Bauern der Jungsteinzeit betrieben spezialisierte Rinderhaltung

(27.07.2017) Schweizer Bauern haben bereits vor 5400 Jahren unterschiedliche Arten der Tierhaltung betrieben. Dies zeigt eine Studie von Forschenden der Universität Basel sowie aus Deutschland und Grossbritannien.

Im Fokus der Untersuchung stand die Siedlung «Arbon Bleiche 3» am südlichen Bodenseeufer. Die Fachzeitschrift «Plos One» hat die Ergebnisse veröffentlicht.

Das Dorf «Arbon Bleiche 3» am südlichen Ufer des Bodensees gilt als einer der bedeutendsten jungsteinzeitlichen Fundorte der Schweiz. Aufgrund seiner Lage sind hier organische Materialien wie beispielsweise die Bauhölzer der Häuser erhalten geblieben.


5400 Jahre alter Rinderunterkiefer.

Durch die dendrochronologische Methode konnte man diese Hölzer aufs Jahr genau datieren. So fand man heraus, dass das Dorf zu Beginn des 34. Jahrhunderts v.Chr. in einem Zeitraum von nur 15 Jahren besiedelt war.

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Prof. Jörg Schibler von der Universität Basel rekonstruiert mit Hilfe von Isotopenanalysen Wirtschaftsweise der Bevölkerung am Bodensee von vor 5400 Jahren.

Wie die archäologische Gemeinschaft sozial organisiert war, versuchen die Forscher anhand der Haustierhaltung und Landnutzung zu verstehen, denn diese liefert wertvolle Hinweise zu Ernährung, Mobilität und sozialen Strukturen der jungsteinzeitlichen Dorfgemeinschaft.

Zähne erzählen aus der Vergangenheit

Die Forschenden führten Strontium- und Kohlenstoffisotopenanalysen an den Zähnen und Knochen von 25 Rindern durch. Von den Resultaten konnten sie ableiten, dass die Wirtschaftsweise vor fast 5400 Jahren bereits sehr differenziert war. Die Bauern aus der Jungsteinzeit wandten gleich drei Strategien zur Haltung von Rindern parallel an.

So wurde ein Teil der Herde ganzjährig in der unmittelbaren Umgebung der Siedlung gehalten, während andere Tiere das ganze Jahr hindurch in einiger Entfernung weideten. Ein dritter Teil der Kühe wurde meistens in Siedlungsnähe gehalten, dann aber für einige Monate auf entfernter gelegene Weiden gebracht.

Untersuchungen an Zahnschmelz und an Vegetationsproben legen die Vermutung nahe, dass einige Rinder in der wärmeren Jahreszeit in höher gelegene Regionen gebracht wurden. Dies ist als Hinweis auf eine beginnende alpine Weidewirtschaft zu werten.

Soziale Unterschiede in der Dorfgemeinschaft

Die Studie weist nach, dass einzelne Teile der Rinderherde unterschiedlichen Mobilitätsmustern folgten. Unter den 27 Häusern der Siedlung und ihren Bauern gab es offenbar verschiedene soziale Gruppen, welche auf unterschiedliche Rinderhaltung spezialisiert waren.

«Es ist möglich, dass es bereits in der Jungsteinzeit unterschiedliche Zugangsrechte zu Weideflächen gab», so Claudia Gerling und Jörg Schibler. «Um dem zunehmenden Druck auf die lokale Landschaft auszuweichen, brachten die Menschen ihre Tiere in entfernter gelegene Weideregionen».

Publikation

Claudia Gerling, Thomas Doppler, Volker Heyd, Corina Knipper, Thomas Kuhn, Moritz F. Lehmann, Alistair W.G. Pike, Jörg Schibler
High-resolution isotopic evidence of special



Weitere Meldungen

Milchviehhaltung

Forschungsprojekt zu kuhgebundener Kälberaufzucht in Milchviehbetrieben

Die kuhgebundene Kälberaufzucht, bei der das Kalb nach der Geburt einige Zeit bei der Mutter oder einer Amme Milch säugt, trifft auf ein wachsendes Interesse von Milchviehhalter:innen
Weiterlesen

Kühe auf der Weide; Bildquelle: Dr. Florian Diel/HSWT

Kostenfreier Online-Kurs „Auf Du mit der Kuh“ hilft Rinder besser zu verstehen und im Notfall richtig zu handeln.

Rinder sind in weiten Bereichen Teil des ländlichen Landschaftsbildes. Sie sind Markenzeichen des ländlichen Tourismus mit Bergseen und Wandermöglichkeiten.
Weiterlesen

Rinder im Stall; Bildquelle: Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Antibiotikaresistente Keime bei Mastkälbern und Jungrindern

Bestimmte Haltungssysteme können Abhilfe schaffen
Weiterlesen

Kuh im Stall; Bildquelle: Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Hanf als Tierfutter kann Gesundheit von Kühen beeinträchtigen

Studie: Psychoaktiver Inhaltsstoff Δ9-Tetrahydrocannabinol tritt in die Milch über
Weiterlesen

Werden Kühe zu Unrecht als Klimakiller bezeichnet? Forschende am FBN haben herausgefunden, dass die Klimaziele bei Methan mit einer effizienten Landwirtschaft erreicht werden können; Bildquelle: FBN

Die Kühe und das Klima – historische Daten offenbaren Überraschendes

Seit 2003 stoßen Nutztiere in Deutschland weniger Methan aus als im Jahr 1892
Weiterlesen

Das ZwiHanf-Team sucht nach Lösungen, um Nitrat- und Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft zu reduzieren.; Bildquelle: FBN

Nutzhanf: Einsatz im Kampf gegen Emissionen in der Rinderhaltung?

Stickstoff- und Methanemissionen aus der Landwirtschaft – Landwirte, Wissenschaft und Unternehmen gemeinsam auf der Suche nach Minderungen
Weiterlesen

Freuen sich auf den Projektstart - Dr. Lisa Bachmann (vorne), Dr. Jan Langbein (v.li.), Dr. Nina Melzer und Volker Röttgen; Bildquelle: FBN/Isabel Haberkorn

Institut für Nutztierbiologie Dummerstorf startet Innovationsnetzwerk für gesunde und „glückliche“ Kühe

Das Netzwerk unter Projektleitung der Tierärztin Dr. Lisa Bachmann verfolgt als Zielstellung unter anderem die Entwicklung von Ställen, die auf die Sinneswahrnehmung und physiologischen Bedürfnisse der Tiere ausgerichtet sind
Weiterlesen

Das Johann Heinrich von Thünen-Institut hat berechnet, wie in Rinderställen der Ammoniakausstoß gesenkt werden kann ; Bildquelle: Thünen-Institut/Stefan Linke

Weniger Ammoniak und mehr Tierwohl durch bessere Belüftung

Die Landwirtschaft gilt als eine der größten Quellen für Ammoniakemissionen. Besonders die Rinderhaltung steht im Fokus. Das Johann Heinrich von Thünen-Institut hat berechnet, dass sich der Ammoniakausstoß senken lässt
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen