängig ist. Da Fischmehl und Fischöl endliche Ressourcen sind, steigen ihre Preise kontinuierlich an“, sagt Prof. Dr.-Ing. Rainer Benning von der Hochschule Bremerhaven.
Auch das alternativ verwendete Soja habe umweltrelevante Probleme zur Folge, wie beispielsweise den Anbau von genetisch verändertem Soja, die Abholzung des Regenwaldes und die Umwandlung von Waldflächen in landwirtschaftliche Nutzflächen, was zu einem erhöhten CO2-Fußabdruck durch den Transport führe.
Im Forschungsprojekt „LokaLaStern“ möchten die Forschenden das Futtermittel für Forellen in Aquakulturen optimieren. Entwickeln wollen sie ein Herstellungsverfahren, bei dem die Rohstoffe aus lokalen Quellen wie Mehlkäferlarven, umgangssprachlich Mehlwürmern, stammen. Dabei gehe es auch darum, die Insekten mithilfe gezielter Fütterung mit den Aminosäuren Methionin und Lysin anzureichern.
„Bei den alternativen Proteinquellen ist die Nutzung von Insekten relativ neu. Um die derzeit übliche notwendige Beigabe teurer Einzelaminosäuren in Futtermitteln auf ein Minimum zu reduzieren, besteht die Möglichkeit, die Aminosäurezusammensetzung sowie das Fettsäurespektrum der Insektenlarven durch die Wahl eines geeigneten Substrats zur Fütterung dahingehend zu beeinflussen, dass diese gezielt im Protein akkumuliert werden. Es sollen regionale Nebenströme, beispielsweise aus der Lebensmittelindustrie, genutzt und im Sinne der Bioökonomie aufgewertet werden“, erklärt Prof. Benning.
Erste Erfahrungen mit der Fütterung von Insekten mit Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie, die sonst im Müll landen würden, haben die Forschenden der Hochschule bereits in vergangenen Forschungsprojekten gemacht. Neben angepasstem Insektenprotein sollen regional erzeugte Hülsenfrüchte wie Erbsen oder Lupine und alternative Ölquellen wie Algen zu den Inhaltsstoffen des Fischfutters gehören.
Ein wichtiger Aspekt bei der Frage, wie umweltfreundlich ein Aquakultur-System ist, ist die Wasserqualität. Ist das Wasser zu sehr verschmutzt, muss frisches zugesetzt werden. Um den Wasserbedarf so gering wie möglich zu halten und von den Forellen gut aufgenommen zu werden, muss das Futtermittel bestimmte physikalische Eigenschaften aufweisen. Besonders die Pelletstabilität ist wichtig, aber auch das Sinkverhalten.
Hier möchten die Forschenden sich die stabilisierenden Eigenschaften von Seesternmehl zu Nutzen machen. Im Projekt werden die optimalen Beimengungsraten ermittelt. Das soll auch den Verlust an Stickstoff minimieren sowie den zur Verschmutzung des Kreislaufwassers führende Abrieb reduzieren.
„Das Vorhaben verbessert bestehende Süßwasseraquakulturen und dient der Entwicklung eines neuen Produkts, speziell zur Aufzucht von Forellen in Kreislaufaquakulturen unter Einsatz regional produzierter Futtermittelrohstoffe. Das steigert die Attraktivität insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen“ sagt Prof. Benning.
Das Forschungsprojekt „LokaLaStern – Ein Futtermittelherstellverfahren für Forellen in Kreislaufanlagen basierend auf alternativen lokalen Ressourcen wie Mehlkäferlarve und Seestern“ wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der industriellen Gemeinschaftsforschung. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 713.924,96 Euro. 213.924,96 Euro davon entfallen auf die Hochschule Bremerhaven.
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