Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung erhöht die Häufigkeit humanpathogener Bakterien in der Umwelt

(03.04.2014) Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben herausgefunden, dass Antibiotika, die in der Tierhaltung eingesetzt werden und über die Gülle in die Umwelt gelangen, die Zusammensetzung von Bakterien in Böden beeinflussen.

Im Fokus der Untersuchung stand Sulfadiazin (SDZ), ein weit verbreitetes Tierantibiotikum. Die Forscher beschreiben in der neusten Ausgabe des Fachjournals PLoS ONE, dass schon nach dreimaligem Ausbringen kontaminierter Gülle eine deutliche Abnahme nützlicher Bodenbakterien zu verzeichnen ist, während es gleichzeitig zu einer Zunahme an potentiell humanpathogenen Mikroorganismen kommt.

Helmholtz Zentrum München Da der Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht üblich ist, sind die Auswirkungen für landwirtschaftlich genutzte Flächen, die mit der Gülle dieser Tiere gedüngt werden, von großem Interesse. Dass das Ausbringen von Antibiotika einen Einfluss auf die Zusammensetzung von Bodenbakterien hat, finden die Wissenschaftler nun bestätigt.

„Wir haben einen Rückgang von Bakterien gefunden, die für eine gesunde Bodenbeschaffenheit charakteristisch sind. Das bedeutet einen Verlust der Fruchtbarkeit der Böden und somit auf lange Sicht einen Rückgang der Ernteerträge“, erläutert Prof. Dr. Michael Schloter, Leiter der Abteilung Umweltgenomik am Helmholtz Zentrum München.

„Hinzu kommt die Erkenntnis, dass die Anzahl der im Boden lebenden Mikroben, die für Menschen gesundheitsgefährdend sein können, unter den experimentellen Bedingungen zugenommen hat.“

Weitreichende Konsequenzen für die menschliche Gesundheit

„Die Zunahme an humanpathogenen Mikroorganismen in der Umwelt hat weitreichende Konsequenzen für die menschliche Gesundheit“, sagt Schloter. „Wir stehen in stetigen Kontakt mit diesen Mikroorganismen und entsprechend steigt die Wahrscheinlichkeit, an Infektionen zu erkranken.

Dies betrifft insbesondere Atemwegs- und Lungenerkrankungen, da die Keime durch die Luft eingeatmet werden. Eine Vielzahl der Keime ist darüber hinaus gegen gängige Antibiotika resistent, was oftmals eine Therapie erschwert.

Wir müssen daher dringend ein verändertes Bewusstsein entwickeln, was den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung betrifft. “



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