Hochschule Hannover erforscht Methoden zum Trockenstellen von Eutervierteln beim Milchrind

(12.03.2019) "SmartDryOff" - Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Arzneimittels, das einzelne Euterviertel von Milchkühen bei einer Erkrankung vorübergehend oder permanent trockenstellt.

Bestehende mikrobielle Infektionen können so ausheilen und das Milchrind im Milchbetrieb verbleiben.

Eine Mastitis (Euterentzündung) ist eine der wirtschaftlich bedeutendsten Erkrankungen des Milchrinds. Sie verursacht erhebliche Kosten durch Milchverluste, Mehrarbeit und Therapie. Euterviertel mit chronischen und therapieresistenten Infektionen sind demnach ein großes Problem für milchviehhaltende Betriebe.

Milchrinder
Milchrinder

Sie verursachen Behandlungskosten sowie zusätzlichen Arbeitsaufwand. In der Regel weisen nur ein bis zwei Euterviertel chronische und therapieresistente Infektionen auf. Daher wäre es sinnvoll, diese aus der Milchproduktion zu nehmen.

Das hat den Vorteil, dass die Tiere für die Produktion erhalten bleiben. Das sogenannte Trockenstellen von Einzelvierteln während der Laktation ermöglicht es, erkrankte Viertel aus der Milchproduktion zu nehmen, ohne die Milchleistung des gesamten Euters oder sogar die Kuh zu verlieren.

An dieser Stelle setzt das Vorhaben „SmartDryOff“ unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Krömker (Hochschule Hannover, Fakultät II – Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik) ein.

Das Ziel ist es, eine effektive und zugleich schonende, die Mikroorganismenvermehrung in der Milchdrüse begrenzende Methode zum Trockenstellen einzelner Euterviertel zu entwickeln. Dadurch wird den behandelnden Tierärztinnen und Tierärzten oder Landwirtinnen und Landwirten eine vertretbare und sichere Therapiemöglichkeit geboten.

Derzeit können Milchkühe mit chronisch kranken Eutervierteln entweder nur mit niedrigen Heilungschancen therapiert werden oder das Melken der erkrankten Viertel wird eingestellt. In jedem Fall stellt die Erkrankung ein gesundheitliches Risiko für das betroffene Tier und eine mögliche Infektionsquelle für andere Tiere dar.

Diese gilt es aus Tierschutz- als auch aus ökonomischen Gründen zu beseitigen. Die Merzung betroffener Tiere stellt eine Verschwendung landwirtschaftlicher Ressourcen dar. Zudem widerspricht sie dem Streben nach Verlängerung der Nutzungs- und Lebensdauer der Milchkühe.

Bislang fehlen unter anderem alternative Behandlungsmaßnahmen, um chronisch kranke Euterviertel permanent aus der Produktion zu nehmen. Wenn dies gelänge, könnten betroffene Milchkühe im Milchbetrieb verbleiben, anstatt aus Tierschutzgründen gemerzt zu werden.

Die Arbeitshypothesen des Vorhabens sind:

  1. Desinfizierende Substanzen können in vitro und in vivo euterpathogene Mikroorganismen im Wachstum hemmen, ohne Epithelgewebe im Euter zu zerstören.
  2. Der Einsatz der desinfizierenden Substanz in Kombination mit einer trockenstellenden Substanz lässt eine Addition der Wirkmechanismen zu.
  3. Die Anwendung beider Substanzen in vivo kann zum schonenden, nachhaltigen Trockenstellen einzelner Euterviertel während der Laktation genutzt werden sowie beim planmäßigen Trockenstellen ganzer Milchdrüsen Anwendung finden.


Das Vorhaben dauert insgesamt 30 Monate und ist in fünf Arbeitspakete unterteilt:

  1. Identifikation und Auswahl von (1) Substanzen zur Induktion physiologischer Vorgänge des Trockenstellprozesses sowie (2) Identifikation von schwach desinfizierenden Substanzen mit möglicher Anwendung an Drüsenepithelien.
  2. Entwicklung und Prüfung einer geeigneten desinfizierenden, trockenstellenden Lösung
  3. Feldversuch: Trockenstellen einzelner Euterviertel in der Laktation
  4. Feldversuch: vorübergehendes Trockenstellen ganzer Milchdrüsen
  5. Ergebnisauswertung, -darstellung sowie -publikation


Durch das Vorhaben sollen der Tierschutz verbessert, die Nutzungs- und Lebensdauer von Milchkühen verlängert und Antibiotikagaben verringert werden, um damit die Umweltauswirkungen der Land- und Ernährungswirtschaft zu reduzieren und die Qualität der Rohmilch zu verbessern.



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